Im ersten Teil wurde festgestellt, dass Gott allein segnet. Die Wirkung und Kraft der Segnungen kommen immer von Gott. Biblische Segnungen sind eine besondere Art der Fürbitte, wobei die Breite der Bitte betont wird. Im aaronitischen Segen wird Israel in jeder Hinsicht gesegnet, einschließlich Bewahrung, Gottes Gegenwart und Kraft für den Sieg über Feinde bis zu Frieden (Schalom), Gesundheit und Wohlergehen in einem allumfassenden Sinn. Eine Segnung betont nichts Spezifisches, sondern Gottes Wohlwollen über das Ganze. Segnungen können und sollen durch Fürbitte ergänzt werden, wobei spezifische Anliegen betont werden. Gott erhört Bitten um Segen, wie bei normaler Fürbitte, nach seinem weisen und souveränen Willen.
In diesem Teil werden praktische Fragen behandelt: Wer darf segnen? Wer oder was, wann und wo darf gesegnet werden? Soll mit Handauflegung gesegnet werden? Die Grenzen des Segnens müssen erkannt und konsequent eingehalten werden. Aber manchmal werden auch Begrenzungen auferlegt, die nicht mit der biblischen Lehre übereinstimmen. Diese müssen um der biblischen Freiheit willen vermieden werden.
1. Wer darf segnen?
Im Alten Testament durften alle gläubigen Menschen andere Menschen segnen, d.h. um den Segen Gottes für andere Menschen bitten. Nicht nur die Patriarchen wie Isaak (1Mo 28,1) und Jakob (1Mo 47,7); Leiter der Nation wie Mose (5. Mose 33,1), Josua (Josua 14,13), David (2. Samuel 6,18) und Salomo (1. Könige 8,54-55); und Priester sowohl Aaron (3. Mose 9,22; 2. Chronik 30,27) als auch der Priester Melchisedek (1Mo 14,18-19), sondern auch Israel als Volk (1. Könige 8,66) und Menschen aus dem Volk wie Naomi (Ruth 2,19-20) durften andere Menschen segnen. Wie bei den Feldarbeitern von Boas durften die Israeliten sogar täglich mit dem Segensgruß „Schalom“ („Friede [sei Dir]“) segnen. (Ruth 2,4) Der Segen von gerechten Menschen bringt Gottes Wohlwollen auf eine Stadt: „Durch den Segen der Aufrichtigen steigt eine Stadt auf, …“ (Sprüche 11,11) Agur beschreibt die Schande, wenn „eine Generation, … dem Vater flucht und die Mutter nicht segnet …“ (Sprüche 30,11) Alle gerechten Menschen sollen in der Lage sein, andere zu segnen.
Im Neuen Testament werden auch alle Christen ermutigt, andere zu segnen. Wie Christen Gott segnen, sollen sie auch andere Menschen segnen. (Jakobusbrief 3,9-10) So oft Christen verflucht (Lukasevangelium 6,28), geschmäht (1. Korintherbrief 4,12) oder verfolgt1 werden, sollen sie ihre Gegner segnen. Wenn Christen beauftragt sind, ihre Feinde zu segnen, sollen sie umso mehr ihre eigenen Familien, Freunde, Bekannten und Nachbarn segnen.
Christen werden von Petrus ermahnt, nicht „Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort“ zu vergelten, „sondern im Gegenteil segnet, weil ihr dazu berufen worden seid, dass ihr Segen erbt!“ (1. Petrus 3,9) Weil Gott seine Gemeinde mit „jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus“ gesegnet hat (Epheserbrief 1,3), sollen die Glieder in seiner Gemeinde bereit sein, andere zu segnen. Alle Menschen im Leib
Christen sollen gesunde
Beziehungen zu Gott pflegen, damit sie in der Lage sind, andere zu segnen
Christus sind zum heiligen Priestertum berufen (1. Petrusbrief 2,5.9) und haben dabei das Recht und die Pflicht, andere zu segnen. Deshalb sollen Christen sich nicht scheuen, Gott zu bitten, dass er Verwandte, Freunde, Bekannte und auch Feinde segnet. Es gibt keinen Grund, dass Christen nur selten segnen, statt dies oft und großzügig zu tun. Wie Christen oft spezifische und detaillierte Fürbitten vor Gott bringen, sollen sie auch oft allgemeine, breit angelegte Segnungen vor Gott bringen.
Obwohl alle gläubigen Menschen segnen dürfen, wird Gott manche Gebete und Segnungen von gottlosen Menschen nicht erhören. Der blindgeborene Mensch, den Jesus heilte, wusste schon: „Wir wissen, dass Gott Sünder nicht hört, sondern wenn jemand gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den hört er.“ (Johannesevangelium 9,31) Der Psalmist bezeugt auch: „Wenn ich Unrechtes vorgehabt hätte in meinem Herzen, so hätte der Herr nicht gehört.“ (Psalm 66,18) Und aus Spr 28,9 kommt die Warnung: „Wer sein Ohr abwendet, um die Weisung nicht zu hören, dessen Gebet ist ein Gräuel.“ Christen sollen deshalb gesunde Beziehungen zu Gott pflegen, damit sie in der Lage sind, andere zu segnen.
2. Wer oder was darf gesegnet werden?
2.1 Alle Menschen dürfen normalerweise gesegnet werden
Alle Menschen, Freunde und Feinde dürfen normalerweise gesegnet werden. Alle Menschen brauchen Gottes allumfassenden Segen. Ungläubige Menschen brauchen besonders Gottes Segen, damit ihr ganzes Leben durch die Annahme der Gnade Gottes in Christus verändert wird.
Zur Zeit Moses wurden die geistlichen Leiter in Israel von Gott beauftragt, Gottes Volk regelmäßig zu segnen. Im Prinzip sind geistliche Leiter zu jeder Epoche der Heilsgeschichte gleichermaßen verpflichtet, Gottes Volk zu segnen. Die Praxis der sonntäglichen Segnung, normalerweise am Ende des Gottesdienstes, ist eine gute Anwendung dieses Auftrags. Ab und zu soll aber der Pastor die Bedeutung der Praxis erklären, damit die Gottesdienstbesucher die Segnung richtig verstehen und annehmen. Pastorale Segnungen des Volkes Gottes sollen nicht auf Gottesdienste begrenzt werden, sondern auch bei anderen Anlässen aller Arten ausgeteilt werden.
Pastorale Segnungen sollen Menschen bei allen Lebensübergängen begleitend erteilt werden. Neugeborene Kinder und ihre Eltern sollen gesegnet werden. Dabei werden Gottes Bewahrung, Gegenwart, Gnade und Stärke für das Leben des Kindes und der Leben der Eltern erbeten. Nicht nur die erste Lebensphase des Kindes, sondern sein ganzes Leben wird unter Gottes Segen gestellt. Nicht nur sein körperliches Wohlergehen, sondern sein soziales, geistiges und geistliches Leben sollen berücksichtigt werden, einschließlich seiner Bekehrung, seines geistliches Wachstums und seines Dienstes für Gott und Menschen.
Ehepaare brauchen Gottes Hilfe und sollen bei der Trauung gesegnet werden. Die Kranken und die Sterbenden sollen gesegnet werden, wenn sie an Schwachheit und Schmerzen leiden und der Ewigkeit entgegengehen. Bei der Beerdigung brauchen die trauernden Verwandten, Freunde und Bekannten Gottes Segen. Bei der Einführung in den Dienst sollen sowohl Soldaten als auch Politiker die Gelegenheit nutzen, Gottes Segen für ihren Dienst zu empfangen.
Pastoren und alle Christen sollen großzügig segnen. Die Ermahnung von Jesus bei der Aussendung der Zwölf ist auch passend für den Dienst von Segnungen: „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebt!“ (Matthäusevangelium 10,8b)
Pastorale Segnungen sollen Menschen bei allen Lebensübergängen begleitend erteilt werden
Christen dürfen normalerweise alle Menschen segnen. Wenn Christen sogar ihre Verfolger segnen sollen (Römerbrief 12,14), sollen Menschen von anderen Kulturen, Rassen oder Religionen nicht ausgeschlossen werden. Christen wird auch nicht verboten, einen Segen für sich selbst zu erbitten, wie es Jabez vorbildlich tat.
„Und Jabez war angesehener als seine Brüder; und seine Mutter gab ihm den Namen Jabez, denn sie sagte: Mit Schmerzen habe ich ihn geboren. Und Jabez rief den Gott Israels an und sagte: Dass du mich doch segnen und mein Gebiet erweitern mögest und deine Hand mit mir sei und du das Übel von mir fern hieltest, dass kein Schmerz mich treffe! Und Gott ließ kommen, was er erbeten hatte.“ (1. Chronik 4,9–10)
2.2 Menschen, die sich „Christen“ nennen und in gravierender Ablehnung von Gottes Wort leben, sollen nicht gesegnet werden.
Obwohl gläubige Menschen sogar Feinde und Verfolger im Allgemeinen segnen dürfen und sollen, gibt es doch Begrenzungen bezüglich der Segnung von Menschen. Die Grenzen sind dort, wo Gott selbst die Handlungen, Beziehungen und Tätigkeiten von Menschen ausdrücklich verurteilt.
Ein wichtiges und allgemeingültiges Prinzip in Bezug auf die Grenzen des Segnens ist: Was Gott segnet, soll nicht verflucht werden, und was Gott verflucht, soll nicht gesegnet werden; sonst handeln Menschen deutlich gegen den Willen Gottes. Obwohl Bileam ein geldgieriger Prophet war, verstand er dieses Prinzip. Aus seinem Frust, Israel nicht verfluchen zu können, redete Bileam:
Was Gott segnet, soll nicht
verflucht werden, und was Gott verflucht, soll nicht gesegnet werden
„Wie soll ich fluchen, dem Gott nicht flucht? Wie soll ich verwünschen, den der HERR nicht verwünscht?“ (4. Mose 23,8)
„Und Bileam sagte zu Balak: Habe ich nicht schon zu deinen Boten, die du zu mir gesandt hast, geredet und gesagt: Wenn Balak mir sein Haus voller Silber und Gold gäbe, so wäre ich nicht imstande, den Befehl des HERRN zu übertreten, um aus meinem eigenen Herzen etwas zu tun, Gutes oder Böses; nur was der HERR reden wird, das werde ich reden?“ (4. Mose 24,12–13)
Nach der Eroberung von Juda durch Babylonien verstanden auch die Überlebenden in Juda dieses Konzept, obwohl sie nachher ungehorsam waren:
„Es sei Gutes oder Böses, wir wollen hören auf die Stimme des HERRN, ….“ (Jeremia 42,6)
Abtrünnige Christen, die sich „Christen“ nennen und gleichzeitig das Wort Gottes in ihrem Leben ablehnen, sollen auch nicht gesegnet werden. Paulus macht einen Unterschied zwischen ungläubigen Menschen, die weltlich und unmoralisch leben, und gläubigen Menschen, die so leben. Christen dürfen und sollen normale Kontakte mit ungläubigen Menschen pflegen, auch mit denen, die unmoralisch leben; solche Kontakte können an der Arbeitsstelle, in Vereinen und in der Nachbarschaft aufgenommen und vertieft werden. Um ungläubige Menschen für den Glauben zu gewinnen, müssen Christen sogar solche Kontakte pflegen. Aber gläubige Geschwister, die unmoralisch leben, sollen unter die Gemeindezucht kommen. Gemeinschaft mit Geschwistern, die unmoralisch leben, soll vermieden werden2 und solche, die unter Gemeindezucht stehen, sollen nicht gesegnet werden. Christen sollen Fürbitte für rebellische Geschwister leisten, aber ihr Leben als Ganzheit kann nicht unter den Segen Gottes gebracht werden.
2.3 Intime homosexuelle Partnerschaften sollen nicht gesegnet werden
Menschen, die unmoralisch
leben, können nicht gesegnet werden, ob die Partner gläubig sind oder nicht.
Die Partnerschaften von denjenigen, die unmoralisch leben, können nicht gesegnet werden, ob die Partner gläubig sind oder nicht. Exemplarisch werde ich hier zwei umstrittene Themen behandeln.
In einem Bericht des Rates der Evangelischen Kirche von 1996 wird der Wunsch von homosexuellen Menschen beschrieben:
„Der Wunsch nach einmaliger oder wiederholter Segnung homosexueller Menschen oder ihrer Partnerschaft ist in den letzten Jahren verstärkt ausgesprochen worden und beschäftigt verschiedene Landeskirchen.“3)
Der Rat der EKD schlug einen Kompromiss vor:
„In jedem Fall muss für alle Beteiligten erkennbar sein: Gesegnet wird nicht die gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft als Form des Zusammenlebens, sondern gesegnet werden Menschen, und zwar in diesem Falle homosexuell geprägte Menschen, die allein oder in einer gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft ethisch verantwortlich leben.“4
Die Bibel verurteilt keinen Menschen, der homosexuell geprägt ist, wenn er nicht in einer gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft lebt. Wie kann aber der Rat der EKD differenziert vorschlagen, dass diese Form des Zusammenlebens ablehnt werden soll, aber die Menschen, die in dieser Form des Zusammenlebens ethisch verantwortlich leben, gesegnet werden können? Das, was unethisch ist, kann unmöglich ethisch ausgelebt werden!
Nach dem Wort Gottes wird die praktizierte Homosexualität im Alten und im Neuen Testament eindeutig verurteilt (3Mo 18,22; 20, 13; Röm 1,26-27; 1Kor 6,9). Danach wäre es Ungehorsam gegen das Wort und den Willen Gottes, intime homosexuelle Partnerschaften, oder die Menschen, die in solchen Partnerschaften leben, zu segnen.
2.4 Intime eheähnliche Partnerschaften sollen nicht gesegnet werden
Andere Stimmen wollen intime eheähnliche Partnerschaften segnen, wo die Partner nicht zur Entscheidung kommen, zu heiraten. Hebräer 13,4 verbietet solche Partnerschaften:
„Die Ehe sei ehrbar in allem, und das Ehebett unbefleckt! Denn Unzüchtige [„pornous“; Mehrzahl von „pornos“] und Ehebrecher [„moichous“; Mehrzahl von „moichos“] wird Gott richten.“
Positiv beschreibt der Autor die Heiligkeit und Gottgefälligkeit des Ehebetts. Diese Form der intimen Partnerschaft wird von Gott ausdrücklich geehrt. Alle anderen Formen der intimen Partnerschaften werden von Gott abgelehnt, wie dies im Alten Testament und im Neuen Testament bezeugt wird.
Der Autor des Hebräerbriefs will an Hand der Wörter „moichos“ und „pornos“ intime Partnerschaften verbieten, die Gott nicht gefallen. Das Wort „moichos“ ist sehr spezifisch und bezieht sich auf Ehebruch. „Pornos“ dagegen ist ein Sammelbegriff für alle sexuellen Beziehungen außerhalb der Ehe.
Von allen Formen der intimen Partnerschaft darf nur die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau gesegnet werden
Auch im Alten Testament musste das Paar, wenn ein Mädchen von einem Mann verführt (beredet, betört) wurde, die Strafe für diese Sünde „bezahlen“. Wenn der Vater des Mädchens forderte, dass der Mann seine Tochter heiratet, musste der Mann den Brautpreis bezahlen und er musste das Mädchen heiraten, ob er wollte oder nicht! Wenn der Vater des Mädchens verbot, dass der Mann seine Tochter heiratet, durfte der Mann das Mädchen nicht heiraten, auch wenn er sie von ganzem Herzen heiraten wollte. Der Vater konnte die Ehe verbieten, wenn er den Mann als Schwiegersohn nicht haben wollte. Aber der Mann musste trotzdem den Brautpreis bezahlen, weil er die Tochter verführt hatte. Das Paar durfte selbst nicht bestimmen, ob sie heiraten oder nicht, und es durfte auf keinen Fall in einer intimen Beziehung leben ohne solche Konsequenzen (2Mo 22,15-16).
Von allen Formen der intimen Partnerschaft darf nur die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau gesegnet werden. Alles andere liegt außerhalb der biblischen Grenzen des Segnens.
2.5 Die Ordination von Frauen zum Ältestenamt soll nicht gesegnet werden
2.5.1 Biblische Stellen zur Ablehnung der Frauenordination
Paulus schrieb an Titus, dass er auf Kreta Älteste für die Gemeinden einsetzen sollte. Die Menschen, die für das Ältestenamt in Frage kamen, sollten bestimmte Qualifikationen aufweisen.
„Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste einsetzen solltest, wie ich dir geboten hatte, 6 wenn jemand untadelig ist, Mann einer Frau, gläubige Kinder hat, die nicht eines ausschweifenden Lebens beschuldigt oder aufsässig sind. 7 Denn der Aufseher muss untadelig sein als Gottes Verwalter, nicht eigenmächtig, nicht jähzornig, nicht dem Wein ergeben, nicht ein Schläger, nicht schändlichem Gewinn nachgehend, 8 sondern gastfrei, das Gute liebend, besonnen, gerecht, heilig, enthaltsam, 9 der an dem der Lehre gemäßen zuverlässigen Wort festhält, damit er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen.“ (Tit 1,5–9)
Aus dieser Stelle wird deutlich, dass der Älteste der Mann einer Frau sein soll. Eine Frau kommt für dieses Amt nicht in Frage. Die Gleichsetzung von Ältesten (presbyterous, V. 5) und Aufsehern (episkopon, V. 7) ist wichtig, weil in 1Tim 3,1–7 im Wesentlichen dieselben Voraussetzungen für Aufseher der Gemeinde gegeben werden:5
„Das Wort ist gewiss: Wenn jemand nach einem Aufseherdienst trachtet, so begehrt er ein schönes Werk. 2 Der Aufseher nun muss untadelig sein, Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, sittsam, gastfrei, lehrfähig, 3 kein Trinker, kein Schläger, sondern milde, nicht streitsüchtig, nicht geldliebend, 4 der dem eigenen Haus gut vorsteht und die Kinder mit aller Ehrbarkeit in Unterordnung hält 5 – wenn aber jemand dem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie wird er für die Gemeinde Gottes sorgen? – 6 nicht ein Neubekehrter, damit er nicht, aufgebläht, dem Gericht des Teufels verfalle. 7 Er muss aber auch ein gutes Zeugnis haben von denen, die draußen sind, damit er nicht in übles Gerede und in den Fallstrick des Teufels gerät.“
Unter den Qualifikationen für das Ältesten- bzw. Aufseheramt werden Lehr-, Mahn-, und Korrekturdienst (Tit 1,9; 1Tim 3,2), Aufseherdienst (Tit 1,7; 1Tim 3,1-2), Verwaltungsdienst (Tit 1,7) und Vorsteherdienst (1Tim 3,5) in der Gemeinde genannt. Aber diese Dienste werden den Frauen in 1Tim 2,11-14, im Kontext der Gemeinde, wo Männer und Frauen zusammen sind, verboten:
„Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterordnung. 12 Ich erlaube aber einer Frau nicht zu lehren, auch nicht über den Mann zu herrschen, sondern ich will, dass sie sich in der Stille halte, 13 denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva; 14 und Adam wurde nicht betrogen, die Frau aber wurde betrogen und fiel in Übertretung.“
Aus dieser Stelle wird deutlich, dass das Lehr- und Leitungsverbot für Frauen in der Gemeinde mit der Schöpfung des Mannes vor der Frau und dem Betrug und Fall der Frau im Garten Eden begründet wird, und nicht mit einer Anpassung an die Kultur in Ephesus. Tatsächlich durften Frauen in Ephesus angesehene, leitende Stellen in verschiedenen religiösen Kulten innehaben und ausüben.6
2.5.2 Die Tragweite des Themas Segnung der Frauenordination
Die Entscheidung, Frauen zum Ältestenamt zu ordinieren, bringt eine Revolutionäre
Änderung in der Leitung der
Gemeinde von Jesus Christus
Die Tragweite der Segnung bei einer Frauenordination sollte nicht unterschätzt werden. Die Entscheidung, Frauen zum Ältestenamt zu ordinieren, bringt eine revolutionäre Änderung in der Leitung der Gemeinde von Jesus Christus. Aber besonders in der Frage der geistlichen Leitung von Gottes Volk will Gott selbst bestimmen. Zwei Beispiele aus dem Alten Testament sind besonders treffend.
In Israel durften nur Männer aus der Nachkommenschaft von Aaron als Priester dienen. (2. Mose 28,1; 29,1–9; 4. Mose 3,9–10; 18,1–7) Als die Rotte von Korach dieses Recht für andere Leviten (die nicht von Aaron abstammten) forderte, hat Gott sein Missfallen deutlich gezeigt, die Priesterschaft von Aaron verteidigt und 250 der Rebellen getötet. (4. Mose Kap. 16. Siehe besonders 16,9–11) Gott bestätigte seine Wahl der Priester aus Aaron durch den grünenden Stab des Aaron. (4. Mose 17,20–23)
Später in der Geschichte Israels wollte König Jerobeam I. (931–910 v. Chr.), der erste König im Nordreich in der Periode des geteilten Königreichs, seine Herrschaft bewahren und behalten. Er befürchtete, dass, wenn die gottesfürchtigen Juden im Nordreich nach Jerusalem reisen würden, um dort im Tempel anzubeten, wie das Gesetz Moses forderte (5. Mose 12 ,1–6.10–14.18.26; 2. Chronik 6,1–6.19–21), ihre Herzen sich zum König Rehabeam im Südreich (931-913 v. Chr.), aus der Familie Davids, wenden und sie Jerobeam
Pragmatisch gesehen hatte Jerobeam eine gute Idee – geistlich gesehen hat seine Sünde das Nordreich verdorben
umbringen würden. (1. Könige 12,26–27) Deshalb errichtete Jerobeam Heiligtümer mit goldenen Kälbern im Nordreich. Dabei hat er auch die Priester aus der Nachkommenschaft Aarons verstoßen. Im Ungehorsam gegen die Anordnung Gottes wurden Männer als Priester eingesetzt, die nicht von Aaron abstammten. (1. Könige 12, 28–32)
Dieses Taktik war politisch erfolgreich, und Jerobeam herrschte noch 21 Jahre, aber die verkehrte Anbetung im Nordreich unter der Leitung von nichtaaronitischen Priestern wurde als die „Sünde(n) (des Hauses) Jerobeams“ bezeichnet und bis zum Untergang des Nordreiches immer wieder verurteilt. (1. Könige 13,34; 14,16; 15,30.34; 16,2.19.26.31; 2. Könige 3,3; 10,29.31; 13,2.6.11; 14,24; 15,9.18.24. 28; 17,22–23) Pragmatisch gesehen hatte Jerobeam eine gute Idee und sein Leben wurde gerettet; geistlich gesehen hat seine Sünde das Nordreich verdorben – und von der Zeit seiner Herrschaft als erster König im Nordreich bis zur Eroberung durch Assyrien gab es keinen einzigen guten König in der Geschichte des Nordreiches.
2.5.3 Schlussfolgerungen für die Segnung von Frauen zum Ältestenamt
Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, die mit diesem Themen verbundenen biblischen, kulturellen, exegetischen und hermeneutischen Forschungen darzustellen und auszuwerten. Deswegen empfehle ich den Lesern die Behandlungen des Themas von Helge Stadelmann, Evangelikales Schriftverständnis (Kapitel 12: „Die Frauenordination – ein Testfall für Bibeltreue?“) und Frauen in der Kirche (herausgegeben von Andreas Köstenberger, Thomas Schreiner und H. Scott Baldwin).7
Es ist aber schon klar, dass die Forscher keine ausreichenden und überzeugenden Gründe entdeckt haben, die die Verwerfung der klaren Anweisungen von Paulus rechtfertigen könnten. Deshalb wäre es höchst unvernünftig und gefährlich, die apostolische Lehre von Paulus aus pragmatischen Gründen oder durch populäre Abstimmungen von Gemeindegliedern abzulehnen. Auch wenn eine Entscheidung für die Frauenordination und das Segnen dieser Ordination kurzfristig als Vorteil und Gewinn für die Gemeinde empfunden wird, kann diese Entscheidung im Lauf der Zeit dazu führen, dass Gott seinen Segen der Gemeinde vorenthält. Deshalb sollten Frauen nicht zum Ältestenamt ordiniert und eingesegnet werden.
2.6 Christen haben die Freiheit, ein weites Spektrum von unpersönlichen Dingen zu segnen
Normalerweise kommt der Segen Gottes in der Bibel auf Menschen, entweder als einzelne Personen wie Simson (Richterbuch 13,24; siehe auch Gottes Segen auf den Mann, der den HERRN fürchtet in Psalm 128,4), oder als Volk Gottes. (3. Mose 9,22) Dürfen Christen aber auch unpersönliche Dinge segnen? Gibt es in der Schrift Hinweise darauf?
2.6.1 Eigentum darf gesegnet werden
Gott segnet Menschen teilweise dadurch, dass er auch ihr Eigentum segnet. Er segnete nicht nur das Haus von Hiob, sondern auch das Werk seiner Hände und seinen Besitz. Satan redete zu Gott über Hiob:
„Hast du doch ihn, sein Haus und alles, was er hat, ringsumher beschützt. Du hast das Werk seiner Hände gesegnet, und sein Besitz hat sich ausgebreitet im Lande.“ (Hiob 1,10)
Um Josefs willen segnete Gott das Haus und den Besitz von Pharao, seine Familie, seine Knechte, seine Tiere und seine Felder.
„Und von der Zeit an, da er ihn über sein Haus und alle seine Güter gesetzt hatte, segnete der HERR des Ägypters Haus um Josefs willen, und es war lauter Segen des HERRN in allem, was er hatte, zu Hause und auf dem Felde.“ (1Mo 39,5)
Jakobs Segen für Josef umfasste nicht nur die Fruchtbarkeit der leiblichen Nachkommen, sondern auch die Bewässerung der Erde, damit das Land fruchtbar wird.
Gott segnet Menschen teilweise dadurch, dass er auch ihr Eigentum segnet
Keil schreibt über diesen Teil des Segens für Josef in 1Mo 49,25:
„Die Segnungen sollen kommen vom Himmel oben und aus der Tiefe unten. Von dem Gotte Jakobs her und mit Hilfe des Allmächtigen sollen Regen und Tau des Himmels … und Quellen und Bäche, die aus der großen Tiefe oder dem Abgrunde der Erde … hervorbrechen, ihre befruchtenden Gewässer über Josephs Gebiet ergießen, also dass alles schwanger sein, Frucht bringen und säugen soll, was nur Bäuche und Brüste hat‘.“8
Mose hat auch das anvertraute Eigentum von Josef gesegnet, damit es fruchtbar wird:
„Und über Josef sprach er: Gesegnet vom HERRN ist sein Land mit dem Köstlichsten vom Himmel droben, dem Tau, und mit der Flut, die drunten liegt, mit dem Köstlichsten, was die Sonne hervorbringt, und mit dem Köstlichsten, was die Monde erzeugen, mit dem Besten uralter Berge und mit dem Köstlichsten der ewigen Hügel, mit dem Köstlichsten der Erde und ihrer Fülle. (5. Mose 33,13-16a)
Als Mose das Volk Israel auf den Eintritt in das verheißene Land vorbereitete, redete er über Segen und Fluch. Wenn Israel Gott gehorchen würde, würde es von Gott gesegnet sein. Die Segnungen beziehen sich auf Personen, Familien, Eigentum und Fruchtbarkeit, einschließlich guter Ernten und die Vermehrung der Tiere:
Bei der Segnung von Eigentum müssen biblische Prinzipien beachtet werden
„Gesegnet wirst du sein in der Stadt, gesegnet wirst du sein auf dem Acker. Gesegnet wird sein die Frucht deines Leibes, der Ertrag deines Ackers und die Jungtiere deines Viehs, deiner Rinder und deiner Schafe. Gesegnet wird sein dein Korb und dein Backtrog.“ (5. Mose 28,3–5)
Als die Stiftshütte drei Monate lang bei Obed-Edom blieb, bevor David sie nach Jerusalem brachte, segnete Gott Obed-Edom und sein ganzes Hause. Gott segnete „alles, was er hatte“. (2. Samuel 6,11–12; 1. Chronik 13,14)
An Hand dieser Stellen kann Gottes Bereitschaft erkannt werden, nach seinem souveränen Willen das Eigentum von Menschen zu segnen, besonders wenn Menschen Gott gefallen. Deshalb darf Gottes Volk um seinen Segen auf das Eigentum von anderen oder sogar auf das eigene Eigentum bitten, wie Jabez dies tat. (1. Chronik 4,9–10)
Es ist auch in Ordnung, wenn Gemeinden in ländlichen Gebieten Gott um seinen Segen für die Ernte der Gemeindeglieder bitten, oder wenn der einzelne Bauer Gottes Segen für seine Ernte erbittet. Es ist in Ordnung, wenn Gemeinden in der Stadt um Gottes Segen für die Investitionen der Geschäftsleute der Gemeinde bittet, und auch wenn der Geschäftsmann Gottes Segen für seine eigenen Investitionen erbittet. Es ist in Ordnung, wenn die Gemeinde Gottes Segen für den Hund des Blinden erbittet, und wenn der Blinder selbst um diesen Segen bittet, damit der Hund von Gott bewahrt wird, gesund bleibt und gute Dienste leistet.9
Bei der Segnung von Eigentum sollen einige biblische Prinzipien betont werden.
- Segen für Eigentum ist eigentlich ein Ausdruck des Segens für Menschen, die das Eigentum verwalten. Das Eigentum steht nicht im Mittelpunkt, sondern die Verherrlichung Gottes durch Menschen, die das Eigentum zur Ehre Gottes benutzen.
- Alles Eigentum gehört Gott. Menschen sind nur Verwalter dessen, was Gott ihnen anvertraut hat. (Matt. 25,14–30; Lukas 16,11)
- Eigentum soll zur Verherrlichung Gottes und zur uneigennützigen Erbauung von anderen Menschen gebraucht werden, auch wenn der Besitzer das Eigentum genießen darf. (1Tim 6,17–19)
- Segnungen sind keine magischen Mittel, sondern Bitten an Gott, wobei Gott nach seinem souveränen Willen mit „ja“, „nein“, oder mit begrenztem Segen erhören mag.
- Gottes Segen für Eigentum soll niemals mehr betont werden als die geistlichen Segnungen, die alle Christen durch ihre Beziehung zu Jesus empfangen. (Epheserbrief 1,3–14)
Die Alternative zum Bitten um Gottes Segen für Eigentum wäre, die Bewahrung und den guten, weisen und erfolgreichen Gebrauch des Eigentums dem Zufall zu überlassen. Die Bibel lehrt gläubige Menschen aber, alles in ihrem Leben Gott anzuvertrauen. (Kolosser 3,17.23-24; 2. Chronik 31,20–21; Sprüche 3,5–6; Hebräerbrief 11,6) Durch Segnen und durch Fürbitte wird dieses Vertrauen zum Ausdruck gebracht.
2.6.2 Christliche Projekte und Veranstaltungen dürfen gesegnet werden
Es gibt in der Bibel Präzedenzfälle, wo geistliche Projekte und Veranstaltungen von Gott gesegnet werden. Nachdem Israel in jedem Detail den Anweisungen Gottes bei der Vorbereitung der Stiftshütte gehorchte, bat Mose um Gottes Segen für die Stiftshütte. (2. Mose 39,42–43) Kurz danach, als die Stiftshütte aufgerichtet wurde, wurde sie von Gottes Herrlichkeit erfüllt. (2. Mose 40,33–34) In ähnlicher Weise wurde der Tempel nach den Anweisungen Gottes gebaut. (1. Chronik 28,11–20 (bes. 28:12.19); 2. Chronik 6,10–15) Bei der Einweihung des Tempels segnete Salomo das Volk. (2. Chronik 6,3) Nachdem er die Einweihungsgebete gesprochen hatte, fiel Feuer von Gott herab, um die Opfer zu verzehren, und die Herrlichkeit des HERRN erfüllte den Tempel. (2. Chronik 7,1–3) Gott war ganz zufrieden mit dem Bau der Stiftshütte und mit dem Bau des Tempels. Nach dem Beispiel von Jesus und nach dem Schreiben von Paulus sollten bei der Veranstaltung des Abendmahls das Brot und der Kelch gesegnet werden. (Markus 14,22; Matthäus 26,26; 1. Korinther 10,16)
Die Bibel lehrt gläubige Menschen, alles in ihrem Leben Gott anzuvertrauen
Wenn Christen Gottes Segen für Projekte und Veranstaltungen zur Ehre Gottes erbitten möchten, gibt es keinen biblischen Grund, solches zu verhindern. Es ist in Ordnung, wenn eine Gemeinde oder ein christliches Werk um Gottes Segen für den Bau eines Gebäudes bitten möchte, damit die Arbeiter bewahrt werden, die Arbeit gut vorankommt und das Gebäude zur Ehre Gottes und seines Reiches gebraucht wird.
2.6.3 Städte und öffentliche Projekte dürfen gesegnet werden
Als die Juden unter der Herrschaft einer fremden Macht in Babylon leben mussten, schrieb Jeremia, dass die Juden das Beste für die Stadt erstreben sollen:
„Und sucht den Frieden der Stadt, in die ich euch gefangen weggeführt habe, und betet für sie zum HERRN! Denn in ihrem Frieden werdet ihr Frieden haben.“ (Jeremia 29,7)
„Der Stadt Bestes“ ist die Lutherübersetzung, aber das hebräische Wort ist „Schalom“, und bezeichnet den Frieden und das Wohlergehen in jedem Bereich der Stadt, einschließlich Verwaltung, Bewahrung, Gesundheit und geistlichem Leben. Eine indirekte Anweisung zum Segen von Städten steht in Spr 11,11: „Durch den Segen der Aufrichtigen steigt eine Stadt auf …“
Wie können Gemeinden effektiver dem Frieden der Städte nachstreben, als wenn sie die Stadt im Namen des Herrn segnen und versuchen, die Segnungen durch
„Durch den Segen der Aufrichtigen steigt eine Stadt auf …“
geistliche und praktische Werke zu fördern? Wenn neue Krankenhäuser, andere öffentliche Gebäude oder gefährliche Projekte geweiht werden, können gläubige Pastoren auch an der Einweihung teilnehmen, um Gottes Segen zu erbitten, damit die Arbeiter bewahrt bleiben und damit die Gebäude zum Wohl der Stadt gebraucht werden.10
Es gibt auch andere Bereiche, wo Segnungen angebracht wären. Christen sollen bei Segnungen nicht zurückhaltend sein. Wenn Christen ihre Feinde segnen sollen, ist es offensichtlich, dass Segnungen nicht für Brüder und Schwestern in Christus reserviert sind. Christen haben oft die Gelegenheit, ihre Nächstenliebe zu praktizieren, indem sie unbefangen und großzügig segnen.
3. Wann und wo darf gesegnet werden?
Die Gemeinde von Jesus Christ besteht aus allen Menschen, die durch das Vertrauen zu Jesus als ihrem Erlöser und Herrn vom Geist Gottes wiedergeboren sind und deswegen zum Leib des Christus gehören. Die Gemeinde ist nicht nur Gemeinde, wenn sie in einem bestimmten Gebäude zu einer bestimmten Uhrzeit zusammenkommt. Die Gemeinde ist genauso Leib des Christus, wenn sie sich auf freiem Feld trifft oder bei einem Fluss, bei einer Freizeit, auf einem Friedhof oder irgendwo anders. Die Gemeinde kommt auch in kleineren Gruppen zusammen, wie bei Haus- und Gebetskreisen.
Segnungen müssen nicht notwendigerweise im normalen Gottesdienst stattfinden. Es gibt in der Schrift praktisch keine Einschränkungen dafür, wo Segnungen erbeten werden können. Das neue Gebäude des evangelistischen Werkes kann vor Ort gesegnet werden. Das neugeborene Kind kann im Gottesdienst oder im Krankenhaus gesegnet werden, und das Gebet um Segnung für den Hund des Blinden muss auch nicht im Gottesdienst stattfinden.
In der Schrift sind die Personen oder Gruppen, die gesegnet werden, ganz oder teilweise anwesend. Es gibt aber Fälle, wo die Anwesenheit der Gesegneten nicht vorkommt, wenn Umstände dies ungünstig oder unmöglich machen. Bileam hat versucht, Israel zu verfluchen, und war zu Balak gereist. Er segnete Israel, aber nicht in der Anwesenheit von Israel, sondern von Höhen aus, wo er nur einen Teil von Israel sehen konnte. (4. Mose 22,41; 23,13–14; in 4. Mose 24,1–2 sah Bileam Israel anscheinend nur in einer Vision) Oft werden Segnungen in der Stille der privaten Andacht erbeten, wie von David in Psalm 28,9. Wenn jemand denjenigen segnen möchte, der ihn mit Scheltworte angeredet hat, beleidigt, verflucht oder sogar verfolgt hat, muss der Segnende nicht zum Haus des Feindes fahren, um ihn in seiner Anwesenheit zu segnen. Solches könnte sogar noch mehr feindliche Angriffe veranlassen.
Segnungen kennen keine Begrenzungen auf besonders heilige Stunden oder besondere Orte der Anbetung, und der Gesegnete kann anwesend oder auf einem anderen Kontinent sein. Zu jeder Zeit und überall in der Welt soll Gottes Volk aktiv sein, Fürbitte und Segnungen zu erbitten.
4. Soll mit Handauflegung gesegnet werden?
Bei den biblischen Berichten von Segnungen durch Menschen wird Handauflegung äußerst selten erwähnt. Es ist verständlich, dass bei den Segnungen von Versammlungen keine Handauflegung berichtet wird. Aber in den mehr als 30 Versen der Bibel, wo Segnungen von einzelnen Menschen oder Kleingruppen11 durch Menschen (nicht direkt durch Gottes Reden) berichtet werden, wird Handauflegung nur bei den Segnungen von Ephraim und Manasse durch Jakob und bei der Segnung von Kindern durch Jesus erwähnt. Die fehlenden Berichte von Handauflegung sind kein endgültiger Beweis dafür, dass Handauflegung nicht öfters die Segnungen in der Bibel begleitete, aber sie sind ein Beweis dafür, dass Handauflegung kein unentbehrlicher Bestandteil der Segnung ist und nicht biblisch gefordert wird.
Der Gesegnete kann anwesend oder auch auf einem anderen Kontinent sein
Segnungen dürfen mit Handauflegung durchgeführt werden, aber der Segnende und der Gesegnete sollen sich der Bedeutung der Handauflegung bewusst sein. Handauflegung bedeutet im Allgemeinen eine Identifikation mit dem, der die Hände auflegt.12 Derjenige, der die Hände auflegt, muss deshalb ein gläubiger Christ sein, dem Herrn hingegeben und dem Wort Gottes gehorsam. Niemals soll sich ein Christ die Hände von Unbekannten auflegen lassen, auch nicht in einer christlichen Veranstaltung. Der Gesegnete soll die Handauflegung verweigern, wenn er nicht weiß, was der Segnende glaubt oder wenn er kein Vertrauen zum Segnenden hat.
Der Gesegnete soll die Handauflegung verweigern, wenn er nicht weiß, was der
Segnende glaubt, oder wenn er kein Vertrauen zum Segnenden hat
Thomas Richter warnt vor Gefahren bei der Handauflegung.13 Seine Warnungen sollen bei der Handauflegung für Segnungen wie folgend angewandt werden. (1) Auch wenn Handauflegung zum Zweck einer Segnung und nicht wie in 1Tim 5,22 zum Zweck einer Amteinsetzung erfolgt, soll sie nicht eilig oder unüberlegt stattfinden. (2) Es soll erkennbar sein, dass die Handauflegung selbst keine Übertragungsmacht hat, sondern nur eine symbolische Funktion hat, wenn Menschen einen Segen von Gott erbitten. (3) Die Wirkung der Segnung mit Handauflegung kommt nicht durch denjenigen zustande, der die Hände auflegt, und nicht durch die Hände, die aufgelegt werden, sondern nur durch Gott, der die Bitte um Segen nach seinem souveränen Willen erhört. (4) Der Segnende soll nur im Auftrag Gottes und nach seinem Willen Hände auflegen und segnen; deshalb kann z. B. eine unbiblische Form des Zusammenlebens nicht gesegnet werden. (5) Der Segnende darf sich nicht in Vordergrund stellen; er soll ausdrücklich in der Segnung zum Ausdruck bringen, dass Gott der Segnende ist, damit die Zuwendung und der Zuspruch von Gott im Mittelpunkt stehen.
Abschließendes Wort
Die Gemeinde von Jesus Christus besteht aus Menschen, die durch Vertrauen zu ihm eine herausgehobene Stellung in Christus empfangen haben und mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus gesegnet sind. So wie Gott seine Söhne und Töchter reichlich segnet, ermutigt er sie andere großzügig zu segnen.
Jesus hat seinen Jüngern gelehrt: „Segnet, die euch fluchen …“14 Paulus und die anderen Apostel dienen als Vorbild: „Geschmäht, segnen wir … (1. Korintherbrief 4,12) “ Petrus lehrt, dass weil Christen berufen worden sind, Gottes Segen zu erben, sie auch bereit sein sollen, sogar diejenigen zu segnen, die sie mit Bösem und Scheltworten angreifen. (1. Petrusbrief 3,9) Dabei sollten aber die Grenzen des Segnens erkannt und nicht überschritten werden. Christen dürfen niemals das segnen, was Gott verurteilt oder verboten hat.
Gott hat alle Christen zu heiligen und königlichen Priestern berufen. (1Pt 2,5-9; Offb 1,6; 5,10) Auch die schwächsten Brüder und Schwester in Christus sind völlig in der Lage, Gottes Segen für andere zu erbitten.
Möge Gottes Volk diesen Auftrag wahrnehmen und ihn mit Liebe zu Gott und Menschen umsetzen, damit der Segen Gottes in Christus in immer größeren Kreisen verbreitet wird.
Lesen Sie den ersten Teil des Artikels „Biblisches Segnen“ hier: Biblisches Segnen Teil I: Das Wesen biblischen Segnens
Römerbrief 12,14. Die Segnung an Hand des Verfluchens und der Verfolgung ist ein Ausdruck der Nächstenliebe, ein [kräftiges] Kennzeichen der Gemeinde. Heinrich Derksen, Aspekte des Segens im Neuen Testament und deren Relevanz für die Christliche Gemeinde – Eine theologische Untersuchung anhand von eulogia und eulogein. Abschlussarbeit im Fachbereich Neues Testament an der Freien Theologischen Akademie, April 1993, 36-37. ↩
1. Korintherbrief 5,9–13. Siehe besonders 1. Korintherbrief 5,11, wo Gott den normalen Umgang mit Menschen, die behaupten Christen zu sein, aber unmoralisch leben, untersagt: „Nun aber habe ich euch geschrieben, keinen Umgang zu haben, wenn jemand, der Bruder genannt wird, ein Unzüchtiger ist oder ein Habsüchtiger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber, mit einem solchen nicht einmal zu essen.“ ↩
„Segnung homosexueller Menschen“, in: Mit Spannungen leben. Orientierungshilfe des Rates der EKD, 1996, (http://www.ekd.de/ EKD-Texte/2091_spannungen_ 1996_6.html, 28.03.2005, S. 1. ↩
Ebd., S. 4. [Fettdruck vom Autor dieses Artikels] ↩
Episkopon wird auch oft “Bischof” übersetzt. Die Ämter von Ältesten (presbyteros) und Aufsehern bzw. „Bischöfen“ (episkopon ) werden in Titus 1,5.7 und in Apostelgeschichte 20,17.28 gleichgesetzt. ↩
Helge Stadelmann, Evangelikales Schriftverständnis — Die Bibel verstehen – der Bibel vertrauen, Hammerbrücke: Jota Publikationen, 2005, S. 339-40. ↩
Helge Stadelmann, op. cit., 327–356. Andreas Köstenberger, Thomas Schreiner und H. Scott Baldwin (Herausgeber), Frauen in der Kirche – 1Tim 2,9-15 kritisch untersucht, Giessen: Brunnen Verlag, 1999, 269 Seiten – gekürzte Übersetzung des englischen Originals Women in the Church – A Fresh Analysis of 1. Timothy 2:9-15, Grand Rapids: Baker Books, 1995. 334 Seiten. ↩
Carl Friedrich Keil, Genesis und Exodus (Giessen/Basel: Brunnen Verlag, 1983), S. 345. ↩
Das Erbitten eines Segens für den Hund ist in erster Linie das Erbitten eines Segens von Gott für den Blinden und sein Eigentum, den Hund. Es gibt deshalb keinen Grund für so genannte Tiergottesdienste, wo Tiere statt Menschen im Vordergrund stehen. ↩
Siehe die Diskussion zur Einweihung und Segnung einer Brücke in Gottes Segen und die Segenshandlung der Kirche, Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag des Erziehungsvereins, 1995, 90-91. ↩
Gemeint sind solche Kleingruppen wie die zwei Söhne von Joseph, die Jakob segnete (1Mo 48,14-16.20), die Söhne von Jakob, die er segnete (1Mo 49,28) und die kleinen Kinder, die Jesus segnete (Markus 10,14-16). ↩
Thomas Richter schreibt über Handauflegung im Neuen Testament: „Allen Kontexten ist gemeinsam, dass die Handauflegung eine göttliche Handlung visualisiert und so den bzw. die Empfänger symbolisch identifiziert, wo sich das Handeln Gottes ereignen soll. Sie ist ferner Ausdruck einer parakletischen Intention, die zwischen dem Auflegenden und dem Empfänger besteht.“ Thomas Richter, Die Handauflegung im Neuen Testament – Exhibitive Designation oder effektiver Transfer? Abschlussarbeit im Fachbereich Neues Testament an der Freien Theologischen Akademie, 2003, 52. ↩
Thomas Richter, op. cit., 60–61. ↩
Lukasevangelium 6,28. Paulus wiederholt diese Ermahnung mit kleineren Änderungen in Römerbrief 12,14: „Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht!“ ↩