Nun gibt es sie auch in Deutschland. Die „Sunday Assembly“ (dt. Sonntagsversammlung), die sich in Amerika und England bei Atheisten schon einer gewissen Beliebtheit erfreut, wird auch in Frankfurt, Hamburg und Berlin angeboten. Hier treffen sich Menschen, die bekennende Atheisten sind und halten am Sonntag eine Alternativ-Veranstaltung zum Gottesdienst ab.
Wer in freikirchlichen Gottesdiensten zu Hause ist, dem wird Vieles bekannt vorkommen. Begrüßung und gemeinsamer Gesang mit Liedern, die mit Beamer an die Wand projiziert werden. Zentral ist dann eine Ansprache, die sich mit wesentlichen Lebensthemen beschäftigt. Dabei kommen weltanschauliche, philosophische oder ethische Fragen zur Sprache.
Alles erinnert mit voller Absicht an christliche Gottesdienste, die jedoch in der Überzeugung gefeiert werden, dass es keinen Gott gibt. Wichtig ist, dass es humorvoll zugeht und irgendwie alles Spaß macht. Inhaltlich scheint das Motto ausreichend: „Lebe besser, hilf oft, und staune mehr!“
Wer dem neuen Atheismus religiöse Züge zuschreibt, wird sich bestätigt finden. Obwohl die Macher das ausdrücklich ablehnen, ist es doch offensichtlich, wie mit religiösen Riten gespielt wird.
Johann H. Claussen fragte auf Zeit Online zurecht:
Vielleicht ist die Sunday Assembly am Ende religiöser, als sie meint – jedenfalls, wenn man einen weiten Religionsbegriff zugrunde legt. Lässt man die forcierte Gutgelauntheit der Assembly einmal beiseite, kann man in ihr ein Beispiel für das erkennen, was der amerikanische Philosoph Richard Dworkin „Religion ohne Gott“ genannt hat: eine Religion, die ohne ein festes Gottesbild auskommt, sich dafür aus der Ehrfurcht vor dem Erhabenen speist und dem Leben eine ethische Orientierung verleiht. Eine solche Religion aber ist keineswegs voraussetzungsfrei, sondern viel theologischer, als ihr selbst bewusst ist.
Gerade weil hier eine religiöse Sehnsucht bedient wird, sollten sich Christen daran erinnern, dass es im Gottesdienst auf den Inhalt ankommt. Eine ansprechende Form, lockere Atmosphäre und das Feeling bedeuten wenig.
Das aber, was den Gottesdienst zum Gottesdienst macht, ist die Stimme Gottes, die mit seinem Wort hörbar wird, und es sind die Glaubenden, die auf Gottes Botschaft hören und mit Liedern und Gebeten darauf antworten. Den Inhalt haben wir also aus dem Wort Gottes und seinen Wirkungen. Hier hat auch Gott selbst seine Gegenwart durch den Heiligen Geist zugesagt.