ThemenGlaube und Wissen(schaft), Orientierung

Die Kampagne gegen Evangelikale in Deutschland

Zahlreiche Beispiele aus den Jahren 2006 und 2007 zeigen, wie in vielen Medien gegen Evangelikale Stimmung gemacht wird.

Wenn die Öffentlichkeit ständig einseitig und gezielt verzerrt unterrichtet wird, dann spricht man von Kampagnen. Eine Kampagne ist also die vorsätzliche Weitergabe von manipulierten Informationen. Nicht weit davon entfernt ist das, was man Desinformation nennt. Desinformation ist die bewusste oder unbewusste Weitergabe oder Zurückhaltung von Informationen, die beim Empfänger eine falsche Meinungsbildung bewirken sollen.

Seit etwa einem Jahr hat man in Deutschland den Eindruck, dass gewisse Medien sich auf die Evangelikalen einschießen. Keine Frage, dass es auch bei diesen Christen Dinge gibt, die mit Recht zu kritisieren sind. Aber darum geht es in diesem Fall nicht. Diese Christen werden hauptsächlich deswegen angegriffen, weil sie sich in ihrem Glauben, ihrem Denken und ihrem Leben an der Bibel als dem unfehlbaren Wort Gottes orientieren. Fast automatisch werden sie als Fundamentalisten abgestempelt und dadurch unwillkürlich in die Ecke selbstmörderischer islamistischer Verbrecher gestellt.

Wenn Journalisten bei ihren Hintergrundrecherchen in theologischen Fakultäten nachfragen, bekommen sie die Ergebnisse einer bibelkritischen Theologie serviert, die sie in ihren Voreingenommenheiten gegen evangelikale Christen gewöhnlich nur bestärkt. Leider sind sie auch in ihren Quellenrecherchen häufig von  so starken Vorurteilen belastet, dass sie nicht gründlicher nachforschen und letztlich ihre Vorurteile veröffentlichen. So kommt es zu  verzerrten und diffamierenden Darstellungen dieser Christen, zur Schändung christlicher Symbole (brennende Bibel), zur Lächerlichmachung evolutionskritischer wissenschaftlicher Forschungen bis hin zu direkten Falschaussagen. Viele Argumente sind platt, manches ist an den Haaren herbeigezogen und nicht nachvollziehbar für jemand, der sich wirklich auskennt.

Wie sollen die Gescholtenen nun darauf reagieren? Jedenfalls nicht, indem sie Gleiches mit Gleichem vergelten, oder Diffamierung mit Polemik und Oberflächlichkeit mit Pauschalurteilen beantworten. Nein, aber die Christen sollen sich auch nicht resigniert aus der Welt zurückziehen (was praktisch sowieso nicht möglich ist), sondern sie sollen ihren Herrn aktiv nachahmen. „Er wurde beleidigt und schimpfte nicht zurück, er litt und drohte nicht mit Vergeltung, sondern überließ seine Sache dem, der gerecht richtet“ (1Petr 2,23). Er selbst betete noch für seine Feinde, als sie ihn lebendig ans Kreuz genagelt hatten. Seinen Jüngern empfahl er generell: „Segnet die, die euch verfluchen! Betet für die, die euch beleidigen!“ (Lk 6,28)

Darum dürfen unsere Äußerungen nicht von Ärger und Protest gekennzeichnet sein. Unser Herr verlangt allerdings auch nicht, dass wir Unrecht schweigend dulden. Er selbst sagte zu dem, der ihm beim Verhör ins Gesicht geschlagen hatte: „Wenn ich etwas Unrechtes gesagt habe, dann beweise es mir! Bin ich aber im Recht, warum schlägst du mich dann?“ (Joh 18,23) Wir sollen schon Stellung nehmen, aber mit Liebe und Wahrheit, Konsequenz und Mut.

Die folgenden Aufzählungen wollen darum keine Empörung hervorrufen, sondern Gebet und die Gesinnung, die der Herr seinen Jüngern gegenüber in seiner Endzeitrede so ausdrückte:  „Wenn das alles anfängt, dann hebt den Kopf und richtet euch auf, denn dann ist eure Erlösung nicht mehr weit“ (Lk 21,28).

„Evangelikale sind eine Gefahr!“

Der Islamische Verband, der in Köln eine umstrittene Großmoschee errichten will, hat durch seinen Dialogbeauftragten die evangelikale Bewegung scharf angegriffen. Bekir Alboga aus Mannheim sagte in einer Sendung des Deutschlandfunks vom 9. Juli, die 1,5 Millionen „evangelikalischen Fundamentalisten in Deutschland“ seien eine Gefahr. Er rief dazu auf, „alle Fundamentalisten, alle Extremisten gemeinsam“ zu bekämpfen. Bereits Ende vergangenen Jahres hatte Alboga in einem Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger Stimmung gegen die Evangelikalen gemacht. Ihm mache deren Entwicklung Sorge: „Sie hetzen gegen Muslime mit schlimmsten Verleumdungen. Ich habe Angst vor diesen Leuten und ihrem Fundamentalismus.“

Nun, Herr Alboga muss keine Angst vor Menschen haben, die sich wirklich nach der Bibel richten. Denn in diesem Buch werden sie – anders, als im Korn – zur Nächstenliebe ermutigt, die auch Angehörige anderer Religionen, also auch Muslime, einschließt.

„Hardliner des Herrn“

Unter diesem Titel strahlte die ARD am 11. Juli 2007 eine Sendung über christliche Fundamentalisten aus. Dabei setzte der Filmautor eine brennende Bibel als ständig wiederkehrendes Symbol ein. Er wollte Extreme zeigen – natürlich nichts von der befreienden Botschaft des Evangeliums. Die Flammen im Film wurden immer wieder mit Texten unterlegt, wie: „Das Wort der Bibel rettet vor dem ewigen Wurm, vor dem Feuer der Verdammnis.“ Dann aber ging es um Schulverweigerer und um Heimschullehrer, die bundesstaatliche Lehrpläne verteufeln würden. Es ging um christliche Unternehmer, die ihre Einstellungspolitik vom rechten Glauben abhängig machen, und um Menschen, die nach einer gescheiterten Pastoren-Ehe nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, um Christen, die praktizierte Homosexualität als Sünde ansehen. Es ging um eine „Christliche Gemeinde Hessenhöfe“, die als extreme Fundamentalisten dargestellt wurden, weil einer von ihnen eine Frau, die mit mehr als einem Mann geschlafen hätte, als Hure bezeichnen würde und die Frauen in dieser Gemeinschaft allesamt Kopftücher tragen. Der Film sollte zeigen, dass viele Fundamentalisten die Bibel als Strafinstrument bezeichnen würden und mit der Verdammnis im ewigen Feuer drohten. Einige von ihnen nehmen die Bibel sogar wortwörtlich und nutzen sie als furchterregende Waffe im Kampf mit den Ungläubigen. Und das Schlimmste natürlich ist, dass Darwins Evolutionslehre von solchen Leuten bezweifelt wird.

Der Film hat ein starkes Medienecho ausgelöst. Viele Zeitschriftenartikel beschäftigten sich mit der Sendung. Der Sender selbst will über 1000 Briefe, Faxe und E-Mails erhalten haben. Auch „idea“, die evangelische Nachrichtenagentur (auf der Basis der evangelischen Allianz), die ebenfalls in die fundamentalistische Ecke gestellt wurde, erhielt mehr als 100 Zusendungen. Die vielen Proteste (von den 1000 Zusendungen an die ARD waren etwa 400 Beschwerden) haben nun immerhin bewirkt, dass die brennende Bibel durch ein anderes Symbol ersetzt werden soll, wenn der Beitrag im Herbst wiederholt wird. Freilich weiß man am Schluss nicht mehr, was ein Pietist, ein Pfingstler, ein Evangelikaler oder ein Fundamentalist ist. Aber vielleicht war das ja auch beabsichtigt.

„Der große Graben – Religiöse Fundamentalisten auf dem Vormarsch“

Die ZDF-Dokumentation, am 8. März 2007 ausgestrahlt, berichtete über eine angeblich „gefährliche Wechselwirkung zwischen extremen Überzeugungen in Islam und Christentum: auf der einen Seite Islamisten, die den Islam als dominierende Religion in der Welt etablieren wollen, und auf der anderen christliche Fundamentalisten, die die buchstabengetreue Erfüllung der biblischen Apokalypse und die Vorherrschaft eines Systems herbeisehnen, das zunehmend ebenfalls von religiös-fundamentalistischen Werten geprägt wird.“ Im Namen Gottes werde Furcht und Schrecken verbreitet, egal ob islamistisch oder christlich-fundamentalistisch. Die Fundamentalisten würden mit allen Mitteln versuchen, ihre Anhängerschaft und ihren politischen Einfluss zu vergrößern. Die christlichen Fundamentalisten seien in der Wahl ihrer Mittel zwar weniger militant, „doch auch sie sind besessen davon, ihre Ziele gesellschaftlich und politisch durchzusetzen. Plötzlich heißt es wieder, Gott, und nur Gott allein habe die Welt erschaffen, Darwins Schriften seien blasphemisch. Eine ‚Gegen-Aufklärung’ wird inszeniert“, so der Autor.

Der Film zeigte ganz überwiegend pfingstkirchliche Christen mit teilweise extremer Ausrichtung, setzte diese aber mit der evangelikalen Bewegung gleich. Immerhin gesteht er ein, dass Christen eigentlich nicht gewalttätig sind.

„Themenabend: Christlicher Fundamentalismus“

Für den Themenabend des Kulturkanals ARTE am 19. September 2006 war schon vorher mit dem Schlagwort „Glaubenskrieg“ geworben worden. In drei Reportagen ging es dann um Teufelsaustreibungen an kleinen Kindern, um drei Jugendliche, die sich der „Jesus Revolution Army“ angeschlossen haben und natürlich um den „Glaubenskrieg um die Evolution“. Mit der Bibel in der Hand, mit militärischer Disziplin und dem Horrorszenarion der Hölle würden christliche Fundamentalisten das Böse bekämpfen.

Im Mittelpunkt der Reportage über „Schöpfung und Evolution“ standen zwei Schulen aus Gießen, deren Schülern neben der Evolutionslehre auch die Schöpfungslehre vermittelt wurde. Die eine war die August-Hermann-Francke-Schule, die andere das Liebig-Gymnasium. Die christliche Privatschule, Biologie- lehrer Maier vom Gymnasium und die Studiengemeinschaft „Wort und Wissen“ wurden als Belege dafür präsentiert, wie weit „christliche Fundamentalisten“ schon bei ihrer „Unterwanderung deutscher Schulen“ vorangekommen seien. Dass Lehrer ihren Schülern beibringen, auch die Evolutionstheorie zu hinterfragen, gilt den Reportern schon als Beleg für Fanatismus.

Völlig undifferenziert werden hier konservative Katholiken, Pietisten, Charismatiker, Pfingstler, politisch Konservative, Freikirchler, Sektenmitglieder, Fanatiker und Spinner in einen Topf geworfen. Ob amerikanische und englische „Kreationisten“, Anhänger von „Intelligent Design“ oder deutsche „Schöpfungsforscher“ – alles landet in derselben Schublade.

„Viele angehende Lehrer bezweifeln die Evolutionstheorie“

Zwei Umfragen der Uni Dortmund aus dem Jahr 2006, die erst kürzlich veröffentlicht wurden, haben Vertreter der Evolutionslehre alarmiert. Befragt wurden 1228 Studienanfänger. Der stark beachteten Untersuchung zufolge ist es für 12,5 % der Befragten unklar, ob eine Evolution stattgefunden hat. Dass Mensch und Schimpanse gemeinsame Vorfahren hätten, wurde von 13 Prozent aller Lehramtsstudenten abgelehnt und sogar von 9 % der Biologie-Lehramtsstudenten. Immerhin zweifeln 5,5 % der angehenden Biologielehrer überhaupt an der Evolution. Der Aussage, „ein höheres Wesen hat den Menschen im Wesentlichen in seinem jetzigen Aussehen geschaffen“ stimmten fast zehn Prozent der Biologen und 18 % der Studienanfänger insgesamt zu.

Der Biologiedidaktiker Dittmar Graf von der Universität Dortmund betonte, dass schon heute „kreationistische Vorstellungen im Biologieunterricht in den Köpfen der Schüler eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen.“ Wenn Schüler zum ersten Mal mit dem Thema Evolution konfrontiert würden, hätten sie bereits „eine Vielzahl eigener Konzepte generiert, die oft stark mit religiösen Ansichten durchdrungen sind“. Für die Biologielehrer werde es immer schwerer, die Schüler überhaupt noch vom Wahrheitsgehalt der Evolution überzeugen zu können.

In einem DLF-Interview zu der Umfrage wurde herausgestellt, wie wichtig es sei, die Evolutionslehre nicht als Theorie, sondern als Tatsache zu begreifen. Nun will man herausfinden, wie man die Evolutionsbiologie im Unterricht in diesem Sinn vermitteln kann.

Die sueddeutsche.de, die von den Umfragen berichtet hatte, lud selbst zu einer Online-Abstimmung zum Thema ein: Evolution – nein danke? Die Abstimmungen bei sueddeutsche.de sind nicht repräsentativ. Sie geben aber ein Stimmungsbild derjenigen wieder, die – unverbindlich und freiwillig an den Votes teilnehmen. Abgegebenen Stimmen: 13322. Davon stimmten 9 % für die Aussage: Die Belege sind erdrückend: Natürlich stimmt die Evolutionstheorie. 89 %  allerdings hielten die Aussage für richtig: Der Mensch wurde von einem göttlichen Designer erschaffen.

„Wolff will Schöpfungslehre im Biologieunterricht“

Eine Äußerung der hessischen Kultusministerin hat einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen. Die FAZ berichtete am 28. Juni 2007 vom Vorschlag der Ministerin, im Biologieunterricht auch die biblische Schöpfungslehre zu behandeln. Der stellvertretende Vorsitzende des Verbands Deutscher Biologen, Ulrich Kutschera, hatte der Ministerin nach einem Interview, in dem sie ihre Thesen vertrat, empfohlen, sie solle sich „zunächst orientieren und ein Fachbuch lesen“. Die Evolution sei eine bewiesene Tatsache; es gebe, so Kutschera, einerseits wissenschaftliche Erkenntnis und andererseits einen christlichen Mythos. Letzterer gehöre keinesfalls in den Biologieunterricht. Die Ministerin konterte, dass der Erziehungsauftrag der Schule aus ihrer Sicht auch fächerverbindendes Unterrichten bedeute. In keinem Fach dürfe es Denkverbote oder unüberwindliche Grenzmauern geben.

Eine Internet-Umfrage der Tagesschau (tagesschau.de) mit der Fragestellung: „Sollte die christlichen Schöpfungslehre in den Biologieunterricht aufgenommen werden, wie es Hessens Kultusministerin Karin Wolff und Bischof Walter Mixa fordern?“, brachte folgendes Ergebnis: Ja: 29290 Stimmen, dies entspricht circa 68.4%. Nein: 13262 Stimmen, dies entspricht circa 31.0%. Weiß nicht: 272 Stimmen, dies entspricht circa 0.6%. Stimmen gesamt: 42824. Das Ergebnis dieser Umfrage ist nicht repräsentativ.

„Die Gefahren des Kreationismus in der Bildung”

Ende Juni 2007 forderte der Kulturausschuss im Europarat die 47 Mitgliedsländer auf, den Kreationismus nicht als gleichberechtigte Wissenschaftsdisziplin neben der Evolutionstheorie im Schulunterricht zuzulassen. In ihrem Bericht über „Die Gefahren des Kreationismus in der Bildung” warben sie in dringlichem Ton dafür, dass kreationistische Theorien wenn überhaupt, dann nur im Religionsunterricht diskutiert werden. Kreationistische Theorien hätten negative Konsequenzen für die Demokratie und seien möglicherweise krankmachend. Sie dürften nicht im Biologieunterricht unterrichtet werden. In dem Bericht heißt es zum Beispiel: „Wenn wir nicht aufpassen, könnte der Kreationismus eine Bedrohung der Menschenrechte werden.“ Der Aufsehen erregende Report spricht jedem kreationistischen Ansatz die Wissenschaftlichkeit ab, während das Abstreiten der Evolution „ernsthafte Konsequenzen für die Entwicklung unserer Gesellschaften“ haben könnte. Der Ausschussvorsitzende, der französische Sozialist Guy Lengagne, begründete seine Auffassung damit, dass die Wissenschaftsfeindlichkeit von Kreationisten technologische und medizinische Fortschritte, etwa bei der Aids-Bekämpfung, verhindere.

In der Sommersitzung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates wurde das Papier jedoch als unreflektiert, ja verwirrt betrachtet und wurde auf Betreiben vor allem christdemokratischer Ratsmitglieder mit 63 von 119 Stimmen von der Tagesordnung abgesetzt und zur nochmaligen Beratung und Überarbeitung an den Ausschuss zurückverwiesen.

„Evolution – der Glaubenskrieg“

Schon am 7. Dezember 2005 stellte Joachim Bublath in seiner ZDF-Wissenschaftssendung die von Charles Darwin (1809-1882) ausgehende Theorie über die Entwicklung des Lebens als wissenschaftlich gesicherte Tatsache dar und bezeichnete christliche Kritiker als „religiöse Eiferer“ und „Sektierer“. Der promovierte Wissenschaftler widmete eine ganze Sendung der Schelte gegen die Kreationisten und behauptete: „Zitate aus der Bibel sollen die Wissenschaft ersetzen“, dies sei aber „wissenschaftliche Gehirnwäsche“, Christen betrieben „Manipulation statt Einsicht und Erkenntnis“ und seien Menschen, die sich in „diffuse Ideen flüchten“.

„Der Schöpfer ist ein Käfermacher“

Unter diesem Titel veröffentlichte der „Stern“ am 2.4.2007 ein Interview mit dem streitbaren Kasseler Biologieprofessor Ulrich Kutschera. Gleich zu Beginn wurde er gefragt: Herr Professor Kutschera, in einer jüngst veröffentlichten Umfrage bejahten 40 Prozent der befragten Studienanfänger der Psychologie die Frage, ob die Lebewesen so komplex seien, dass nur eine höhere Intelligenz sie erschaffen haben könne. Beunruhigt Sie das? Kutscheras Antwort: „Diese Zahl belegt, dass im Themenbereich „Biologie/Evolution“ offensichtlich deutliche Bildungsdefizite bestehen. Der Glaubenssatz vom intelligenten Design, das heißt einer übernatürlichen Intelligenz, wird durch keinerlei Fakten belegt. Der Umfragewert ist in der Tat beunruhigend.“

Im weiteren Gespräch griff Prof. Kutschera vor allem die Studiengemeinschaft Wort und Wissen e.V. auch mit unrichtigen und tendenziösen Behauptungen scharf an. Zum Beispiel behauptete er, die Kopie eines Briefes in seinen Unterlagen zu haben, in dem ein Wort-und-Wissen-Mitglied einem Schulleiter anbiete, „Geldspenden an die Schule zu geben, unter der Auflage“, dass das Buch ‚Evolution – ein kritisches Lehrbuch’ von der Schule „doch bitte schön benutzt wird“.

Nun ist es aber so, dass ein Brief mit diesem Inhalt nicht existiert. Richtig ist, dass ein emeritierter Physik-Professor dieses Buch in einer privaten Aktion als Geschenk angeboten hat. Der entsprechende Brief liegt der Studiengemeinschaft vor. Darin wird keine Geldspende in Aussicht gestellt und es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Geschenk keinerlei Verpflichtung für die Schule beinhaltet. Mitglieder der Studiengemeinschaft haben nie die Überlassung privater Spenden an die Verwendung des genannten Lehrbuches geknüpft.

Aufgrund des massiven Einspruchs der Studiengemeinschaft und der Androhung einer Gegendarstellung hat der Stern in der Darstellung des Interviews vom 2.4.2007 auf seiner Homepage den Passus gelöscht und sogar angeboten, ein Interview mit den beiden Vorsitzenden der Studiengemeinschaft „Wort und Wissen“ Dr. Henrik Ullrich und Prof. Peter Immig  zu führen. Dieses Interview fand am 18.4.2007 in Leipzig in angenehmer Atmosphäre statt. Die Fragen lagen im Niveau deutlich über denen, mit den sich Herr Kutschera profilieren durfte. Damit das 80-Minuten-Gespräch nicht allzu verzerrt wiedergegeben würde, hatten sich die Wort-und-Wissen-Vertreter eine Kopie des Original-Tondokuments mitgeben lassen.

Tatsächlich enthielt der zugesandte Entwurf des Interviews an einigen Stellen eine Verzerrung und Veränderung der tatsächlichen Inhalte im Vergleich mit den Fragen und Antworten im Original. So formulierte der Journalist seine erste Frage: „Trifft Sie die Kritik, die der Kasseler Biologe Ulrich Kutschera vor kurzem im stern  an Ihrem Verein geübt hat?“

Die Falschaussage in der Frageformulierung besteht darin, dass „Wort und Wissen“ hier auf eine Kritik Kutscheras reagieren würde. Nein, es handelte sich um eine massive Falschbehauptung Kutscheras, die „Wort und Wissen“ korrigieren musste.

Dr. Ullrich schrieb: „Wir haben das ganze Interview überarbeitet und dem ‘Originalton’ entsprechend angepasst und dies dem Stern zurückgesandt mit der Auflage, dass wir nur in dieser vorliegenden Form einer Autorisierung des Interviews zustimmen werden. Im anderen Fall ziehen wir das Interview zurück und veröffentlichen die Gegendarstellung.“ So lautete die erste Frage nun unter der Überschrift und den einleitenden Sätzen:

Studiengemeinschaft Wort und Wissen: „Das ist kein Trick. Ich sehe das wirklich so“

Der Schöpfungsglaube gehört in den Religionsunterricht, finden die Köpfe der „Studiengemeinschaft Wort und Wissen“. Für ihre Kritik an der Evolutionslehre hoffen sie dennoch auf allgemeines Gehör.

Herr Ullrich, der Kasseler Biologieprofessor Ulrich Kutschera hat vor Kurzem im stern geäußert, eines Ihrer Mitglieder habe Schulen Geld angeboten, damit sie ein von Ihrer Organisation verlegtes Buch verwenden. Dem widersprechen Sie?

Die Antwort wurde bereits oben wiedergegeben. Das in seiner endgültigen Form recht positive Interview zeigt aber trotzdem, dass alle Fragen und Antworten, in denen es um sachliche Argumente gegen die Evolution ging sowie um das Zeugnis für die Wahrheit der Heiligen Schrift vom Redakteur nicht aufgenommen wurden. Für den bibeltreuen Leser soll das keineswegs den Eindruck vermitteln, als ob den Mitarbeiten von „Wort und Wissen“ nicht an diesen Themen gelegen sei.

Die letzte Frage des Redakteurs Christoph Koch lautete:

„Müssen Sie befürchten, dass künftig ein wissenschaftliches Ergebnis gefunden wird, das Ihren Glauben beschädigt, gar zerstört?“

Prof. Imming: „Zerstört? Das glaube ich nicht. Aber dass man infrage gestellt wird? Ja! Es kann auch das Umgekehrte passieren, dass wissenschaftliche Forschung Atheisten infrage stellt. Wissenschaft muss nicht dazu führen, dass Gott immer weniger wird.“