ThemenFrage & Antwort

Ist auch Jesus „gut“?

Frage: Warum sagt Jesus in Lukas 18,19 „Warum nennst du mich gut?“ Jesus sagt zwar, dass niemand gut ist außer Gott. Aber Jesus ist doch Gott, somit ist die Bezeichnung ‚gut‘ doch völlig zutreffend!

Antwort:

Es scheint mir sinnvoll, die Frage von einer anderen Seiten anzugehen. Lukas hat nämlich in 23,50 und Apg 11,24 keine Scheu, Joseph von Arimathia und Barnabas „gut” zu nennen. Liegt also vielleicht sogar ein Widerspruch vor, der die angefragte Stelle unverständlich macht? Nein. Jesus lehnt es in dieser Situation aus einem bestimmten Grund ab, „guter Lehrer” genannt zu werden, aber nicht, weil man keinen Menschen „gut” nennen dürfte. Das hat damit zu tun, dass es nicht berechtigt ist, dass Menschen untereinander ausmachen, was „gut” heißen darf oder nicht. Der reiche junge Mann wendet sich nämlich an Jesus wie an einen anderen jüdischen Lehrer. Jesus soll ihm nun sagen, was er Gutes tun soll, um das ewige Leben von Gott zu erhalten. Dass er Jesus als hohe Autorität in dieser Frage ansieht, unterstreicht er mit der Anrede „Guter Lehrer”. Aber Jesus macht mit seiner Antwort deutlich, dass es in der Frage nach dem ewigen Leben gar nicht darum gehen kann, was Menschen, und seien es auch gute, untereinander ausmachen und ob der eine Lehrer dies und der andere das denkt. Ob der Dalai Lama uns die Antwort auf diese Frage gibt oder der Papst oder Präsident Ahmadinejad ist völlig unerheblich. Ein guter Mensch hat in dieser Frage genauso viel Autorität wie ein böser, nämlich gar keine. Entscheidend ist, was Gott sagt. Darum verweist Jesus ihn darauf, dass nur Gott wirklich gut ist, und dass der etwa in den 10 Gebote entschieden hat, was erforderlich ist, um ins Himmelreich zu gelangen. Einen guten Teil der Gebote hat der junge Mann auch gehalten, aber das erste Gebot übertritt er, weil sein Herz am Reichtum hängt. Darum geht er traurig fort, weil er hören muss, dass Gott ihm das ewige Leben verwehren will.

Natürlich steht Jesus die Bezeichnung „gut” wirklich zu, und zwar in menschlicher und in göttlicher Hinsicht. Und die Formulierungen bei Matthäus und Lukas schließen das auch nicht aus. Jesus sagt nicht, dass er nicht gut wäre, sondern fragt nach dem eigentlichen Grund, warum er gut genannt wird. Wir beobachten an Jesus Christus, dass ihm viel daran lag, das erste Gebot zu erfüllen. Er betont das und wir sehen ihn immer dabei, seinem Vater die Ehre zu geben. Ich würde sagen, dass er seine wahre Sohnschaft und auch seine Göttlichkeit gerade da erwies, wo er Gott allein die Ehre gab. Jesus hat sich nicht zu Gott erhoben, wie ihm vorgeworfen wurde. Er hat sich zum Menschsein und bis zum Tod erniedrigt und sich von Gott schenken lassen, was er in Ewigkeit sein sollte. Gott hat ihm dann den Namen über alle Namen gegeben und ihn zum Richter über alles gesetzt (Phil 2,8+9). Der junge Mann dagegen war nicht bereit, Gott die Ehre zu geben, indem er sich ihm ganz anvertraut. Dann hätte er sich sorglos in Armut erniedrigen können, um von Gott alles zu erwarten. Dabei ist doch Gott wirklich gut. Ihm kann man sich bedenkenlos anvertrauen.