ThemenEhe und Familie, Gelebte Bibeltreue

Treue in der Ehe und das Zeugnis für Christus

Die Ermahnung zu sexueller Reinheit und ehelicher Treue hat ihren Grund nicht darin, dass Gott dem Menschen keine sexuelle Freude gönnen würde. Es ist vielmehr so, dass in der Ehebeziehung Gott in besonderer Weise seine Beziehung zum Menschen abbilden wollte. Christen können und sollen auch durch Treue und Keuschheit dafür ein Zeugnis ablegen.

Während sexuelle Vorlieben und Praktiken in unserer Kultur zunehmend in den Vordergrund rücken, werden Christen immer weniger empfindsam für die sexuelle Unmoral, die sie umgibt. Gläubige können dann anfangen, sexuelle Sünden kleinzureden oder vernünftig erklären zu wollen. Die Bibel lehrt uns einige Gründe, warum wir vor jeder sexuellen Unmoral fliehen sollen. Sie warnt uns auch besonders vor dem Anhäufen von Schuld, Scham und Zorn in unserer Beziehung zu Gott und zum Nächsten. Zusätzlich lehrt uns die Heilige Schrift auch über die positive Motivation zur Bewahrung von sexueller Reinheit. Dabei geht es auch darum, dass eheliche Treue ein kraftvolles Zeugnis in dieser Welt ist: nämlich von Gottes Bundestreue in der Schöpfung, in der Erhaltung der Welt und in der Erlösung.

Es ist sogar das Wichtigste der Anliegen Gottes in Hinsicht auf die Ehe, dass sie ein Zeugnis gibt von Gottes Bundestreue. Paulus entfaltet diese Absicht Gottes in seinen Ermahnungen zur Ehe in Epheser 5,22-33. Brautpaare bitten mich regelmäßig, dass ich diesen Abschnitt im Traugottesdienst lese oder auch darüber predige. Allerdings macht Paulus in den Versen 31-32 eine abrupte Unterbrechung in seinen Ausführungen:

Epheser 5,31-32: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und sich mit seiner Frau verbinden. Und die zwei werden völlig eins sein.“ Darin liegt ein tiefes Geheimnis. Ich beziehe es auf Christus und die Gemeinde.

Das heißt also, dass die Ordnung der Ehe etwas Wichtiges über das Verhältnis von Christus zu seiner Kirche bezeugt. Diese Aussage wirft eine wichtige Frage auf. Als Paulus das über das Geheimnis der Ehe schrieb, redete er da wirklich nur über die menschliche Ehe? Um die Frage zu beantworten, hilft ein genauer Blick auf 1Mo 2,24, den Vers, den Paulus zitiert. Das hebräische Wort, das dem „mit seiner Frau verbinden“ oder ihr „anhängen“ zugrunde liegt, heißt dabaq. Dieses Wort beschreibt im Alten Testament nicht nur, wie ein Ehemann seiner Frau anhängt, sondern auch wie das Volk Gottes am Bund mit Gott, dem Herrn, festhalten soll. So z.B. in 5Mo 10,20:

Den HERRN, deinen Gott, sollst du fürchten, ihm sollst du dienen, ihm sollst du anhangen und bei seinem Namen schwören. (Vgl. 5Mo 11,22; 13,4; 30,20; Jos 22,5; 23,8; 2Kön 18,6; Ps 63,8; 199,25.31).

Von Anfang an hatte Gott die Absicht, eine geistliche Ehe mit seinem Volk einzugehen, in der er ihr Gott ist und sie sein Volk (2Mo 6,7; Jer 31,33). Darüber hinaus hat Gott diese Vorstellung von einer Ehe ausgeweitet und gesagt, dass er ein „eifersüchtiger“ Ehemann sein will (2Mo 20,5; 5Mo 32,21; Sach 1,14), der den „Ehebruch“ und die „Hurerei“ seines Volkes sehr ernst nimmt (Jer 3,6; Hes 23,37; Hos 1,2). Bei Jeremia beklagt Gott, was hätte sein können (13,11):

„Denn so, wie der Lendenschurz den Körper des Mannes umschließt [dabaq], wollte ich Israel und Juda um mich haben“, spricht Jahwe. „Sie sollten das Volk sein, das zu mir passt, das mein Ruhm und meine Zierde ist, aber sie wollten nicht hören.“

Wenn aber die Welt auf die Treulosigkeit Israels schaute, konnte sie unmöglich die Wahrheit von Gottes Treue daran sehen.

Zwei Tatsachen zeigen uns, dass die Verbindung von menschlicher Un­treue in der Ehe und der Treu­losig­keit im Bund mit Gott über einen rein symbolischen Vergleich hinausgehen. Erstens warnt uns die Bibel davor, dass sexuelle Unmoral uns auch von Gott wegführt. Gott verbietet den Ehebruch ganz klar in einem der 10 Gebote (2Mo 20,14). Gegen unseren Ehepartner zu sündigen, indem wir Ehebruch begehen, ist tatsächlich eine direkte Sünde gegen Gott (vgl. Ps 51,4). Auch Salomos Leben gibt uns ein ernstes Beispiel für diesen Punkt. Die Bibel beschreibt den direkten Zusammenhang zwischen dem Anhängen (dabaq) von Salomo an die vielen ausländischen Frauen als Verstärker dafür, dass er sein Herz von dem wahren Gott abwandte und auf die fremden Götter seiner Ehefrauen schaute (1Kön 11,2).

Zweitens besteht die Bibel darauf, dass uns sexuelle Sünden von Gott wegbringen, weil sie uns geistlich beflecken. Auch in 1Korinther 6 betont Paulus das „Ein-Fleisch-Sein“ aus 1Mo 2,24, um zu erklären, dass, wer immer mit einer Prostituierten geschlechtlich zusammenkommt, ein Fleisch mit ihr wird (6,16). Während Gott will, dass unsere Herzen Freude daran finden, dass wir ein Geist mit ihm werden, befleckt sexuelle Unmoral unseren Körper und macht ihn unfähig, ein Tempel für den Heiligen Geist zu sein (17-19).

Christus hat trotz unserer Untreue alles getan, um seine Gemeinde als reine, unbefleckte Braut darzustellen. Dazu hat er sein Leben gegeben. Das ist der Maßstab für unseren Kampf für eheliche Treue und sexuelle Reinheit.

Gott hat uns trotzdem von unserem geistlichen Ehebruch erlöst, um die außerordentliche Größe der Errettung durch Christus für seine untreue Braut herauszustellen. Im Alten Testament hatte Gott den Propheten Hosea beauftragt, eine Prostituierte zur Ehefrau zu nehmen – sie hieß Gomer –, um Israels Hurerei gegen seinen Gott abzubilden (Hos 1,2). Hosea holte seine Frau in Treue zurück, nachdem sie sich mit einem anderen Mann einließ und zur Ehebrecherin wurde: „Geh noch einmal hin und liebe eine Frau, die einen Liebhaber hat und im Ehebruch lebt. Denn genauso liebt Jahwe die Israeliten, obwohl sie sich anderen Göttern zuwenden (Hos 3,1). Noch viel größer ist es, dass Christus die Kirche liebt und sich selbst für sie hingegeben hat, indem er sein Leben gab, um sie aus ihrer Verlorenheit zurückzukaufen (Eph 5,25). Obwohl wir schuldig, beschmutzt und befleckt sind, hat uns Christus mit seinem eigenen Blut gereinigt und uns mit dem Wasserbad seines Wortes gewaschen (25-27).

Wir sind zurück bei den Anweisungen von Paulus zur Ehe im Epheserbrief Kapitel 5. Paulus verbindet seine Erklärung, dass die Beziehung von Christus zu seiner Kirche eine arrangierte Ehe darstellt, die Gott von Ewigkeit her geplant hatte, mit Ermahnungen für menschliche Ehen (Eph 5,33):

„Für euch gilt jedenfalls: Jeder liebe seine Frau so wie sich selbst, und die Frau soll ihren Mann achten.“

Paulus stellt auf die eine Ebene das Geheimnis der Verbindung von Christus mit seiner Kirche. Daneben steht auf der anderen Ebene das Geheimnis der menschlichen Ehe. Wenn wir also durch Gottes Gnade in unserer Ehe gemäß dem Vorbild von Christus treu sind, dann tragen wir damit ein Zeugnis von Gottes Treue und seiner Absicht mit der Ehe in die eine treulose Welt. Damit bildet die eheliche Treue das Evangelium von der Treue von Christus ab und die Erlösung in einem Bund, den Gott mit seinem Volk des Neuen Testamentes am Kreuz geschlossen hat.

Übersetzung und Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Ligonier Ministries