1 Das Problem
2. Chronik 36,6-8 berichtet, dass Nebukadnezzar Jojakim in Ketten nach Babylon brachte, bevor dann sein Sohn Jojachin die Herrschaft übernahm.
2. Könige 24,6 scheint anzudeuten, dass Jojakim friedlich in Jerusalem starb bevor sein Sohn Jojachin König wurde.
Jeremia weissagt aber (22,19), dass man Jojakim fortschleifen, ihn weit draußen vor den Toren Jerusalems hinwerfen und wie einen toten Esel verscharren würde.
2 Die Lösung
Die in 2. Chronik 36 beschriebene Wegführung nach Babylon ist nicht dieselbe, wie sie in 2. Könige 24,13ff beschrieben wird, denn letztere betraf Jojachin, den Sohn Jojakims. Und bei dieser Gelegenheit wurden auch alle Schätze des Königs und Tempels geplündert. Bei der ersterwähnten Wegführung nahm Nebukad- nezzar nur einen Teil der Tempelschätze mit.
Die Wendung „Jojakim legte sich zu seinen Vätern“ in 2Kö 24,6 weist nicht unbedingt auf einen friedlichen Tod hin, denn es bedeutet einfach nur „sterben“. Außerdem fällt auf, dass kein Begräbnis und keine Trauer wie bei anderen Königen erwähnt werden.
3 Das Ergebnis
Die Ereignisse lassen sich in dieser Reihenfolge darstellen:
- Mai/Juni 605 v.Chr. besetzt Nebukadnezzar bei der Verfolgung des ägyptischen Heeres Syrien und Juda. König Jojakim von Juda unterwirft sich den Babyloniern und wird in Ketten nach Babylon gebracht.
- 7. September 605 v.Chr. Nebukadnezzar besteigt den Thron Babylons. Er lässt Jojakim wieder frei. Dieser muss aber Geiseln stellen, unter denen sich Daniel und drei andere Jungen im Alter von 12-15 Jahren befinden.
- 601 v.Chr. Nebukadnezzar marschiert erneut gegen Ägypten, wird aber zurückgeschlagen. Daraufhin wechselt König Jojakim von Juda wieder die Seiten und hält sich zu Ägypten. Nebukadnezzar fasst das als Rebellion auf.
- Dezember 598 v.Chr. Nebukadnezzar zieht erneut gegen Jerusalem. Jojakim stirbt während der Belagerung Jerusalems. Sein Leichnam wird (vielleicht von den Babyloniern veranlasst) aus der Stadt geschleift und verscharrt. Sein Sohn Jojachin wird König.
- 16. März 597 v.Chr. Jerusalem ergibt sich den Truppen Nebukadnezzars. König Jojachin und die ganze Oberschicht einschließlich der Handwerker werden in die Gefangenschaft geführt, ungefähr 10 000 Menschen.