ThemenFrage & Antwort

Was ist die „eine“ Taufe?

Frage: In Epheser 4 lesen wir von dem siebenfachen Pfeiler der Einheit der Christen. Dort wird in Vers 5 auch die „eine“ Taufe erwähnt. Um welche Taufe handelt es sich hier? Die Bibel selbst spricht doch von verschiedenen Taufen und auch im Christentum werden verschiedene „Taufen“ praktiziert.

Antwort:

Tatsächlich erwähnt das Neue Testament verschiedene Taufen. Von einer Taufe auf Mose schreibt Paulus 1Kor 10,2. Hier ist offenbar kein fester Taufakt gemeint, der an allen Israeliten vollzogen wurde. Die Taufe geschah in der Wolke und im Meer. Paulus benutzt das Wort hier so, wie er es meist benutzt: Es geht ihm um einen Aspekt der inhaltlichen Bedeutung der Taufe, nämlich um die Verbindung mit dem Sinaibund, den Gott mit seinem Volk geschlossen hat, das er aus Ägypten befreit hatte und durch die Wolke in der Wüste geführt hat.

Die Taufe des Johannes ist die Taufe aufgrund der Buße zur Vorbereitung auf das Kommen des Retters. Davon spricht Petrus Apg 10,37 und erwähnt dann auch die christliche Taufe (10,47), die er denen nicht verwehren will, die schon den Heiligen Geist empfangen haben. Sie waren schon mit dem Heiligen Geist getauft (Apg 11,16) und wurden es dann auch noch mit Wasser.

Nimmt man noch die Leidenstaufe dazu, die Jesus erwähnt (Mk 10,39), dann müsste es doch mehrere Taufen geben, oder? Wer dann noch die Unterschiede in der Taufpraxis als besondere Taufen ansieht, also von „Glaubenstaufe“, „Säuglingstaufe“, „Erwachsenen­tau­fe“ usw. als eigener Taufe spricht, könnte die Zahl noch erhöhen.

In Epheser 4 ist aber selbstverständlich nur von der einen christlichen Taufe die Rede. Paulus ordnet sie dem Dreiklang „ein Herr, ein Glaube, eine Taufe“ zu. Da er in seinem Siebenklang die Dreieinheit Geist, Herr und Gott-Vater benennt, meint er mit „Herr“ also Jesus Christus, an den wir glauben und in dessen Tod wir als Christen hinein getauft werden.

Wenn Paulus von der Taufe spricht, dann spricht er an fast allen Stellen theologisch und nicht von Taufpraxis, wovon wir im NT sowieso nur sehr andeutungsweise lesen. Es geht bei der einen Taufe immer um die Taufe, die uns zeichenhaft zusagt, dass wir durch den Glauben mit Christus eins sind. Weil Christus stellvertretend für uns starb und seine Stell­vertretung so vollkommen war, dass wir sagen können: „Ich bin mit Christus gestorben und begraben in seinen Tod.“, darum ist uns auch unsere Schuld vergeben und wir sind so in Christus, dass wir zu Kindern Gottes geworden sind.

Das alles könnte man auch in dem Satz zusammenfassen: „Ich bin getauft“. Allerdings stimmt das nur, wenn mit diesem Satz nicht allein der Wasserakt gemeint ist, sondern die eigentliche Bedeutung der Taufe. Leider ist durch die Überbetonung des formalen Akts der Taufe, die schon früh in der Kirchengeschichte eingesetzt hat, die biblisch-theologische Bedeutung immer mehr in den Hintergrund getreten. Das führte auch dazu, dass die Taufe oft eher zum trennenden Moment wurde als zu dem Zeichen der Einheit. Von ihrer Bedeutung her aber ist die Taufe ein wesentliches Element der Einheit, weil die Einheit der Christen auf der Einheit mit Christus beruht und es gar keine andere Einheit geben kann. Und die Einheit mit Christus ist zugleich die Einheit mit seinem Leiden und Sterben, die Einheit durch den einen Glauben.

Die Taufe ist immer noch ein Pfeiler der Einheit, allerdings nur, wenn wir wieder dahin kommen, in der Gewichtung von ihr zu reden, wie es die Bibel tut. Und dabei steht die Praxis offensichtlich im Hintergrund und es geht in erster Linie um die inhaltliche Bedeutung. Steht sie im Vordergrund, dann ist auch sofort klar, dass die Geisttaufe keine weitere Taufe sein kann, denn nur durch den Heiligen Geist können wir doch glauben, dass Christus uns durch sein Sterben gerettet hat. Es gibt also nur eine Taufe, die uns zu der einen Kirche oder dem einen Leib von Jesus Christus zusammengefügt hat.