Havemann, Eliyah. Wie werde ich Jude? Und wenn ja, warum? München: Ludwig 2014. 219 S. Hardcover mit Schutzumschlag: 19,99 €. ISBN: 978-3-453-28059-5
Felix Havemann, Jahrgang 1975, Sohn von Wolf Biermann, ist orthodoxer Jude geworden. Den Familiennamen bekam er von seiner Mutter und sie wählte ihm auch seinen neuen Vornamen: Eliyah. Er selbst hätte auch nicht gedacht, wie aufwändig ein Übertritt zum Judentum sich gestaltet.
Das ganze Geschehen dauert in der Regel drei Jahre und ist mit sehr vielen Herausforderungen, Lernstoffen und einigen Kosten verbunden. Drei Voraussetzungen müssen erfüllt sein: 1. Die feste Absicht, alle 613 Gebote auf sich zu nehmen. 2. Die Beschneidung und 3. die Mikve, das jüdische Tauf- und Tauchbad.
Pointiert und witzig erzählt der Autor von den Jahren des Konvertierungsprozesses. Er schreibt kein missionarisches Buch, sondern erklärt seine Liebe zum orthodoxen Judentum und zum Judentum allgemein; an die Religion und das Volk, an den Humor und die Melancholie. Er schreibt über Strömungen im Judentum, Synagoge, Mikve, Berufsleben, Sprache, Wohnung, Familie, Essen (einschließlich verschiedener Rezepte), über Christentum, Klamotten und Styling, Sexualleben, den jüdischen Tag, die Woche, das Jahr, über den Staat Israel und schließlich die Körperlichkeit einschließlich seiner Beschneidung.
Er schreibt als Jude (das sollte man als Christ beachten), und in seiner Religion haben weder Jesus noch Mohammed oder Buddha Platz. Die Juden sehnen immer noch den Messias herbei und rechnen selbst mit einem neuen Tempel in Jerusalem. Als Jude glaubt man, Gott (übrigens immer als „G´tt“ geschrieben) sei es genug, wenn man ein guter Mensch ist. Die Sieben Gesetze Noahs würden dabei helfen: Verboten sind darin Götzendienst, Mord, Diebstahl, Unzucht, Blasphemie (man muss an den einen Gott glauben), den Teil eines lebenden Tiers zu essen. Und man ist verpflichtet, ein Rechtssystem zu etablieren. Aber man muss keinen Menschen missionieren.
Das Buch ist gut gemacht, ab und zu findet man passend zum Text jüdische Witze am Rand, mittendrin ein paar Seiten Worterklärungen und zum Schluss ein Wörterbuch für Synagogengänger. Der Autor informiert anschaulich über das heutige Judentum und man begreift nebenher auch einige Dinge über die Juden in der Bibel.