Neudorfer, Heinz-Werner. Der Brief des Paulus an Titus (HTA). Wittern: SCM Brockhaus 2012. 247 S. Hardcover: 29,90 € . ISBN 978-3-417-29729-4
In der wissenschaftlichen Reihe „Historisch-theologische Auslegung“ (HTA), deren Herausgeber davon ausgehen, dass die Heilige Schrift das von Menschen niedergeschriebene Gotteswort ist, dass die biblischen Schriften demnach vertrauenswürdig sind und die Bibel als das Wort Gottes eine Einheit darstellt, dass Sachkritik, die sich eigenmächtig über das biblische Zeugnis erhebt, nicht erlaubt ist, erschien im vorigen Jahr der Titusbrief.
Der Autor geht im Gegensatz zu den meisten Auslegern im europäischen Raum davon aus, dass die Pastoralbriefe weder eine literarische Fiktion noch pseudepigraphische Werke sind, sondern wirklich von Paulus stammen, der sich teilweise eines Sekretärs bediente. In den Einleitungsfragen zu Titus behandelt Neudorfer gründlich Autor, Adressat und geschichtliche Situation.
Allerdings vermisst der Rezensent eine Diskussion der Arbeit von Heinz Warnecke und seinen Versuch, alle Paulusbriefe in die Apostelgeschichte einzuordnen, wobei er gute Belege dafür bringt, dass das biblische Melite nicht Malta, sondern der südliche Teil des westgriechischen Insel Kephallenia gewesen sei. In seiner 34-seitigen Einleitung diskutiert Neudorfer sprachliche Merkmale der Pastoralbriefe und bringt Momentaufnahmen der Auslegungs- und Wirkungsgeschichte.
Die Auslegung selbst gliedert sich jeweils in Übersetzung, Struktur des Textabschnitts, Einzelexegese und Zusammenfassung. Der Rezensent hat überall den Eindruck einer gründlichen Arbeit bis auf Titus 3,5, wo der Autor auf einmal die Taufe ins Spiel bringt „(denn sie ist zweifellos gemeint)“ S. 199. „In der Wiedergeburt kommen Gottes Handeln (Taufe) und unsere Reaktion darauf (Glaube) zusammen.“ (S. 204) An dieser Stelle vermochte er den Rezensenten überhaupt nicht zu überzeugen.
Sehr nützlich ist das Personen- und Stichwortverzeichnis am Schluss dieser insgesamt empfehlenswerten Arbeit.