Die Frage hörte ich unterwegs im Radio: „Müssen wir jetzt zu Halbmond kriechen?“
Es ging um das Papstzitat, das so viel Aufregung in der islamischen Welt verursachte. Papst Benedikt XVI. hatte aus einem Dialog zitiert, den der byzantinische Kaiser Manuel II. wohl im Jahr 1391 mit einem Perser führte.
„Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat“, sagte der Kaiser, „da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten.“
Weder verbale noch physische Gewalt sei geeignet, Menschen zum Glauben zu führen. – 62 Jahre nach diesem Gespräch war das christlich-byzantinische Reich den Türken in die Hände gefallen.
Nicht nur Muslime in aller Welt behaupten, dass der Papst mit diesem Zitat eine Absicht verfolgte. Auch Jitzchak Minervi, der ehemalige israelische Gesandte im Vatikan, meint:
„Der Mann ist kein Narr. Ich nehme an, dass er das Ergebnis und die Reaktionen auf seine Rede ganz genau vorausgesehen hat.“
Er hofft, dass sich die Europäer durch derart kontroverse Äußerungen des Papstes auf ihre Identität besinnen. Wie dem auch sei, in christlichen Ohren klingen die harschen weltweiten Forderungen nach Entschuldigung so: „Wenn du nicht sagst, dass wir eine friedliche Religion sind, zünden wir deine Kirchen an!“ In Tubas, Nablus, Tulkarm und Gaza jedenfalls gingen Kirchen in Flammen auf.
Die Angst vor muslimischer Gewalt nimmt auch unter Christen in Deutschland zu. Sollen wir „zu Halbmond kriechen“, um den Zorn von Muslimen zu besänftigen? Nein, wir werden die Wahrheit sagen, aber wir wollen es in Liebe tun. Ja, wir werden zugeben, dass es nicht nach dem Wort Gottes war, als 1492 alle spanischen Juden zwangsgetauft oder vertrieben wurden – und zwar von der Organisation innerhalb der römisch-katholischen Kirche, der Josef Kardinal Ratzinger bis zu seiner Wahl zum Papst persönlich vorstand. Ja, wir werden uns entschuldigen, wenn wir jemand Unrecht getan haben. Ja, wir werden auch unsere Einstellung ändern, wenn wir feststellen müssen, dass wir gegen Gott oder Menschen gesündigt haben.
Die Kirche des Mittelalters hatte das Zu-Kreuze-kriechen als eine Form strenger Buße am Karfreitag eingerichtet: Der Büßer musste auf bloßen Knien zu einem Kruzifix hin kriechen. Nein, das verlangt Gottes Wort nicht. Wir müssen weder zu Halbmond noch zu Kreuze kriechen. Jesus hat gesagt:
„Wenn jemand mein Jünger sein will, dann muss er sich selbst verleugnen, er muss täglich sein Kreuz aufnehmen und mir folgen.“
Das wollen wir tun!