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Elf Thesen zu einer biblischen Sexualethik

Diese Thesen wurden in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis für bibeltreue Publizistik formuliert und sollen in allen seinen Organen veröffentlicht werden. Sie sind als Hilfe zur grundsätzlichen biblischen Orientierung gedacht, nicht zur Beantwortung seelsorgerlicher Einzelfragen. (d.Red.)

1. Geschlechtliche Bestimmung

Das Menschsein ist verbunden mit einer geschlechtlichen Bestimmung als Mann oder Frau. Sie ist nicht wählbar, sondern von Gott gesetzt. Wer seine geschlechtliche Bestimmung ablehnt, also als Mann nicht Mann sein will und als Frau nicht Frau sein will, lehnt sich damit gegen den Schöpfer auf. Auch wenn die Ablehnung des eigenen Geschlechts durch negative Erfahrungen verursacht wurde, besteht das Ziel, sich mit dem eigenen Geschlecht zu identifizieren. (1Mo 1,27; 5Mo 22,5)

2. Wertung der Sexualität

Die gegenseitige Anziehungskraft der Geschlechter, die großen Gefühle der Liebe und Zuneigung und schließlich der Drang zur geschlechtlichen Vereinigung von Mann und Frau sind von Gott geschaffen und deshalb heilig und gut.

Zwar gab es in der Kirchengeschichte eine breite Spur der Leibfeindlichkeit und ein tiefes Misstrauen gegenüber dem sexuellen Trieb. Begründen ließ sich das mit negativen Erfahrungen, nicht aber aus der Heiligen Schrift. (1Kor 7,36)

3. Die Ehe

Der von Gott bestimmte exklusive Rahmen für die geschlechtliche Gemeinschaft zwischen Mann und Frau ist die Ehe. Ein Mann und eine Frau, die sich öffentlich aufeinander festgelegt haben und dauerhaft füreinander Verantwortung zu übernehmen bereit sind, erwerben damit das Recht zur geschlechtlichen Gemeinschaft. Jeder geschlechtliche Verkehr außerhalb dieser Eheverbindung ist Sünde. (1Mo 2,24; Mt 19,4+5)

4. Die Eheschließung

Die Ehe im Verständnis der Heiligen Schrift wird durch zwei konstituierende Elemente begründet:

A) Durch einen öffentlichen Akt, der in der jeweiligen Kultur verankert ist und Mann und Frau gültig und dauerhaft als Ehepaar definiert (in Deutschland seit 1875 ausschließlich durch das Standesamt)

B) Durch den Vollzug der geschlechtlichen Gemeinschaft. (1Mo 2,24; 1Mo 29,21+22; 1Kor 7,3-5)

Fehlt eines der beiden Elemente, ist nicht im Vollsinn von Ehe zu sprechen.

Sollte der Staat im Zug einer fortschreitenden Eheentwertung eine klare Ehedefinition preisgeben, so wird eine innergemeindliche Regelung gefunden werden müssen, die sich am Eheverständnis der Heilige Schrift orientiert.

5. Berufen zur Ehe

Die Ehe ist in der Schöpfungsordnung verankert. Der Weg in Richtung Ehe bedarf keiner besonderen Führung oder Zustimmung. Es ist der übliche, vom Schöpfer vorgesehene Lebensweg. Mit seinem Mann- oder Frausein ist der Mensch für die Ehe ausgerüstet. Zwar gilt es, biblische (gemeinsamer Glaube) und logische (Alter, Bildung, Kultur…) Rahmenbedingungen zu beachten, die Ampel in Richtung Ehe jedoch steht auf „grün“. (1Mo 2,18)

Die Entscheidung zum Ledigsein dagegen ist die Ausnahme von der Regel und braucht, falls sie einer Willensabsicht entspringt, ein größeres Maß an Führungsgewissheit.

Das Recht, eine erneute Ehe anzustreben besteht auch, wenn ein Ehepartner verstorben ist. Das gilt aber nicht nach einer Scheidung, denn diese kann die Verbindung nicht auflösen, die durch die Eheschließung und die geschlechtliche Gemeinschaft entstanden ist. Deshalb eröffnet eine Scheidung nicht automatisch den Weg in eine neue Ehe. (Röm 7,2+3; 1Kor 7,10+11)

6. Monogamie und Polygamie

In der Schöpfungsordnung wird Ehe als die Verbindung von einem Mann und einer Frau definiert. In den alttestamentlichen Berichten trifft man aber auf zahlreiche Beispiele für Polygamie. Polygamie wurde im Alten Testament geduldet, findet aber nie eine ausdrückliche Bestätigung von Gott und ist in allen ihren Erwähnungen problematisch. Sie hatte unter anderem eine soziale Funktion, setzte aber einer vertrauten Gemeinschaft zwischen Mann und Frau Grenzen. Im Neuen Testament wird durch die Verkündigung von Jesus und den Aposteln die monogame Ehe als die eigentliche Absicht des Schöpfers betont und als Regel in der neutestamentlichen Gemeinde gefordert. (1Mo 2,24; Mt19,5+6; 1Tim 3,2; Tit 1,6)

7. Sexualität und Nachkommenschaft

Die geschlechtliche Vereinigung von Mann und Frau zielt auf Nachkommenschaft. „Ja“ zur Sexualität schließt auch das „Ja“ zur Nachkommenschaft ein. In der Zeugung von Kindern liegt nicht der einzige Sinn der Sexualität, aber ein wesentlicher. Es mag vereinzelt Gründe geben, die eine Schwangerschaft ausschließen (etwa die Gefährdung der Mutter oder eine zu erwartende Schädigung des Kindes); es ist auch legitim, zu prüfen, wie viele Kinder ein Ehepaar in das Leben begleiten kann. Aber eine grundsätzliche willentliche Verweigerung von Nachwuchs ist nicht zu vereinbaren mit dem Gebot: „Seid fruchtbar und mehret euch“.

Die Zahl der Geburten kann auf unterschiedliche Weise reguliert werden. Aus Achtung vor dem Leben und Gott, der Anfang und Ende des Lebens bestimmt, sollten Verfahren ausgeschlossen werden, die eine begonnene Entwicklung neuen Lebens abbrechen. (1Mo.1,28; 1Mo.9,7)

8. Nacktheit und Schamgefühl

Das Schamgefühl ist eine Schutzfunktion für das Leben in einer gefallenen Welt

Seit dem Sündenfall schämt sich der Mensch seiner Nacktheit. Dieses Empfinden ist eine Schutzfunktion für das Leben in einer gefallenen Welt und wird von Gott bestätigt, indem er Adam und Eva dauerhaft kleidet. Der einzige Raum, in dem der Mensch sich seiner Nacktheit nicht schämen muss, ist die Ehe. Ehepartner sind von einem gemeinsamen Geheimnis umgeben, das von Gott geschützt wird und Dritten den Zugang verwehrt. (1Mo 3,7; 1Mo 3,21; Eph 5,32). Öffentliche Nacktheit und zur Schau gestellte Schamlosigkeit sind folglich keine Schritte zurück ins Paradies, sondern eher als Gericht Gottes zu deuten. Aus diesem Grund ist auch das sich im Kindesalter entwickelnde Schamempfinden zu respektieren. Abbau von Scham ist kein Erziehungsziel. (3Mo 18,6ff; Röm 1,28)

9. Homosexualität

Öffentliche Nacktheit und zur Schau gestellte Schamlosigkeit sind keine Schritte zurück ins Paradies, sondern eher als Gericht Gottes zu deuten

Homosexualität beschreibt eine Gefühlsstruktur, die sich in erotischer Zuneigung zu einem Menschen des gleichen Geschlechts zeigt. Praktizierte Homosexualität wird in der Heiligen Schrift als Sünde bezeichnet, die vom Reich Gottes ausschließt. Homosexuelles Empfinden an sich schließt nicht aus einer geistlichen Gemeinschaft aus, muss aber aus der Perspektive der Schöpfungsordnung als sexuelle Fehlorientierung bezeichnet werden. (1Kor 6,9+10; Röm 1,26+27, Jer 17,9)

Die Entstehung der Homosexualität wird sehr kontrovers diskutiert. Verteidiger bevorzugen Erklärungen, die Homosexualität auf genetische Anlagen zurückführen, wodurch sie als naturgegeben und somit nicht beeinflussbar erscheint. Im Gegensatz dazu gibt es aber starke Gründe für die Annahme, dass Homosexualität keine angeborene, sondern eine erworbene Neigung ist. Verführungserfahrungen in der Kindheit und andere psychologische Faktoren, die eine normale geschlechtliche Orientierung stören, werden hauptsächlich als Architekten der Homosexualität gesehen. Bestätigt wird diese Annahme durch beachtliche Therapieerfolge.

Wenn Homosexualität eine erworbene Neigung ist, muss mit einer höheren Zahl geschlechtlicher Fehlorientierungen gerechnet werden, wenn sich die Familienstrukturen weiter auflösen. (1Kor 6,19+20)

10. Selbstbefriedigung

Selbstbefriedigung wird in der Bibel nicht direkt thematisiert. Sie stellt eine gegen den schöpfungsgemäßen Sinn gerichtete Betätigung des sexuellen Triebes dar. Die moralische Beurteilung muss mit Vorsicht erfolgen, weil A) in der Bibel keine direkte Wertung vorgenommen wird und B) deutlich unterschieden werden muss zwischen Selbstbefriedigung und anderen Formen sexualethischen Fehlverhaltens. Der gravierende Unterschied liegt darin, dass Selbstbefriedigung in der Praxis auf sich selbst bezogen ist, während etwa eine außereheliche Beziehung weitere Personen tiefgreifend schädigt. Diese Unterscheidung ist keine Rechtfertigung für Selbstbefriedigung. Im Gegenteil, die Kraft des Heilige Geist zielt auch auf die Beherrschung des sexuellen Triebes und der dazugehörigen Gedankenwelt. (Gal 5,22; 1Kor 6,16-18)

11. Erotische Freizügigkeit und Pornografie

Die Darstellung und Beschreibung sexueller Handlungen ist nicht neu, neu sind aber die Aufdringlichkeit, die massive Zurschaustellung und hindernisarme Verfügbarkeit. Bestimmte Fernsehkanäle und Internetanbieter, die Werbung und zahllose Publikationen sorgen dafür, dass man von einer sexualisierten Gesellschaft sprechen muss, die auf viele Menschen einen starken Reiz ausübt. (Eph 5,3; 1Kor 6,18)

Neben biblischen Gründen gibt es viele praktische Gründe, sie abzulehnen:

  • Gott bindet Sexualität und Verantwortung zusammen. Pornografie dagegen trennt den erotischen Reiz von der personalen Nähe. Pornografie macht den Menschen zum Objekt, das für ein bestimmtes Ziel benötigt wird.
  • Pornografie verbraucht den erotischen Reiz; sie fördert die Gier nach immer stärkeren Reizen und bahnt damit den Weg in sexuelle Perversion.
  • Pornografie schädigt die eheliche Sexualität. Sie schafft einerseits eine Illusion von erotischen Idealen, die kein Ehepartner erfüllen kann. Andererseits blendet sie aus, dass sexuelle Harmonie nur in einer geistlichen und seelischen Harmonie gedeihen kann.
  • Pornografie befriedigt nicht das berechtigte Bedürfnis nach sachlicher Information über Erotik, Liebe und Sexualität, sondern zerrt an die Öffentlichkeit, was in die Intimsphäre der Ehe gehört. Dagegen verschweigt sie, was ein Mensch wissen sollte, um Sexualität erfüllt und verantwortlich leben zu können.