1 Das Problem
1.1 Redete der Hauptmann oder redeten die Ältesten mit Jesus?
Der Hauptmann von Kafarnaum hatte einen schwerkranken Sklaven, der ihm viel bedeutete. Deswegen wandte er sich um Hilfe an Jesus. Nach dem Bericht des Matthäus (8,5-13) hat man den Eindruck, dass er selbst zu ihm geht.
Nach Lukas (7,1-10) aber schickte er jüdische Älteste und dann noch einmal ein paar Freunde.
1.2 Weshalb die Unterschiede in beiden Berichten?
Handelt es sich um zwei unterschiedliche Geschichten? Wenn nein, warum erwähnt Lukas die Boten?
2 Die Lösung
2.1 Der Hauptmann bat Jesus durch die Boten
Im ersten Jahrhundert galt der Bote als Repräsentant dessen, der ihn schickte, und das Wort des Boten als das Wort des Absenders. Der Hauptmann kam historisch gesehen also nicht selbst, sondern schickte autorisierte Boten.
Damals konnte man das so ausdrücken, als ob der Hauptmann selbst mit Jesus sprach. Das schimmert selbst in einer wörtlichen Übersetzung von Lukas 7,3 noch durch: „Als er aber von Jesus hörte, sandte er Älteste der Juden zu ihm und bat ihn, dass er komme und seinen Knecht gesund mache.“ Der Hauptmann bat Jesus durch die Boten.
2.2 Lukas geht es stärker um die historische Glaubwürdigkeit
Die weiteren Einzelheiten beider Geschichten (z.B. die Erwähnung der Befehlsgewalt des Hauptmanns) machen deutlich, dass es sich um die gleiche Begebenheit handelt.
Matthäus beschränkt sich für seine jüdischen Leser auf das Wesentliche. Lukas aber schildert interessante Details, weil es ihm in seinem Evangelium für nichtjüdische Leser um den Nachweis der historischen Glaubwürdigkeit geht (vgl. Lk 1,1-4). Er will seinen Lesern zeigen, wie es kam, dass Jesus mit einem römischen Offizier in Verbindung kam.
3 Das Ergebnis
Matthäus und Lukas widersprechen sich nicht. Nur wer sein eigenes Vorurteil in die Berichte hineinliest, oder nicht über das Botenrecht informiert ist, kann einen Widerspruch behaupten.