1 Das Problem
Nach einer 20-jährigen Bauzeit waren der Tempel und der Regierungspalast Salomos in Jerusalem fertiggestellt. König Hiram von Tyrus hatte Baumaterial und Gold geliefert und hatte im Gegenzug Lebensmittel aus dem Reich Salomos erhalten. Nach dem Ende der Bauzeit musste neu verhandelt werden. Hiram war an weiteren Versorgungsleistungen interessiert und bezahlte dafür etwa vier Tonnen Gold.
Nach 1. Könige 9,10-13 erhielt Hiram dafür 20 Ortschaften in Galiläa, die ihm aber gar nicht gefielen.
Nach 2. Chronik 8,1-2 erhielt aber Salomo von Hiram Ortschaften, in denen er Israeliten ansiedelte.
2 Die Lösung
Hiram hat Salomo die Ortschaften nicht etwa zurückgegeben, wie manche in 2Chr 8,2 annehmen, denn es ist auch keine Rede von der Rückgabe des Goldes. Wir haben es vielmehr mit dem Prozess des Feilschens zweiter Könige zu tun, der folgendermaßen abgelaufen sein kann:1
Hiram schlägt vor, dass Salomo ihm den Küstenstreifen am Mittelmeer nördlich von Akko einschließlich der Berghänge östlich davon überlässt. Es handelte sich um Gebiete, die David erobert hatte.
Salomo ist aber nur bereit, ihm die 20 Ortschaften mit dem dazugehörenden Land zu überlassen, die in der Schefela, dem Hügelland, liegen.
Hiram besichtigt das Land und weist es mit einem derben phönizischen Wort zurück (kabul = Ramsch).
Man findet einen Kompromiss: Salomo überlässt Hiram außer den 20 Ortschaften noch die fruchtbare Küstenebene, erhält dafür aber von Hiram Ortschaften im Hochland, also einen Landstreifen parallel dazu, der ursprünglich dem Stamm Ascher zugewiesen war, von diesem aber nie in Besitz genommen wurde.2
3 Das Ergebnis
Beide Schriftstellen widersprechen sich nicht, sondern spiegeln nur den Beginn und das Ende eines typischen orientalischen Verhandlung (=Feilschen) wieder, wie es von ähnlichen Vorgängen aus jener Zeit bekannt ist.