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Alle Menschen sind Lügner – sogar auf verschiedene Weise

Alle Menschen sind Lügner! So lautet kurz und klar das Urteil der Bibel (Röm 3,4). Wie meist bei einfachen Aussagen steht mehr dahinter, als wir zuerst denken. Denn Lügen ist eine vielfältige Sache, auch wenn dabei immer die Wahrheit angegriffen wird, die für Gott und sein Evangelium so wichtig ist. Vor der feingesponnenen Lüge, in der der Lügner wie ein „Engel des Lichtes“ auftritt (2Kor 11,13-14), kommen viele andere Formen.

Alexander Solschenizyn beschrieb eine Form, die er im Kommunismus erlebte, so: „Wir wissen, sie lügen. Sie wissen, sie lügen. Sie wissen, dass wir wissen, sie lügen. Wir wissen, dass sie wissen, dass wir wissen, sie lügen. Und trotzdem lügen sie weiter.“ Dabei verhält sich der dreiste Lügner so, weil er seinem Gegenüber seine Macht zeigen kann, indem er ihn belügt, ohne dass es Folgen für ihn zu haben scheint. Eine aktuelle Form davon ist aus der Überzeugung gewachsen, dass man mit einer starken Lüge die Wirklichkeit verändern könnte bzw. eine neue „Wahrheit“ erschaffen. Natürlich weiß jeder, dass niemand sein Geschlecht, sein Alter oder sein Wesen ändern kann, indem er das Gewünschte ausspricht.

Es gibt aber manche, die ihren eigenen Lügen mehr glauben als den offensichtlichen Tat­sachen. Sie bezeichnen alle als Lügner, die die Wahrheit aussprechen. In der letzten Zeit werden oft Lügen akzeptiert, wenn sie mit der Identität eines Menschen verbunden sind. Denn Wahrheit sei die individuelle Sicht, die dem eigenen Wesen entspringt. Und für ein höheres Ziel, darf man die Wahrheit auch zurechtbiegen. Dass der Zweck die Lüge „heiligt“, ist nicht neu. Selbst Theologen haben schon behauptet, dass Gott uns in seinem Wort gewissermaßen die Unwahrheit sagt, weil er damit Glauben fördern kann: Jesus habe zwar nie Wunder getan, aber die erfundene Erzählung der Wunder schaffe Glauben an Christus. Da kann es nicht verwundern, wenn in diesem Gespinst von Lügen nur eine Wahrheit feststehen soll: dass es keine Wahrheit gebe. Es gebe nur Meinungen. Es gebe keinen wahren Gott, sondern nur Gottesbilder. Das hat übrigens Kant mit seiner Philosophie vorbereitet, dessen 300. Geburtstag gerade gedacht wird.

Lügen durch starkes Vereinfachen steht hoch im Kurs. Die komplexe Wirklichkeit wird auf eine unwahr „schlichte Wahrheit“ heruntergebrochen. Die andere Seite der Medaille machte es zu kompliziert. Die einfache Lüge kann man leicht merken und weitersagen.

Wer angesichts dessen nicht resigniert zustimmen will, dass da keine Wahrheit ist, der muss auf Gott schauen. Das kann niemand direkt, aber dazu hat uns Gott sein Wort gegeben. In ihm erkennen wir Gott und seinen Christus. Römer 3,4 lautet vollständig: „Es bleibe vielmehr so: Gott ist wahrhaftig und alle Menschen sind Lügner; wie geschrieben steht: »Damit du recht behältst in deinen Worten und siegst, wenn man mit dir rechtet.«“ Die vielen Formen der Lüge können die Wahrheit Gottes nicht auslöschen. Indem Gott unsere Lügen aufdeckt, handelt er sogar gnädig. Denn mit jeder entlarvten Lüge steht der wahre Gott mit seiner Wahrheit umso wahrhaftiger da. Die Welt der Lüge darf den, der Gottes Wort vertraut, nicht in die Verzweiflung treiben. Sie lässt ihn umso klarer erkennen, was er bei Christus hat, der sagt: „Ich bin die Wahrheit.“ und „Meine Worte sind wahr.“