1 Das Problem
In 3. Mose 11 werden verschiedene Tiere aufgezählt, die von den Israeliten nicht gegessen werden durften. Darunter wird der Klippdachs (Kapklippschliefer) genannt, der ein echter Wiederkäuer mit einem zweigeteilten Magen ist, und der Hase, „denn er ist auch ein Wiederkäuer, hat aber keine durchgespaltenen Klauen; darum soll er euch unrein sein.“ (V. 6)
Das Problem besteht darin, dass der Hase gewöhnlich nicht zu den Wiederkäuern gezählt wird, weil er keinen mehrteiligen Magen hat und seine pflanzliche Nahrung auch nicht wie Kühe oder Schafe wiederkäut.
2 Die Lösung
Seit mehr als 100 Jahren ist es Biologen bekannt, dass Hasen neben dem normalen Kot, den allseits bekannten festen Kügelchen, weiche, schwach geformte von einem Vlies umgebene Kügelchen ausscheiden, die so sofort aufnehmen und unzerkaut schlucken. Diese Caecotrophe werden einige Stunden nach dem Grasen bei vollem Magen im Blinddarm gebildet und dort stark mit Vitamin B1 angereichert. Sie sammeln sich nach der Wiederaufnahme an einer bestimmten Stelle des Magens (in der Cardiaregion) und werden nochmals verdaut. Auf diese Weise geht ein Teil der Nahrung zweimal durch den Darm und wird dadurch besser aufgeschlossen. Diese Doppelverdauung ähnelt in gewisser Weise dem Wiederkäuen der meisten Paarhuferfamilien. Für die Hasentiere ist der Blinddarm- oder Vitaminkot lebenswichtig; er erleichtert ihnen vermutlich auch das Überstehen längerer Fastenzeiten bei ungünstiger Witterung.
3 Das Ergebnis
Der Hase ist kein Mitglied der rinderartigen Wiederkäuer; er gehört zoologisch in eine andere Säugetierordnung. Doch in 3. Mose 11 geht es nicht um eine zoologische Systematik. Das, was die Bibel aber schildert, ist korrekt in einer anschaulichen, allgemein verständlichen Art dargestellt.
Literaturverzeichnis
- Wort-und-Wissen-Diskussions-Beitrag 1/95
- Schouten van der Velden, Adriaan. Tierwelt der Bibel, Stuttgart: Dt. Bibelgesellsch. 1992