ThemenArchäologie und Bibel

Archäologie und Bibel: Gab es David und Salomo?

In zwei vielbeachteten Büchern wetterte der jüdische Archäologe Israel Finkelstein gegen die Zuverlässigkeit alttestamentlicher Aussagen. Viele Atheisten und Religionskritiker stützen sich heute auf seine Argumente. Neuere Funde aber haben gezeigt: „Die Bibel hat doch recht“ und Finkelstein irrt.

In „Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel“ (2004) und „David und Salomo: Archäologen entschlüsseln einen Mythos“ (2006) argumentiert Finkelstein vehement gegen die historischen Aussagen der Bibel. Mit dem ganzen Gewicht wissenschaftlicher Archäologie leugnet er ein Königreich Davids und Salomos, wie es in der Bibel beschrieben wird. Wenn David überhaupt gelebt habe, sei er ein unbedeutender Stammeshäuptling gewesen, so Finkelstein. Im Wesentlichen stützt er sich auf die Nichtexistenz eindeutiger archäologischer Funde. Nach seiner Auskunft gibt es in Israel keine Hinweise auf ein so ausgedehntes und mächtiges Reich Davids, wie es in der Bibel beschrieben wird. Gerade diese Argumentationsweise ist für einen Archäologen aber äußerst unsachgemäß. Wissenschaftliche Aussagen können sich eben immer nur auf das beziehen, was man gefunden hat und nicht auf das, was man bisher nicht gefunden und interpretiert hat.

Die Gründe, warum zu erwartende Funde bisher nicht gemacht wurden, können ganz unterschiedlich sein. Zum einen könnten entsprechende archäologische Funde noch in der Erde schlummern und auf ihre zukünftige Entdeckung warten. Andere Artefakte sind möglicherweise schon gefunden, wurden bisher aber falsch interpretiert. Nach 3000 Jahren wäre es auch möglich, dass durch zahlreiche Kriege und Naturkatastrophen alle archäologischen Spuren vernichtet wurden. Aus vorgeblich nicht existierenden Fundstücken Rückschlüsse auf die Zuverlässigkeit historischer, schriftlicher Quellen (Altes Testament) zu ziehen ist in höchstem Maße unprofessionell.

Auch wenn diese methodischen Mängel an sich schon schwer genug wiegen, lösen sich Finkelsteins Behauptungen durch zwischenzeitlich entdeckte archäologische Funde mehr und mehr in Wohlgefallen auf. Zum einen entdeckten israelische Ausgräber unter Avraham Biran in Tel Dan ganz im Norden des Landes, eine Inschrift, die auf das „Haus Davids“ verweist (1993).1 Auch schon auf der von Frederick Augustus Klein geborgenen moabitischen Mescha-Stele wurde die „Dynastie Davids“ erwähnt (1868).2Dann wurden in Jerusalem von Eilat Mazar Grundmauern eines Palastes aus der Zeit König Davids ausgegraben (2005), die heute allgemein besichtigt werden können.3 Außerdem entdeckte Josef Garfinkel kürzlich einen 1000 m2 Palast aus der Zeit Davids, der sich etwa 30 km von Jerusalem in Khirbet Qeiyafa (Elah-Festung) befindet.4 Die dort gefundenen Inschriften verweisen eindeutig auf eine Zugehörigkeit zum Königreich Davids.

Wenn die „noch nicht entdeckten archäologischen Funde“ gelegentlich Zweifel an der Zuverlässigkeit biblischer Berichte wecken können, unterstützen die wirklich gefundenen Überreste recht eindeutig die Angaben des Alten Testaments – wie es an diesem Beispiel deutlich wird. Und wer Archäologie betreibt, sollte sich besser auf das konzentrieren, was gefunden und erschlossen ist, als über das zu spekulieren, was noch nicht entdeckt wurde. Bisher haben sich die biblischen Berichte in der Geschichtswissenschaft als zuverlässige historische Quellen erwiesen.


  1. Vgl. Aaron Demsky: On Reading Ancient Inscriptions: The Monumental Aramaic Stele Fragment from Tel Dan. (PDF; 560 kB) Journal of the Ancient Near Eastern Society 23, 1995, S. 29–25. 

  2. Vgl. Christian Molke: Der Text der Mescha-Stele und die biblische Geschichtsschreibung. Lang, Frankfurt am Main u. a. 2006, (Beiträge zur Erforschung der antiken Moabitis (Ardel-Kerak) 5). 

  3. Vgl. Eilat Mazar: Did I Find King David’s Palace?, Biblical Archaeology Review, January/February 2006, http://www.biblicalarchaeology.org/daily/biblical-sites-places/jerusalem/did-i-find-king-davids-palace/. 

  4. Vgl. Yosef Garfinkel; Saar Ganor: Khirbet Qeiyafa in Survey and in Excavations: A Response to Y. Dagan. In: Tel Aviv 37 (2010), S. 67-78 / Palast aus der Zeit König Davids gefunden, In: Die Welt, 19.7.2013, http://www.welt.de/wissenschaft/article118196462/Palast-aus-der-Zeit-Koenig-Davids-gefunden.html