ThemenKritik der Bibelkritik

Wenn Theologen einen Gott erfinden

Wie Professor Stinglhammer einen Gott erfunden hat, der aber nicht der Gott der Bibel ist.

Wenn Theologen einen Gott erfinden, dann sieht das recht dürftig aus.

Theologie ist doch auf das angewiesen, was Gott von sich selbst offenbart: in seinem Wort und in der Schöpfung. Ein Theologe sollte diese Offenbarung Gottes so, wie sie sich in den „beiden Büchern Gottes“ präsentiert, nämlich der Bibel und der Schöpfung, unbedingt ernst nehmen. Aber genau das tun heutige Theologen kaum.

Als Beispiel dient mir die Einführung in die Schöpfungstheologie (Darmstadt: WBG, 2011) von Hermann Stinglhammer, Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte am Department für Katholische Theologie der Universität Passau.

Einerseits lehnt der Theologe nicht nur jede Schöpfungswissenschaft ab, die die Bibel genauso ernst nimmt wie die Schöpfung, er erschafft sich sogar einen außerbiblischen „Gott der Evolution“, der nicht in dem engen und „dürftigen Intelligent Design-Bild“ aufgehen würde (S. 99). Bezeichnenderweise wird durch sein eigenes Literaturverzeichnis deutlich, dass der Verfasser über Intelligent Design und Schöpfungswissenschaft nur ein einziges Werk, und zwar das eines erbitterten Gegners der Schöpfungswissenschaft, gelesen hat. Andererseits freut sich der Katholik, dass „die Schöpfungstexte aus der Gefangenschaft des Literalsinns befreit“ worden seien (S. 90).

Das heißt, man müsse sie nicht mehr so verstehen, wie sie sich präsentieren, und brauche auch sonst die in der Bibel genannten Verfasser nicht ernst zu nehmen. So stamme der Psalm 19 eben nicht von David, sondern wäre ursprünglich an einen Sonnengott gerichtet gewesen. Es gäbe verschiedene Schöpfungserzählungen aus ganz verschiedenen Zeiten, die ausdrücken, wie Menschen Schöpfer und Schöpfung aus ihrer „Glaubenserfahrung“ verstanden.

Schließlich habe ein „Redaktor des AT“ (ebenfalls eine Erfindung von Theologen) alles zusammengefügt. Und das würde zeigen, dass dieser „anders als die Kreationisten‚ gerade keine naturkundliche Aussage machen wollte’“ (S. 98). So opfert diese Art von Theologie die Einheitlichkeit und Zuverlässigkeit von Gottes Wort auf dem Altar der Evolutionstheorie, die stattdessen zur Glaubenswahrheit wird.

Für Stinglhammer ist es das christliche Bild der Welt, dass diese „in einem sehr komplizierten Evolutionsprozess entstanden“ sei, „im Tiefsten aber doch aus dem Logos“ komme (S. 99).