Eigentlich könnte man sich darüber freuen, wenn endlich jemand gegen die „Entchristlichung des Abendlandes“ auf die Straße geht. Mit der umstrittenen Organisation Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) und anderen Initiativen haben das viele getan. In diesem Zusammenhang ist auch oft Kritik an radikalen Islamisten laut geworden. Man muss ihre Ideologie und ihre grausamen Taten verurteilen, aber für Entchristlichung und Islamisierung sind sie kaum verantwortlich. Denn nicht die radikalen Muslime haben das Abendland entchristlicht, sondern europäische Atheisten und Säkularisten.
Wer hat denn in Deutschland die christlichen Ehevorstellungen gründlich zerstört? Wer hat gegen christliche Ethik die Abtreibung legalisiert und Homosexualität attraktiv gemacht? Wer hat die Mütter von ihren Kindern entfremdet und Erziehung verstaatlicht? Wer hat Gender Mainstreaming flächendeckend in den Schulen durchgesetzt? Wer hat dafür gesorgt, dass im vergangenen Jahr in den öffentlich-rechtlichen Medien fast nichts mehr über das christliche Weihnachtsfest zu hören war? Wer hat erreicht, dass 98% der Deutschen keinen Gottesdienst mehr besuchen? Wer hat durchgesetzt, dass 80% der Religionslehrer eher die Bibel lächerlich machen, als ihre Inhalte zu vermitteln? Das waren keine Muslime.
Dazu hätten die maximal 100.000 Muslime mit radikalen Tendenzen auch kaum die Macht. Keiner dieser extremen Muslime sitzt in Deutschland an irgendeiner wichtigen Entscheidungsstelle. Die wenigen Politiker mit Migrationshintergrund sind samt und sonders liberale Muslime oder sogar Atheisten, die nur noch formal einer Religion angehören.
Ja, es gibt die Fälle, wo ein Kindergarten oder eine Schule Weihnachten absetzt, weil Muslime sich beschwert haben. Aber wer hat die Entscheidung letztlich getroffen? Nicht die wenigen muslimischen Eltern, sondern meist Atheisten und Säkularisten, denen die Beschwerden der Muslime gerade recht kamen, um noch die letzten Reste des Christentums beseitigen zu können.
Mir ist kein Kindergarten in Deutschland bekannt, der einen Verschleierungszwang für Mädchen einführen will oder regelmäßige Gebete Richtung Mekka, weil Muslime das gefordert hätten. Äußerungen und Forderungen von Muslimen werden nur dann aufgegriffen, wenn sie in die Agenda der Entchristlichung passen, wenn Kreuz, Martinstag oder das Weihnachtsfest aus dem Kindergarten entfernt werden sollen.
Wenn sich Muslime hingegen kritisch zum gemischt-geschlechtlichen Sportunterricht oder gegen Halloweenfeiern äußern, hat das für die entsprechenden säkularistischen Entscheidungsträger keine Relevanz. Rücksicht auf religiöse Gefühle fordern sie, wenn es ihnen passt.
Natürlich gibt es auch einige wenige islamische Extremisten, denen in der Öffentlichkeit ein zu hoher Stellenwert eingeräumt wird, weil Medien oft eine skurrile Story mehr mögen als Berichte von zwar fremden, aber weitgehend harmlosen Muslimen.
Oftmals werden Muslime lediglich von einer atheistischen Lobby instrumentalisiert, um die eigenen Interessen zu verschleiern und ohne Protest umsetzen zu können. Dass die meisten Muslime gegen Abtreibung oder gegen Homosexualität sind, wird beispielsweise wenig oder gar nicht berichtet. Und kein atheistischer Entscheidungsträger käme deshalb auf die Idee, Homosexualität aus der Schule zu bannen, weil muslimische Familien daran Anstoß nehmen.
Niemand sollte der Versuchung erliegen, Muslime für den in Deutschland grassierenden Glaubensverlust verantwortlich zu machen. Für einen, der eine christliche Gemeinde verlässt, um Muslim zu werden, stehen 100, die dem Glauben den Rücken kehren und zu konsumorientierten Gleichgültigen oder Atheisten werden.
Deutsche Medien und die deutsche Politik stehen weitgehend unter dem Einfluss von Atheisten und Materialisten. Sie und nicht Muslime werden in diesem Jahr voraussichtlich die Sterbehilfe weiter legalisieren. Sie werden versuchen, den Glauben weiter aus dem öffentlichen Leben zu verdrängen.
Zweifellos gibt es in Deutschland auch erhebliche Integrationsprobleme mit Menschen aus anderen Kulturen. Das ist aber nicht allein eine Frage der Religion. Ein gut gebildeter, pluralistisch denkender Araber wird als Arzt oder Journalist in Deutschland kaum Anstoß erregen, ganz gleich ob er Muslim ist oder Christ, weil er seine Lebensweise längst der in Europa üblichen angeglichen hat.
In der Diskussion muss man zwei Bereiche besser auseinanderhalten: kulturell bedingte Differenzen und Spannungen auf der einen und Probleme, die sich aus der Zugehörigkeit zu einer fremden Religion ergeben, auf der anderen Seite.
Ja, von radikalen Muslimen können Gefahren ausgehen. Vielleicht werden sie auch in Deutschland noch mehr Menschen töten. Dagegen muss sich Staat und Gesellschaft wehren. Aber die Gesellschaft muss auch dagegen aufstehen, dass in jedem Jahr 100.000 Babys im Mutterbauch getötet werden und das von Atheisten als ganz normal dargestellt wird. Demnächst werden vielleicht Tötungen im Rahmen der Euthanasie legalisiert und es sind weithin Säkularisten, die das befürworten. Als die wahren Feinde des christlichen Abendlandes erweisen sich kaum Muslime, sondern Atheisten und Säkularisten, die praktisch alle wichtigen Positionen in Deutschland besetzt haben.
Muslime in Deutschland sollten von evangelikalen Christen nicht als Bedrohung oder Unglück begriffen werden, sondern als Herausforderung. Gott hat zugelassen oder sogar geführt, dass jetzt viele Muslime hier leben. Meist sind es Menschen, die in ihrer Heimat kaum eine Chance hatten, je etwas vom christlichen Glauben zu hören. Beten und arbeiten wir daran, dass viele von ihnen das Evangelium hören, verstehen und annehmen, statt sie zu bekämpfen oder zu diffamieren.