Reflexe sind für das Leben des Menschen notwendig. Sie sorgen etwa für das Atmen ohne nachzudenken oder für den Schutz des Augapfels durch Schließen des Augenlides.
In der letzten Zeit konnte man allerdings den Eindruck gewinnen, als ob auch das Urteilsvermögen vieler Zeitgenossen hauptsächlich von Reflexen gesteuert wird. Ohne nachzudenken werden Urteile ausgesprochen und Etiketten verteilt. Ohne nachgefragt zu haben, weiß man, wie ein anderer denkt oder fühlt. Ohne auch nur einen Moment die eigenen Maßstäbe zu hinterfragen, hat man sie schon zur höchsten Instanz erhoben. Richtig erscheint jedes Urteil dann, wenn man damit Teil der Meinungsmehrheit ist.
Vielleicht erfordert unsere schnelllebige Zeit mit dem regelmäßigen Platzregen an neuen Nachrichten, zu denen jeder gleich eine Meinung haben soll, es ja, dass Antworten wie aus der Pistole geschossen kommen. Eine christliche Tugend, die sich auf die Bibel berufen könnte, ist das aber nicht.
Zwar sind viele der so verbreiteten Urteile schnell wieder verdrängt, allerdings meist erst nachdem sie Schaden angerichtet haben. Wer es nämlich schafft, mit seiner Äußerung beim Zuhörer den ersten, noch leeren Platz zu besetzen, der hat einen Vorteil vor allen späteren Beurteilungen, auch wenn diese angemessener sind. So aber sieht sich auch kaum jemand genötigt, seine reflexartigen, falschen Urteile wieder zurückzunehmen.
Die Bibel gibt uns klare Regeln für unser Urteilen.
- Urteile auf der richtigen Grundlage!
Es kann nur das Wort Gottes der Maßstab für unser Urteilen sein. Selbst dort, wo es nichts zur konkreten Herausforderung sagt, bietet es doch die grundlegenden Werte, die uns davor bewahren, von „jedem Wind“ gelenkt zu werden (Eph 4,14). Hüten müssen wir uns besonders davor, dass wir es Menschen recht machen wollen, statt dass wir die Ehre Gottes suchen (Joh 5,44; 12,43). - Urteile nur nach guter Prüfung!
Wir müssen uns die Zeit nehmen, eine Sache oder Meinung in Ruhe zu prüfen. Wir geben damit auch dem Wort Gottes den nötigen Respekt. Schnell zu antworten, ist oft ein Fehler (Spr 29,20; Jak 1,19). - Urteile so, dass du dich immer korrigieren kannst!
Die Warnung von Jesus nicht zu urteilen, damit wir nicht von Gott verurteilt werden, ist so zu verstehen, dass uns keine endgültigen Urteile zustehen (Mt 7,1-5). Das letzte Wort hat immer Gott. Wir können dann Gottes klare Urteile nennen, wenn sie im Wort Gottes stehen. Für eigene Fehlurteile müssen wir um Vergebung bitten (Jak 3,2). - Urteile im Bewusstsein, dass du dem Urteil Gottes unterstellt bist!
Jeder empfängt einmal Gottes Urteil (Jak 3,1). Nach welchen Werten Jesus uns beurteilen wird, das können wir jetzt schon aus seinem Wort wissen. Im letzten Gericht wird nichts anderes zählen (Joh 12,48). - Schweige lieber, als Falsches zu reden!