In seiner Ausgabe vom Mai 2007 druckte „Cicero“, Magazin für politische Kultur, ein bemerkenswertes Interview mit einem chinesischen Wirtschaftsprofessor ab. Zhao Xiao leitet als Chefökonom das Department für makroökonomische Studien beim Staatsrat Chinas. Gleichzeitig lehrt der 40-jährige an der Universität für Wissenschaft und Technologie in Peking.
Zhao Xiao bezeichnet das Christentum als wichtige Kraft für die Wirtschaft in China. Nach seiner Aussagen sind die meisten chinesischen Christen Lutheraner oder Calvinisten, heute etwa 70 Millionen. Sich selbst bezeichnet er nicht als besonders religiös, aber er fragte sich als Ökonom, wie Unternehmer und Manager zur Ehrlichkeit verpflichtet werden könnten.
Er hatte zum Beispiel nach Gründen gesucht, warum die US-Wirtschaft über so lange Zeit so viel erfolgreicher war als andere Volkswirtschaften und war dabei immer wieder auf die Bedeutung des christlichen Fundaments gestoßen. Zhao Xiao hatte auch die Entwicklung in Südkorea genau studiert, das ja ebenfalls ein rasantes Wirtschaftswachstum hingelegt hat. Dort beträgt der Anteil an Christen heute etwa 35 Prozent.
Nach Überzeugung des Wissenschaftlers muss der Mensch wissen, was gut ist und was schlecht ist. Sonst wird eine Gesellschaft auf Dauer nicht gut funktionieren. Das nötige Fundament kann man aber nicht durch staatliche Gesetze verordnen. Es muss ein Grundkonsens darüber vorhanden sein, Grundregeln, die einer Mehrheit der Menschen einsichtig sind und die sich von sich aus annehmen.
Zhao Xiao hatte seine Gedanken auch in einem Aufsatz der chinesischen Lizenzausgabe des US-Magazins „Esquire“ in China veröffentlicht, der sehr große Resonanz fand. Als er gefragt wurde, ob solche Gedanken nicht seine Karriere gefährdeten, erwiderte er: „Nein, diese Ideen haben einen guten Einfluss auf meinen Beruf.“