ThemenKritik der Bibelkritik

Bibelkritik und Antibiblismus

Auch die Historizität von König David wird immer wieder bestritten. Behauptungen dazu wurden auch in den Zeitungen Die WELT und National Geographic verbreitet. Das meiste, was dazu gesagt wird, besteht allerdings aus haltlosen Spekulationen.

Am 21.12.2004 veröffentlichte die Tageszeitung DIE WELT einen epd-Bericht unter dem Titel „Historiker: König David gab es gar nicht“. In ihrer Januar-Ausgabe 2005 folgte die angesehene Zeitschrift NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND mit dem Artikel: „Wer war König David?“ Letztere griff damit zum wiederholten Mal das Alte Testament an. Im Folgenden beziehe ich mich auf diesen einseitigen, tendenziösen und wissenschaftlich unzureichenden Beitrag.

Auf seinen neuneinhalb Textseiten fand ich an die 40 Aussagen, die falsch oder zu beanstanden waren!

Unterstellungen und unbewiesene Behauptungen werden z. T. als Tatsachen dargestellt. Der Sorgfaltspflicht wird in hohem Ausmaß nicht genügt. Nicht nur wird dem Alten Testament und damit auch dem glaubenstreuen Judentum Unrecht getan, darüber hinaus wird die kontroverse wissenschaftliche Diskussion größtenteils nicht dargestellt. Die Auffassung „König David gab es gar nicht“ ist nicht Ergebnis sorgfältiger wissenschaftlicher Forschung, sondern ideologisch bestimmte Glaubensaussage, wie sie bei Vertretern so genannter „weicher“ Wissenschaften immer wieder vorkommt. An vier Beispielen soll die Mängel gezeigt werden.

Beispiel 1:

Israel Finkelstein wird als sorgfältig arbeitender Wissenschaftler vorgestellt. Wissenschaftler, die zum Teil ganz massive und berechtigte Kritik gegen ihn veröffentlicht haben, werden nicht einmal erwähnt.1

Beispiel 2:

Der Autor Ralf-Peter Märtin meint auf S. 56:

„… als historischer Tatsachenbericht taugt der Stoff aus der Bibel nicht. Durch Darstellungen in ägyptischen Tempeln ist bekannt, dass die Philister weder Helme noch Panzer trugen.“

Nach biblischer Darstellung trug Goliat aber eine schwere Rüstung. Dabei sei es dem biblischen Autor „nicht auf die Schilderung einer historischen Begebenheit“ angekommen.

Ohne Absicherung werden hier drei gewagte Behauptungen aufgestellt. Eine hypothetische Schlussfolgerung wird zur Tatsachenbeschreibung umfunktioniert und darüber hinaus eine Bekanntheit eines „Sachverhalts“, der in Wirklichkeit eine Hypothese ist, unterstellt. Nachweislich sind die Darstellungen in ägyptischen Tempeln historisch unvollständig. Aus der Kenntnis eines Teils kann man keine sicheren Aussagen über das Ganze machen. Der Autor versucht dies aber. Er schließt sprachlich aus, was weder logisch noch historisch ausgeschlossen werden kann. Ein trauriges Beispiel antibiblischer Sprachmanipulation.

Ganz anders sehen es die Archäologen Trude und Moshe Dothan. Sie nehmen Bezug auf eine in Mykene entdeckte Vase aus dem 12. Jh. v.Chr. mit abgebildeten Kriegern, die u. a. auch mit Helm und Panzer ausgestattet sind: „Diese weit verbreiteten Rüstungsteile, die sowohl die Mykener als auch Goliath verwendeten, verdeutlichen den Transfer ägäischer Traditionen ins Land der Philister.“2

Beispiel 3:

Die Bibel berichtet sehr wohl vom Monotheismus undgleichzeitigem Baals- oderAstarte- bzw. Ascherakult

S. 59 und 64:

„David holte den traditionellen Gott des Nordreichs nach Jerusalem und stellte die Bundeslade in Jahwes Zeltheiligtum auf … Jahwe, Davids persönlicher Gott, wurde Staatsgott und wurde allmählich mit den Symbolen und Eigenschaften der anderen Götter bedacht. Vom Glauben an Jahwe allein, also einem Monotheismus, kann freilich keine Rede sein. Dieser fromme Wunsch der Bibel deckt sich nicht mit den archäologischen Befunden … Sie belegen, dass … die Verehrung des … Baal, der … Astarte und diverser anderer Gottheiten unter den Israeliten weit verbreitet war. Jahwe stand eine Gemahlin, die Göttin Aschera, zur Seite, und duldete in seinem Himmel offenbar viele Götter neben sich.“

Nur der zweitletzte Satz macht eine zutreffende Aussage. Sonst enthält der Text Lästerliches und zeugt von Unverständnis gegenüber dem jüdischen Gottesglauben. Biblische Berichte werden umgedeutet und teilweise missachtet. Der Text stellt einen Angriff auf die Göttlichkeit Gottes und seine Offenbarung gegenüber dem Judentum dar und trifft damit den Kern jüdischer Identität. Der Text ist daher auch antijudaistisch. Gott wird zum Götzen in der Hand eines Menschen gemacht (siehe erster Satz) und auf eine Ebene mit Götzen gestellt (zweiter und letzter Satz). Gott ist nicht der sich Offenbarende, sondern existiert nur in menschlicher Vorstellung.

Völlig falsch sind der zweite und dritte Satz, der jeweils von der Bibel widerlegt wird. Ein Teil der biblischen Aussagen wird ignoriert bzw. ohne stichhaltigen Grund für falsch gehalten. Die Bibel berichtet sehr wohl vom Monotheismus und gleichzeitigem Baals- oder Astarte- bzw. Ascherakult. In zahlreichen Bibelstellen ist die Rede vom Götzendienst in Israel. Es ist kaum zu fassen, wie dann trotzdem der Eindruck erweckt wird, die Bibel würde nur vom Monotheismus in Israel wissen. Der Wahrheit wird Lüge unterstellt, und die Lüge wird als Wahrheit ausgegeben.

Beispiel 4:

Auf S. 67 steht:

„Im Alten Testament erscheint David … als leuchtendes Vorbild der Menschheit, ein (fast) vollkommener Herrscher … Für die ersten Christen war er eine Schlüsselfigur, und auch die Juden hoffen, dass aus seinem Geschlecht der Erlöser kommen wird. Das Fazit von Historikern und Archäologen fällt hingegen eher ernüchternd aus. Sie entwerfen das dunkle Gemälde eines Machtmenschen, der über Leichen geht … oder minimieren ihn …“

Hier wird biblische Wirklichkeit zu Gunsten einer antibiblisch motivierten „Wissenschaft“ verzerrt wiedergegeben.

Wie sieht die Wirklichkeit aus? Das Alte Testament berichtet viel über Davids Kriege, von dessen schwerer Schuld und von Gottes schwerer Strafe über ihn. So darf David keinen Tempel bauen: 1Chr 22,8:

„Aber das Wort des HERRN geschah zu mir (= David), indem er sprach: Du hast Blut in Menge fließen lassen und große Kriege geführt. Du sollst meinem Namen kein Haus (= Tempel) bauen! Denn viel Blut hast du vor mir auf die Erde fließen lassen.“

Warum soll das von Historikern gefertigte „dunkle Gemälde eines Machtmenschen, der über Leichen geht“ im Gegensatz dazu stehen und „eher ernüchternd“ sein? Wie ist es nur möglich, dass Wissenschaftler immer wieder zur Bibel Aussagen machen, die Laien durch einfaches Nachlesen mit Leichtigkeit widerlegen können?

Inwiefern ist David dennoch „leuchtendes Vorbild der Menschheit“? Er hat seine Schuld erkannt, bekannt und Gott um Vergebung gebeten. Gerade darin haben manche Intellektuelle, die die Glaubwürdigkeit des Alten Testamens zur Strecke bringen wollen, als geistige „Machtmenschen“ anscheinend Defizite und darum keinen Grund, sich über David zu erheben.

Erkenntnis- und Wissenschaftstheoretisches

Es ist erkenntnis- und wissenschaftstheoretisch anerkannt, dass es eine voraussetzungslose Wissenschaft nicht gibt

Der Artikel läuft wie zahlreiche andere unter dem Denkschema „Wissenschaft gegen Bibel“. Seit Jahrhunderten wird ein Kampf geführt, der meist als Überwindung der Bibel durch die Wissenschaft dargestellt wird. Aber schon seit Längerem ist erkenntnis- und wissenschaftstheoretisch anerkannt, dass es eine voraussetzungslose Wissenschaft nicht gibt.3 Es handelt sich um einen Kampf „Glaube gegen Glaube“, wobei der antibiblische – häufig auch atheistische – Glaube der Mehrheit das System Wissenschaft in seinem Sinne definieren und instrumentalisieren kann. Wenn atheistischer Glaube mit Wissenschaft zu einer Einheit verschmolzen ist, wird eine so gestaltete Wissenschaft der Wirklichkeit des Handelns Gottes in der Geschichte nicht gerecht und produziert moderne Mythen, die dann von der „aufgeklärten“ Allgemeinheit als wissenschaftlich erwiesene Fakten geglaubt werden.

Heute kann wissenschaftstheoretisch nicht nur aufgezeigt werden, dass göttliche Offenbarungen wissenschaftlich grundsätzlich nicht widerlegt werden können. Die unantastbare Legitimität des Offenbarungsdenkens ist darüber hinaus nachweisbar.4

Nach moderner Hirnforschung gibt es das wert- und gefühlsfreie „rationale“ Denken nicht. Gefühle und Bewertungen gehen zwangsläufig in die Erkenntnisprozesse ein. Aggressive, angstbetonte und andere Affekte wirken stets auf die kognitiven Funktionen ein, bestimmen nicht nur Fehlformen des Denkens, wie Vorurteile, sondern auch wissenschaftliche Denkweisen. Bestimmende Faktoren, die (wissenschaftliche) Denkprozesse veranlassen, sind u. a. Machtstreben, Angst vor Ablehnung, Verlogenheit und – aus biblischer Sicht – Feindschaft gegen Gott.

Das Phänomen der Bibelkritik lässt sich nicht stichhaltig durch die Bibel an sich begründen

Die Struktur der Geschichte und des menschlichen Erkenntnisvermögens führt dazu, dass zwangsläufig Glaubensvoraussetzungen (biblischer, atheistischer, ideologischer Glaube etc.) und ethische Entscheidungen (Redlichkeit, Sorgfalt, Voreingenommenheit etc.) die Interpretation von Funden oder deren Abwesenheit beeinflussen, somit wissenschaftliche Erkenntnis fördern oder beeinträchtigen. Das feindselige, irrationale Vorurteil eines Teils der Archäologen und vieler Intellektueller gegen die Bibel führt dazu, dass wichtige Fakten ignoriert, positive Deutungsmöglichkeiten nicht genutzt werden und man sich oft auf die negativste denkbare Deutung beschränkt.

Verantwortliches Forschen im Bewusstsein der Wahrheit und Heiligkeit Gottes stiftet dagegen Ausgewogenheit, Wahrhaftigkeit und Sorgfalt. Und diese Tugenden ermöglichen gerade auch wissenschaftliche Erkenntnis! Dagegen untergräbt eine feindselige Einstellung gegenüber dem Forschungsgegenstand diese Tugenden. In der Konsequenz wird wissenschaftliche Erkenntnis reduziert.

Ein wahrhaft wissenschaftlicher Artikel, getragen von den Tugenden der Wahrheitsliebe, Vorsicht, Gerechtigkeit und Gründlichkeit, sähe anders aus. Hypothesen würden als Hypothesen kenntlich gemacht, Fakten als Fakten. Man würde anders denkenden Fachleuten die Möglichkeit geben, Einwände gegen den geplanten Text zu formulieren, deren Literatur berücksichtigen und ihn erst dann überarbeitet publizieren – wie ein gerechter Richter, der nicht nur eine, sondern beide Parteien hört und erst danach ein Urteil fällt.

Biblisch-Theologisches

Das Phänomen der Bibelkritik lässt sich nicht stichhaltig durch die Bibel an sich begründen noch durch die Geistesgeschichte. Denn jedem bibelkritischen Argument lässt sich eine Meta-Kritik entgegenhalten, und entscheidenden Teilen der Geistesgeschichte kann mit gut begründeter Sachkritik begegnet werden. Eine sachliche Berechtigung der Kritik an der Bibel ist nicht nachgewiesen. Die Bibelkritik hat tiefere Ursachen.

Vom ersten Buch der Bibel bis zum letzten zieht sich die Lehre von der Feindschaft des Menschen gegen Gott hindurch. Diese Feindschaft schließt auch die grundsätzliche Feindschaft gegenüber dem Wort Gottes, der Bibel, ein. In Jer 6,10 heißt es:

„… Siehe, das Wort des Herrn ist ihnen zum Hohn geworden, sie haben kein Gefallen daran.“

Und Jer 8,8-11 sagt:

„… Siehe, zur Lüge hat es (das Gesetz der Herrn) der Lügengriffel der Schriftgelehrten gemacht … Siehe, das Wort des Herrn haben sie verworfen. Und was für eine Weisheit haben sie nun? … vom Propheten bis zum Priester üben sie alle Falschheit (oder: Lüge) … sie sagen: Friede, Friede! – und da ist doch kein Friede.“

Welche Erkenntnis lässt sich aus diesen Schriftstellen ableiten? Eine im sündhaften Wesen gefangene geistige Elite findet kein Gefallen am Wort Gottes und verwirft es. Damals waren es Schriftgelehrte, Propheten, Priester, heute sind es bibelkritische Intellektuelle. Diese Elite will die Wahrheit der Bibel vernichten. In diesem Selbstbetrug kommen Bibelkritiker zu falschen Erkenntnissen über die Wirklichkeit.

Überwunden wird die Feindschaft gegen Gott durch das Erlösungswerk von Jesus Christus. Der Heilige Geist wirkt durch das Wort geistliche Wiedergeburt (Joh 1,12f; 3; Gal 4,1-7; 5,22; Tit 3, 3-7), Liebe und Vertrauen zu Gott und seinem Wort. Das aus der Heiligkeit und Wahrheit Gottes geborene Wahrheitsstreben führt zum Glauben an die Heilige Schrift. Der Heilige Geist, der Geist der Wahrheit, leitet in die Wahrheit (vgl. Joh 16,13). Aus der von Gott gegebenen Liebe zu ihm selbst erwächst die Liebe zum Wort Gottes.

Hypothese

Der Antibiblismus beinhaltet ein negatives Vorurteil gegen die Bibel, einen gegen sie gerichteten Glauben

Für die feindselige Einstellung gegenüber der Bibel soll hier der Begriff „Antibiblismus“ eingeführt werden. Vieljährige Beobachtungen und theologische, psychologische und erkenntnistheoretische Einsichten legen folgende Einzelthesen nahe:

Der Antibiblismus ergibt sich aus dem gegen Gott und den offenbarten Glauben gerichteten sündhaften Wesen des Menschen und ist damit Ausdruck des Bösen.

Ohne Antibiblismus ist das Phänomen der Bibelkritik kaum zu verstehen

Er wurzelt in der „Angst vor dem Guten“ (Kierkegaard)5 Das Böse verschließt sich durch Abwehrmauern der Bibelkritik in seiner ichhaften Angst, die Herrschaft zu verlieren und den biblischen Ethos, das Heilige, leben zu müssen.

  • Der Antibiblismus beinhaltet ein negatives Vorurteil gegen die Bibel, einen gegen sie gerichteten Glauben, ein gegen sie gerichtetes Interesse und eine Abneigung gegen manche biblische Lehren.
  • Der Antibiblismus steht mit der Überschätzung eigener Erkenntnis in einem engen Zusammenhang. Er ist Voraussetzung und Motivation für Bibelkritik.6
  • Die Bibel darf nicht (ganz) wahr sein; andernfalls wäre die eigene (religiöse) Selbstbestimmung beeinträchtigt oder in Gefahr. Historische Bibelkritik zielt letztlich auf die Relativierung der biblischen Lehre von Gott und der biblischen Ethik.
  • Der Antibiblismus führt in hohem Maße zur Verletzung einer Wissenschaftsethik. Häufig ist viel zu wenig Wahrheitsstreben, Selbstbescheidung, Sorgfalt, Genauigkeit und abwägendes Bedenken zu diagnostizieren. Statt Offenheit gegenüber dem Erkenntnisobjekt zu beweisen, kommt es zu selektiver Wahrnehmung, die der Bestätigung des eigenen Vorurteils dient.Der Antibiblismus gibt sich keine oder wenig Mühe, Argumente für die biblische Glaubwürdigkeit zu finden. Er neigt zu einer unkritischen oder wenig kritischen Einstellung gegenüber bibelkritischen Aussagen.
  • Der Antibiblismus als Fundamentalopposition hat einen Hang zu ins Negative gehenden Missverständnissen und Interpretationen, die biblische Inhalte jeweils ins Üble verzerren. Er hat auch einen Hang, verschiedene Bibelstellen widersprüchlich zu deuten.
  • Der Antibiblismus als partielle Opposition hat die Neigung, unangenehm empfundene Wahrheiten der Bibel auszublenden, umzudeuten, als überholt oder als falsch zu erklären und verschiedene Schriftstellen missdeutend gegeneinander auszuspielen.
  • Er arbeitet wiederholt mit diskreditierenden Unterstellungen und unbewiesenen Behauptungen,7 mit endgültig klingenden Urteilen in Gestalt von Verurteilungen, ohne die weitere Forschung abzuwarten.8
  • Der Antibiblismus bringt Denkschemata (Hypothesen, Theorien) im wissenschaftlichen Gewand hervor, die der Wirklichkeit der Bibel und auch der historischen Wirklichkeit zu biblischer Zeit nicht (ganz) gerecht werden. Gleiches gilt auch für die Begriffswahl. Mit Hilfe von sprachlichen Etikettierungen können biblische Sachverhalte in die scheinbare Unglaubwürdigkeit abgedrängt werden.9
  • Der Antibiblismus ist verantwortlich für zahlreiche verzerrte Darstellungen und Sachfehler.
  • Er motiviert dazu, diejenigen, die der Heiligen Schrift vertrauen, und gegebenenfalls auch ihre schriftbezogene Literatur verächtlich zu machen oder sogar als gefährlich darzustellen.

Zusammenfassung

Die stellvertretend vorgestellten Beispiele der Bibelkritik zeugen von inhaltlich unbegründeten und dennoch nachdrücklichen Entscheidungen gegen die Bibel. Verfügbare bibeltreue Alternativen fanden keine Berücksichtigung.Erkenntnisentscheidungen werden nicht sachlich vollzogen, sondern sind eingebettet in ein System von (z. T. unbewussten) Voraussetzungen, Haltungen, Einstellungen.

Wissenschaftliche Erkenntnisse sind ebenso wie bibeltreue oder auch bibelkritische Theorien abhängig von ethischen Entscheidungen in Gestalt von Tugenden. Tugenden werden gestiftet oder außer Praxis gesetzt von Glaubenspositionen (Schema: Glaube –> Ethik –> Erkenntnis).10

Die Alternative zum Antibiblismus ist nicht ein „Philobiblismus“, der womöglich versucht, die biblische Wahrheit mit unredlichen Mitteln zu beweisen, sondern ein von Christus gewirkter Glaube

So ist auch Bibelkritik nie Ergebnis „objektiver“ wissenschaftlicher Forschung, sondern von nichtwissenschaftlichen Vorentscheidungen mitbestimmt. Der Antibiblismus, ein negatives Vorurteil, geboren aus der Feindschaft gegen Gott, strebt nach der Erkenntnis, dass die Bibel nicht oder nicht ganz wahr sein soll. Damit verbunden ist oft ein Mangel an Wahrheitsliebe, Offenheit und Sorgfalt. Im Prozess des Durchsetzungsversuchs der vorgeformten Meinung gegen das Erkenntnisobjekt, die Heilige Schrift, kommt es daher zu einer Vielzahl von sachlichen Fehlleistungen.

Die Alternative zum Antibiblismus ist nicht ein „Philobiblismus“, der womöglich versucht, die biblische Wahrheit mit unredlichen Mitteln zu beweisen, sondern ein von Christus gewirkter Glaube. Dieser kräftigt Wahrhaftigkeit und Sorgfalt und ermöglicht gute wissenschaftliche Ergebnisse in der Erforschung der Bibel und anderer Objekte.


  1. Drei Beispiele seien genannt: „Irrt die Bibel? Auf der Suche nach König David und Salomo. Mythos oder Wahrheit?“ von Alexander Schick, Hammerbrücke 2004; „Biblische Archäologie am Scheideweg? Für und Wider einer Neudatierung archäologischer Epochen im alttestamentlichen Palästina“, hrsg. von Peter van der Veen u. Uwe Zerbst, Holzgerlingen 2002; „Keine Posaunen vor Jericho?“, hrsg. von Peter van der Veen u. Uwe Zerbst, Holzgerlingen 2005. 

  2. Trude und Moshe Dothan: Die Philister. Zivilisation und Kultur eines Seevolkes, München 1995, S. 55. Siehe auch S. 19 und S. 191. 

  3. Schon Nietzsche sagt in „Die fröhliche Wissenschaft“: „Man sieht, auch die Wissenschaft ruht auf einem Glauben, es gibt keine ‘voraussetzungslose’ Wissenschaft.“, zitiert in: Kurt Hübner: Glaube und Denken. Dimensionen der Wirklichkeit, Tübingen 2001, S. 537 

  4. A. a. O., besonders das I. Kapitel. Kurt Hübner ist Wissenschaftstheoretiker. 

  5. Vgl. Jan Cattepoel: Dämonie und Gesellschaft. Sören Kierkegaard als Sozialkritiker und Kommunikationstheoretiker, Freiburg/München 1992, besonders das Kapitel „Analytik des Dämonischen“ 

  6. Bibelkritik ist in der Hybris des sündigen Menschen verwurzelt. Vgl. Heinrich von Siebenthal: Erlebnisbericht über die Studienzeit in Rüschlikon, in: Bibel und Gemeinde, April – Juni 2005, S. 74. 

  7. Wiederholt wird die völlig unbewiesene Behauptung verbreitet, Teile der Bibel seien gefälscht. 

  8. Die Zeitschrift „Nachrichten aus Israel“, April 2005, S. 19, berichtet von einem Geschehen, das in seiner Grundstruktur immer wieder zu beobachten ist: Durch archäologische Entdeckungen in Jordanien im Gebiet des biblischen Edom sei „ein neuer indirekter Beweis für die Existenz der biblischen Könige David und Salomo erbracht worden. So genannte ‘neue Historiker’ haben in jüngster Zeit diese Könige ins Reich der Mythen und Legenden versetzt … Da die Edomiter nun doch um die dreihundert Jahre älter sind als bisher von den Archäologen angenommen, bestätigt sich der in der Bibel ausführlich beschriebene Handel mit den Edomitern.“ 

  9. Der Abendmahlsbericht ist „Kultlegende“ genannt worden. Diese Bezeichnung ist nicht Ergebnis „exakter, objektiver wissenschaftlicher Forschung“, sondern massiv bestimmt von offenbarungsfremden Glaubensstandpunkten, die die religionswissenschaftliche bzw. theologische Methodik als Instrument benutzt haben. 

  10. Zum Verhältnis von Glaube und Ethik siehe Bernhard Kaiser: Die Offenbarung Gottes als Fundament der christlichen Ethik, in: Bibel und Gemeinde, Juli – September 1999, S. 164ff