Der große pietistische Theologieprofessor Johann Jakob Rambach schrieb in seinem rund 1000 Seiten umfassenden Werk Historische Einleitung in die Streitigkeiten zwischen den Evangelischen und Römisch-Katholischen Kirchen, Halle 1738, zu Recht:
„Der Pabst sähe von Hertzen gerne, dass alle die, so durch die Reformation vom Römischen Stuhle und der päbstlichen Kirche abgefallen sind, wiederum unter sein Joch gebracht würden“ (S.296).
Dass diese Absicht bis heute besteht, hat erst jüngst die von Kardinal Ratzinger verantwortete Erklärung Dominus Jesus: Über die Einzigkeit und die Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche wieder deutlich werden lassen. Der römische Alleinvertretungsanspruch wird betont vertreten; und die Kirchen der Reformation werden nicht einmal als Kirchen im Vollsinn anerkannt. Zugleich ist man bemüht, die evangelischen ‚Kirchen‘ heim nach Rom einzuladen. Aber nicht nur das. Es wird die Zusammenführung des Universums als katholische Zukunftsvision entfaltet und vertreten, dass sich Christus auch in den heiligen Büchern anderer Religionen offenbart habe und der Geist Gottes in diesen Kulturen und Religionen ein Heranreifen der Menschen auf Christus hin bewirke.
Dieses allumfassende katholische Prinzip gilt es zu verstehen. Denn unter endzeitlichem Gesichtspunkt scheint hier etwas heranzureifen, das einmal als „Hure Babylon“ (0ffb 17) die endzeitliche Abfallsgestalt weltumfassender Religiosität werden könnte.
Allerdings ist es nicht leicht, den Katholizismus in seiner Vielgestaltigkeit, seinen unveränderlichen Grundlagen und zugleich seinem freundlich vereinnahmenden Zugehen auf Vertreter anderer Kirchen und Religionen zu durchschauen. Pauschales Polemisieren hilft hier nicht weiter, sondern sorgsames Verstehen und nüchternes Eintreten für die Wahrheit. Das wussten übrigens schon die Väter des Pietismus, die bei aller Klarheit in der Sache doch nicht in die bittere Streittheologie der damaligen Orthodoxie einstimmen wollten. Der Herausgeber von Rambachs oben genannter Aufklärungsschrift zum Katholizismus schrieb damals in seiner Vorrede:
Wenn diese Auseinandersetzung „nicht mit dem Geiste der Sanfftmuth und Demuth geschiehet, noch auch die Waffen mit behöriger Behutsamkeit und Geschicklichkeit geführet werden, wird man der Wahrheit damit mehr schaden, als dieselbe befördern. Unser Herr Autor will demnach dieses alles wohl beobachtet wissen, damit man nicht aus hochmüthiger Zancksucht von denen Wegen der Wahrheit in der Hitze abweiche, seine eigene Blöße verrathe, und denen Widersachern Anlaß zur Lästerung gebe“.
Ganz in dieser Klarheit und in diesem Geiste scheint mir die Padua-Erklärung verfasst zu sein, die italienische Evangelikale am „Istituto di Formazione Evangelica e Documentazione (IFED)“, Padua1 am 10./11.September 1999 verabschiedet haben. Sie wurde vom Dozentenkollegium des Instituts erarbeitet und basiert weitgehend auf den Forschungsergebnissen von Leonardo de Chirico, der am King`s College der Universität London eine Doktorarbeit über „Evangelikale theologische Perspektiven hinsichtlich des postkonziliaren Katholizismus“ schreibt.
Im März 2000 wurde die Padua-Erklärung zudem von der Italienischen Evangelischen Allianz als offizielle Stellungnahme übernommen.
Unsere italienischen Brüder, die täglich mit dem Katholizismus konfrontiert sind, geben uns hier ohne alle Aufgeregtheit eine nüchterne und klare Bewertung des Katholizismus aus biblischer Sicht.
Nachdem eine Gruppe von Evangelikalen in den U.S.A., allen voran Bill Bright, in ihren Dokumenten „Evangelikale und Katholiken Zusammen“ (1994) und „Die Gabe des Heils“ (1997) eine erschreckend unkritische Beurteilung des Katholizismus verbreitet hat, die mehr der Verwirrung und Vermischung als der nötigen Prüfung der Geister dient, leistet die Padua-Erklärung einen guten Erste-Hilfe-Dienst für das Verstehen der Grundprobleme der römischen Kirche.
Wer anhand der Padua-Erklärung die Grundzüge römisch-katholischen Denkens durchschaut, wird nachträglich auch besser verstehen können, wie sich der Lutherische Weltbund in der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ (Augsburg, am Reformationstag 1999!) hat über den Tisch ziehen lassen. In den Formulierungen ist die katholische Seite der lutherischen weit entgegengekommen; in der Sache aber hat sich das römisch-katholische Menschen-, Sünden- und Heilsverständnis doch (wie könnte es anders sein!) durchgesetzt. Die römische Kirche reformiert sich nicht anhand des Wortes Gottes; sie erweitert sich lediglich auf den traditionellen Grundlagen auf ihre möglichen Partner hin.
Möge die Padua-Erklärung sich als eine Hilfe erweisen gegenüber allen Vereinnahmungstendenzen, die am Ende auch die Evangelikalen in den Schoß Roms zurückführen wollen! Und möge sie auf dieser Basis Evangelikale zu einem unbefangenen und deutlichen Zeugnis des Evangeliums auch gegenüber katholischen Mitmenschen befähigen, denn auch ihnen, wie der ganzen Schöpfung (Mt 28), sind wir als bibeltreue Christen dieses Zeugnis schuldig.
Die Padua-Erklärung des Istituto di Formazione Evangelica e Documentazione (IFED) und der Italienischen Evangelischen Allianz
In den Jahren nach dem 2.Vatikanischen Konzil (1962-65) haben Evangelikale ein neues Interesse am Römischen Katholizismus gezeigt. Auf internationaler Ebene hat dieses Interesse zu einer Serie von Zusammentreffen zum Thema Mission geführt („Der Evangelikal-Römisch Katholische Dialog zur Mission 1977-1984″) und hat den Weg geebnet für einen andauernden Dialog zwischen der Weltweiten Evangelischen Allianz und dem Päpstlichen Rat für die Förderung Christlicher Einheit zu den Themen Rechtfertigung, Heilige Schrift und Tradition (Venedig 1995) und Kirche (Jerusalem 1997).
1989 veröffentlichte die Weltweite Evangelische Allianz ein wichtiges Dokument zum Katholizismus, „Eine Evangelikale Perspektive zum Römischen Katholizismus“. In den Vereinigten Staaten wurden eher kontroverse Dokumente verfasst wie „Evangelikale und Katholiken zusammen“ (1994) und „Die Gabe des Heils“ (1997). Bis in die jüngere Vergangenheit, so lässt sich sagen, war die evangelikale Beurteilung des Katholizismus ausnahmslos kritisch. Heute ist das nicht mehr so. Auf vielen Gebieten gibt es Anzeichen für einen deutlichen Wandel hinsichtlich dessen, wie Evangelikale die Katholische Kirche sehen. Das gemeinsame Verständnis musste einer Auffassung weichen, die weniger deutlich und oft verwirrend ist.
Das folgende Dokument will ein Beitrag zu einer evangelikalen Beurteilung des Katholizismus und der Kriterien sein, die im Umgang mit ihm angewandt werden sollten.
Das Wesen des Katholizismus
1. Der Römische Katholizismus ist eine komplexe Wirklichkeit. Eine umfassende Anschauung des Katholizismus muss seine Lehre, Kultur und Institutionen berücksichtigen. Er ist eine religiöse Weltanschauung, die durch die Geschichte hindurch von der Kircheninstitution verbreitet wurde, die in Rom ihr Zentrum hat. Obwohl es eine beachtliche Unterschiedlichkeit in den Ausdrucksformen gibt, ist der Katholizismus im Grund eine geschlossene Wirklichkeit, deren Grundannahmen feststellbar sind. Jede Analyse, die nicht berücksichtigt, dass der Katholizismus ein System ist, wird Beute eines oberflächlichen und stückwerkhaften Verständnisses des Phänomens.
2. Ausgangspunkt des Katholizismus ist die thomistische Konzeption des Verhältnisses von „Natur“ und „Gnade“, in die die Idee der Kirche als Fortsetzung der Inkarnation des Gottessohnes eingezeichnet ist. Diese beiden Themen können leicht unterschiedlich und mit jeder Menge von Auslegungsvarianten präsentiert werden, aber angesichts der Tatsache, dass sie den ideologischen Rahmen des Katholizismus bilden, werden sie immer vorhanden sein. Diese grundlegende Ausrichtung schon in den Voraussetzungen erklärt, warum der Römische Katholizismus kein Gespür für die Tragik der Sünde hat, warum er zu einer optimistischen Sicht der menschlichen Fähigkeiten ermutigt, warum er das Heil als einen Prozess sieht, in dem die Natur vervollkommnet wird, und warum er die Rolle der Kirche als Mittlerin zwischen Mensch und Gott rechtfertigt.
3. Das globale Ziel des Katholizismus ist Katholizität. Nach römisch-katholischem Verständnis hat Katholizität zugleich mit Einheit und Totalität zu tun. Die Grundidee ist, dass Vielfalt in Einheit gebracht werden soll. Die Kirche wird als Ausdruck, Garant und Förderer wahrer Einheit gesehen. Solange die institutionelle Struktur, die diese Einheit umfasst, intakt bleibt, kann und muss alles innerhalb des Reiches des Katholizismus irgendwo seine Heimat finden.
4. Grundvoraussetzung und Hauptziel des Katholizismus sollen nun, so die Methode, auf dem Weg der Integration (sowohl – als auch) realisiert werden. Der Römische Katholizismus ist ein Meister des Einverleibens von Elementen in sein System, die nicht nur verschieden, sondern widersprüchlich und vielleicht sogar unvereinbar sind. Wesensmerkmal dabei ist nicht das evangelischer Reinheit oder christlicher Authentizität, sondern das einer fortschreitenden Vereinnahmung – also das Einfügen des Einzelnen in eine breitere Perspektive, die das Spezifische aufhebt und in den Dienst des Universalen hinein auflöst.
Die Strategie hinter dem Katholizismus
5. Im heutigen religiösen Panorama ist deutlich, dass der Katholizismus ein sehr klares Programm hat, um Katholizität zu erreichen. Das wird vor allem in seiner ökumenischen Strategie seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil deutlich – wobei jede Gelegenheit ergriffen wird, dieses Anliegen voranzutreiben. Die offensichtlichen Zeichen der Bereitschaft zum Dialog und der Verfügbarkeit für Kontakt mit den Evangelikalen sollte für diese Anlass sein sich zu fragen, ob das Endziel der Katholischen Kirche nicht tatsächlich das ist, die eigene Synthese so weit auszudehnen, dass sie auch die evangelikalen Werte in den eigenen Horizont mit einschließt. Diese Strategie schließt allerdings nicht nur Evangelikale mit ein, sondern erstreckt sich zu allen Religionen und religiösen Körperschaften weltweit.
6. Ein wichtiger Teil dieser Strategie war die Proklamation des Jahres 2000 als Heiliges Jahr, fälschlich `Jubeljahr´ genannt. Der Beginn eines neuen Millenniums ist ein Ereignis, für das die Katholische Kirche viel investiert und sich sorgfältig darauf vorbereitet hat. Das Jahr 2000, als Heiliges Jahr, ist ein Ereignis, das die vielgesichtige Natur des gegenwärtigen Katholizismus deutlich werden lässt. Das `Jubeljahr´ des Vatikans macht sehr deutlich, was die vorherrschenden Tendenzen im Katholizismus heute sind und wie die Nahziele in Richtung Katholizität aussehen.
Evangelikale Unterschiede zum Katholizismus
7. Wenn Evangelikale ein besseres Verständnis des Katholizismus gewinnen wollen, müssen sie ihre eigene Identität gut kennen: Ein angemessenes Verständnis des Katholizismus gibt es nicht ohne ein angemessenes Verständnis des evangelikalen Glaubens. Eine klare Position hinsichtlich des einen verlangt eine klare Position hinsichtlich des anderen.
8. Obwohl es viele Unterschiede auf vielen Ebenen zwischen dem Katholizismus und dem evangelikalen Glauben gibt, haben diese alle miteinander zu tun und gehen, wenn man der Sache auf den Grund geht, auf eine radikal unterschiedliche Grundorientierung zurück. Es geht um eine Unterschiedlichkeit, die nicht nur psychologisch, historisch oder kulturell erklärt werden kann und die auch nicht nur aus unterschiedlichen Lehrbetonungen stammt, die etwa komplementär gesehen werden könnten. Die Unterschiedlichkeit ist bereits auf der Ebene der Voraussetzungen gegeben, und dies beeinflusst und bestimmt notwendigerweise sowohl die Ziele, als auch die Methoden der beiden Konfessionen.
9. Die Lehrübereinstimmung zwischen Katholiken und Evangelikalen, die sich im gemeinsamen Stehen zu den Bekenntnissen und Konzilen der ersten fünf Jahrhunderte zeigt, ist keine ausreichende Basis um zu sagen, dass es eine Übereinstimmung hinsichtlich der wesentlichen Punkte des Evangeliums gebe. Zudem legen die Entwicklungen in der Katholischen Kirche der folgenden Jahrhunderte den Verdacht nahe, dass dieses Einstehen mehr formal als substantiell sein könnte. Die gleiche Beobachtung könnte gemacht werden, wenn es um die Übereinstimmungen zwischen Evangelikalen und Katholiken in ethischen und sozialen Fragen geht. Es gibt da eine ähnliche Perspektive, die in der Allgemeinen Gnade begründet ist sowie in dem Einfluss, den das Christentum insgesamt im Lauf der Geschichte ausgeübt hat. Weil Theologie und Ethik aber nicht getrennt werden können, lässt sich nicht sagen, dass es eine gemeinsame ethische Sicht gibt – die zu Grunde liegenden Theologien sind wesentlich unterschiedlich. Wenn es also kein grundlegendes Einverständnis hinsichtlich der Grundlagen des Evangeliums gibt, sind solche Übereinstimmungen, selbst wenn es in ethischen Fragen Ähnlichkeiten geben mag, eher formaler als substantieller Natur.
10. Der entscheidende Punkt ist, dass die während der Reformation des 16. Jahrhunderts wiederentdeckte biblische Lehre hinsichtlich des „sola, solus“ als dem Kernstück des Evangeliums für ein evangelikales Verständnis `nicht verhandelbar´ ist. Die Schrift allein, Christus allein, Gnade allein, Gott allein die Ehre – diese Aussagen alle stellen die Kriterien dar für die Beschäftigung mit dem Katholizismus sowie das hermeneutische Prinzip, das angewandt werden sollte zur Interpretation dessen, was die Römisch Katholische Kirche bewegt. Auf der Basis des sola, solus erweist sich die Distanz, die den zeitgenössischen Katholizismus vom evangelikalen Glauben trennt, als nicht geringer, als dies zur Zeit der protestantischen Reformation der Fall war. Tatsächlich fährt der Katholizismus auch nach dem Ersten und Zweiten Vatikanischen Konzil fort, der Schrift die Autorität der Tradition und des Lehramts hinzuzufügen; Christus hat er die Kirche als Fortsetzung der Inkarnation hinzugefügt; der Gnade hat er die Notwendigkeit von Wohltaten hinzugefügt, die durch das sakramentale Amt der Kirche empfangen werden; dem Glauben hat er die Heilsnotwendigkeit von guten Werken hinzugefügt; der Anbetung Gottes hat er die Verehrung einer Schar anderer Gestalten hinzugefügt, die von der Anbetung des einzigen wahren Gottes nur ablenken. Verglichen mit dem Römischen Katholizismus zur Zeit von Trient ist der Kontrast in wichtigen Fragen heute zwar weniger scharf hervorgehoben, aber es hat keine grundlegende Veränderung gegeben. Die Exklusivität, die der evangelikale Glaube hinsichtlich der wesentlichen Elemente des Evangeliums vertritt, muss als Alternative zum katholischen Angebot einer allumfassenden Katholizität gesehen werden.
11. Der gegenwärtige Schwall an Aktivitäten im zeitgenössischen Katholizismus (Rückkehr zur Bibel, liturgische Erneuerung, Aufwertung der Laien, Charismatische Bewegung, usw.) zeigt in sich selbst noch nicht, dass es Hoffnung auf eine Reformation im evangelischen Sinn innerhalb der Katholischen Kirche geben könnte. Erst wenn diese Entwicklungen die Strukturelemente verändern würden, die dem Wesen des Katholizismus zu Grunde liegen, indem sie diesen nicht erweitern, sondern im Licht Gottes reinigen würden, hätten sie eine wahrhaft reformatorische Funktion. Im heutigen Szenario scheinen diese Bewegungen aber, so interessant sie sind, doch eher die Sache der Katholizität als die der Reformation zu befördern.
Beziehungen mit Katholiken
12. Was für die Katholische Kirche als eine lehrmäßige und institutionelle Realität gilt, trifft nicht notwendig auf individuelle Katholiken zu. Gottes Gnade wirkt in Männern und Frauen, die – obwohl sie sich als Katholiken betrachten mögen – ihr Vertrauen auf Gott allein setzen, eine persönliche Beziehung zu ihm pflegen, die Schrift lesen und ein christliches Leben führen. Diese Leute sollten allerdings ermutigt werden einmal zu durchdenken, ob ihr Glaube tatsächlich zur Mitgliedschaft in der Katholischen Kirche passt. Ihnen muss geholfen werden, selbstkritisch verbleibende katholische Elemente in ihrem Denken im Licht des Wortes Gottes zu überprüfen.
13. Bei der Erfüllung des Kulturauftrags kann es Momente des Kontakts geben, in denen es zu Zusammenarbeit und gemeinsamer Aktion zwischen Evangelikalen und Katholiken kommt, wie dies in der Tat auch zwischen Evangelikalen und Menschen anderer religiöser oder ideologischer Orientierung möglich ist. Wo es um gemeinsame Werte in ethischen, sozialen, kulturellen und politischen Angelegenheiten geht, sind Formen von Kampfgemeinschaften zu befürworten. Diese notwendigen und unausweichlichen Kooperationsformen sollten aber weder als ökumenische Initiativen angesehen, noch als Indiz für die Wiederherstellung eines Lehrkonsens konstruiert werden .
14. Die Erfüllung des Missionsbefehls erfordert, dass seine Missionare aus der Gemeinschaft der Glaubenden kommen und vereint sind in dem gemeinsamen Bekenntnis des Glaubens hinsichtlich all der fünf „sola, solus“ der Reformation. In diesem Sinn muss jegliche evangelistische Aktivität, zuhause wie in Übersee, in der es Kooperation zwischen Katholiken und Evangelikalen gibt, ernsthaft überprüft werden. Ein zuverlässiges Zeugnis des Auferstandenen muss allen Männern und Frauen überall gegeben werden, gleichgültig welche religiöse Zugehörigkeit sie haben.
15. Der Römische Katholizismus ist eine Realität, die ernsthaft studiert und überprüft werden muss. Die grundlegende Unterschiedlichkeit zwischen Katholizismus und evangelikalem Glauben ist kein Grund, die Entwicklungen innerhalb des Katholizismus zu ignorieren, eine arrogante Haltung zu pflegen oder maßlos polemisch zu sein. So weit wie möglich sollte eine offene, direkte und konstruktive Auseinandersetzung mit dem Katholizismus gesucht werden, vor allem hinsichtlich der Grundorientierung der beiden Konfessionen. Dabei sollte, was gegenwärtig `Dialog´ genannt wird, nicht als eine ökumenische Aktivität eingestuft werden, sondern schlicht als Ausdruck des Bestrebens zu verstehen und zu bezeugen.
Deutsche Übersetzung: Dr. Helge Stadelmann
Istituto di formazione e documentazione (IFED), C.P. 756, I-35100 Padova, Italien. Leiter des IFED ist der evangelikale Theologe Leonardo de Chirico. ↩