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Die Anbetung des lebendigen Gottes
(Teil 2)

Die Anbetung Gottes sollte für den Lebensstil eines Christen grundlegend sein. Doch was bedeutet das genau? Wie lebt man anbetend?

Jeder Christ ist berufen, in der Anbetung Gottes zu leben. Das ist die Berufung seines Lebens schlechthin. Und natürlich muss er sich jetzt entsprechend verhalten: Er muss der Berufung würdig wandeln, wie Paulus schreibt.

Im griechischen Text des Epheserbriefes steht für das deutsche Wort „würdig“ das griechische Wort axios. Axios bezeichnet eigentlich eine Waage, deren zwei Waagschalen genau im Gleichgewicht sind. Und genau darauf will der Apostel Paulus hinaus. Es ist als ob er sagt: Stellt euch eine Waage vor. Auf der einen Waagschale liegt eure Berufung, in der Anbetung Gottes zu leben. Und auf der anderen Waagschale liegt euer Verhalten, euer Lebensstil, euer Tun und Lassen hier auf der Erde. Beide Waagschalen müssen nun im Gleichgewicht zueinander sein. Euer Tun und Lassen hier auf der Erde muss der Berufung Gottes genau entsprechen. Dann ist alles in Ordnung.

Wie sehen Ihre Waagschalen aus? Sind sie im Gleichgewicht oder nicht? Was sagt Ihre geistliche Waage über Ihr Leben aus?

Nun, wie dem auch sei, eines ist jedenfalls klar: Wir sind als ganze Menschen mit unserem ganzen Leben an der Anbetung Gottes beteiligt. Schon das Alte Testament macht auf diese Tatsache unübersehbar aufmerksam. In 5. Mose 6,4-5 heißt es:

Höre Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein! Und du sollst den Herrn deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.

Hier werden die Maßstäbe gesetzt: Das Herz bezeichnet den Bereich unserer Person, der Entscheidungen trifft und den Kurs unseres Lebens navigiert. Die Seele ist der Bereich unserer Emotionen, unserer Kreativität, unserer Hingabefähigkeit. Und die Kraft bezeichnet unsere geistige und körperliche Leistungsfähigkeit. Und alle drei – Herz, Seele und Kräfte – sind bei der Anbetung Gottes beteiligt. Fällt einer der drei aus der Anbetung heraus, wird sie zumindest beeinträchtigt, möglicherweise sogar vollends entwertet.

Biblische Beispiele: In 1. Mose 4 wird von Kain und seinem Bruder Abel berichtet. Beide traten vor Gott, um Ihn mit einem Opfer zu ehren und anzubeten. Aber Gottes Reaktion auf die Anbetung der Brüder fiel recht verschieden aus. 1. Mose 4,3-5 heißt es:

Und es geschah nach geraumer Zeit, dass Kain dem Herrn ein Opfer darbrachte von den Früchten des Erdbodens. Und auch Abel brachte sein Opfer von den Erstlingen seiner Schafe und ihrem Fett. Und der Herr sah Abel und sein Opfer an; aber Kain und sein Opfer sah er nicht an. Da wurde Kain sehr wütend und sein Angesicht senkte sich.

Es ist viel spekuliert worden, was denn wohl der Grund für die Zurückweisung von Kains Opfer gewesen sei. Man hat vermutet, dass es in der Tatsache gelegen habe, dass Kain kein blutiges Opfer gebracht habe, wie Abel. In der Regel wird das dann mit einem Satz aus Hebr 9,22 begründet, wo es heißt, dass ohne Blutvergießen keine Vergebung geschieht. Diese Deutung ist möglich und biblisch legitim.

Der Bericht von Kain und Abels Anbetung legt allerdings noch eine andere Deutung nahe. In Vers 4 heißt es nämlich, dass Abel von den Erstlingen seiner Schafe ein Opfer brachte. Von Kain dagegen heißt es lediglich, dass er von den Früchten des Erdbodens nahm.

Nun ist zum Beispiel im 3. Buch Mose von Speiseopfern die Rede. Dort ist zu lesen, dass für solche Opfer nur das Allerbeste gerade gut genug sei. 3. Mose 2, 1 spricht von „Feinmehl“. 3. Mose 2,14 führt aus, dass dieses Feinmehl aus dem Jungkorn gewonnen werden müsse, also aus den ersten Früchten (3. Mose 2,14), und dass volle Ähren nur sorgfältig geröstet zum Altar gebracht werden dürften. Mit andern Worten: Speiseopfer waren möglich. Es durfte aber nur das Allerbeste der ersten Früchte für sie verwendet werden.

Er brachte also das Beste und Wertvollste vor Gott, was er hatte

Von Abel heißt es, dass er die Erstlinge seiner Schafe als Opfer brachte. Er brachte also das Beste und Wertvollste vor Gott, was er hatte. Von Kain dagegen heißt es, dass er nur von den Früchten des Feldes nahm. Er brachte Durchschnittsware und eben nicht das Beste. Sein Herz war nicht bereit, das Beste für Gott herzugeben. Sein Herz wollte das Beste für sich selbst behalten. Kains Herz und sein Tun waren nicht in Ordnung. Und Gott nahm seine Anbetung darum auch nicht an.

Es wird deutlich: Die Anbetung des lebendigen Gottes lässt sich keinesfalls von unserem sonstigen Leben abtrennen. Beide sind innig miteinander verbunden. Ist das Eine nicht in Ordnung, zählt auch das andere nicht. Ein Leben in kontinuierlich unbereuter Sünde entwertet meine Anbetung im Gottesdienst.

Sehr deutlich wird das auch an unserem nächsten Beispiel. Und das betrifft Israels ersten König Saul. Im 1. Buch Samuel (1. Sam. 15) wird von ihm berichtet. Saul stand damals in Auseinandersetzung mit den Amalekitern, einem aggressiven und militärisch ziemlich hochgerüsteten Volk. Mit über 200.000 Mann ist er damals gegen dieses Volk gezogen. Saul wusste, dass er in Gottes Auftrag handelte. Er wusste, dass er siegen würde. Und tatsächlich: Sauls Truppen behielten die Oberhand. Das Volk der Amalekiter verfiel dem Bann. Das heißt: Alle Männer, Frauen und Kinder dieses Volkes starben.

Und dann beging Saul einen schweren Fehler. Er vollstreckte den Bann nicht so, wie Gott es gesagt hatte: Er machte Ausnahmen: Er bewahrt Agag, den König der Amalekiter auf: Wahrscheinlich erhoffte er sich ein Lösegeld von dessen Freunden. Und er vollstreckte den Bann nicht an allem, was wertvoll war: Schafe, Rinder, Mastvieh, Lämmer, Werkzeuge, Schmuck, Teppiche, Kleider, Waffen, schöne Häuser … Er behielt es für sich.

Wahrscheinlich hatte Saul subjektiv den Eindruck, dass er Gottes Auftrag so weitgehend erfüllt hatte, dass die paar kleinen „Ausnahmen“ eigentlich gar keine Rolle spielten. Wahrscheinlich hatte er das Gefühl: Wenn die große Richtung stimmt, kann man sich schon ein paar kleine Sonderrechte genehmigen. Und so ließ er Ausnahmen bei der Vollstreckung des Banns zu. Er gehorchte Gottes Wort nicht ganz.

Am nächsten Tag ist es dann zur Begegnung zwischen Saul und dem Propheten Samuel gekommen. Und der hat Sauls Ungehorsam schnörkellos auf den Punkt gebracht (1. Sam 15,13-14.19.22):

Als nun Samuel zu Saul kam, sprach Saul zu ihm: Gesegnet seist du vom Herrn! Ich habe des Herrn Wort erfüllt. Samuel antwortete: Und was ist das für ein Blöken von Schafen, das zu meinen Ohren kommt, und ein Brüllen von Rindern, das ich höre? … Warum hast du der Stimme des Herrn nicht gehorcht, sondern hast dich an die Beute gemacht und hast getan, was dem Herrn missfiel? … Meinst du, dass der Herr Gefallen habe am Brandopfer und Schlachtopfer gleichwie am Gehorsam gegen die Stimme des Herrn? Siehe, Gehorsam ist besser als Opfer und Aufmerken ist besser als das Fett von Widdern.

Ein Leben in Ungehorsam kann nicht durch den schönsten Gottesdienst und auch nicht durch die emotionalste Anbetung ausgeglichen werden

Ein Leben in Ungehorsam kann nicht durch den schönsten Gottesdienst und auch nicht durch die emotionalste Anbetung ausgeglichen werden. Im Gegenteil: Ein Leben im Ungehorsam entwertet die Anbetung. Gott will, dass unsere Anbetung in der Gemeinde einerseits und unser Tun und Lassen im Alltag andererseits einander entsprechen: So wird es auch im Bild von der Waage deutlich, wie wir es eben beim Apostel Paulus kennen gelernt haben (axios).

Ein weiteres Beispiel, diesmal aus dem Buch des Propheten Jesaja: Auch hier treffen wir auf die zentrale biblische Aussage, dass Anbetung ein Lebensstil ist, dass das Leben und die Anbetung Gottes nie getrennt werden können, sondern einander entsprechen müssen. In Jesaja 1,10-17 findet sich dieses Wort an das Volk Gottes:

Hört das Wort des Herrn, ihr Fürsten von Sodom! Nimm zu Ohren das Gesetz unseres Gottes, du Volk von Gomorra! Was soll mir die Menge eurer Schlachtopfer? spricht der Herr. Ich bin der Brandopfer von Widdern und des Fettes der Mastkälber überdrüssig, und am Blut der Jungstiere, Lämmer und Böcke habe ich kein Gefallen! Wenn ihr kommt, um vor meinem Angesicht zu erscheinen – wer verlangt dies von euch, dass ihr meine Vorhöfe zertretet? Bringt nicht mehr vergebliches Speisopfer! Räucherwerk ist mir ein Gräuel! Neumond und Sabbat, Versammlungen halten: Frevel verbunden mit Festgedränge ertrage ich nicht! Eure Neumonde und Festzeiten hasst meine Seele; sie sind mir zur Last geworden; ich bin es müde sie zu ertragen. Und wenn ihr eure Hände ausbreitet, verhülle ich meine Augen vor euch, und wenn ihr auch noch so viel betet, höre ich doch nicht, denn eure Hände sind voll Blut!

Wascht euch, reinigt euch! Tut das Böse, das ihr getan habt, von meinen Augen hinweg; hört auf Böses zu tun. Lernt Gutes tun. Trachtet nach dem Recht, bestraft den Gewalttätigen, schafft der Waise Recht, führt den Rechtsstreit für die Witwe.

Und noch einmal Worte des Propheten Jesaja. In Jes 58,2-7 findet sich dieses Gotteswort:

Sie suchen mich Tag für Tag und erheben den Anspruch, meine Wege zu kennen, wie ein Volk, das Gerechtigkeit geübt und das Recht seines Gottes nicht verlassen hat; sie verlangen von mir gerechte Urteile, begehren die Nähe Gottes: „Warum fasten wir, und du siehst es nicht, warum kasteien wir unsere Seelen, und du beachtest es nicht?“

Seht, an eurem Fastentag geht ihr euren Geschäften nach und treibt alle eure Arbeiter an! Siehe, ihr fastet, um zu zanken und zu streiten und dreinzuschlagen mit gottloser Faust; ihr fastet gegenwärtig nicht so, dass euer Schreien in der Höhe Erhörung finden könnte. Meint ihr, dass mir ein solches Fasten gefällt, wenn der Mensch sich selbst einen Tag lang quält und seinen Kopf hängen lässt wie ein Schilfhalm und sich in Sacktuch und Asche bettet? Willst du das ein Fasten nennen und einen dem Herrn wohlgefälligen Tag?

Ist das nicht ein Fasten, an dem ich Wohlgefallen habe: Dass ihr ungerechte Fesseln losmacht, dass ihr die Knoten des Joches löst, dass ihr die Unterdrückten freilasst und jegliches Joch zerbrecht? Besteht es nicht darin, dass du dem Hungrigen dein Brot brichst und arme Verfolgte ins Haus führst, dass, wenn du einen Entblößten siehst, du ihn bekleidest und dich deinem eigenen Fleisch nicht entziehst?

Der Lobpreis im Gottesdienstund das Leben im Alltag müssen einander entsprechen

Anbetung ist ein Lebensstil. Der Lobpreis im Gottesdienst und das Leben im Alltag müssen einander entsprechen. Alles andere ist hohle Äußerlichkeit

Gehen wir einen Schritt weiter: Nachdem wir die Anbetung Gottes als Bestimmung unseres Lebens und als Lebensstil kennen gelernt haben, wollen wir ihr Wesen noch etwas genauer analysieren. Also …

2.3 Anbetung als Antwort.

Wo ist der allererste Psalm in der Bibel zu finden? Nnicht im Buch der Psalmen, wie man vielleicht vermuten könnte … Er findet sich viel weiter vorne in der Bibel, nämlich im 2. Buch Mose, Kapitel 15 und trägt die Überschrift „Moses Lobgesang“. Es handelt sich also um einen Lobpreis-Psalm, um einen Psalm der Anbetung.

Nun ist es so: Dieser allererste Psalm der Bibel weist eine Besonderheit auf, die er mit allen Lobpreispsalmen der Bibel teilt. Diese Besonderheit wird leicht übersehen. Sie gibt uns jedoch Aufschluss darüber, was es mit der Anbetung Gottes im Innersten auf sich hat. Sie erschließt uns eine weitere Grundlinie der Anbetung Gottes. Wir wollen darum versuchen, sie möglichst genau zu fassen.

Hören wir darum hinein in die Anfänge von „Moses Lobgesang“ im 2. Buch Mose, Kapitel 15. Dort heißt es (2. Mose 15,1-2):

Damals sangen Mose und die Israeliten dies Lied dem Herrn und sprachen: Ich will dem Herren singen, denn er hat eine herrliche Tat getan, Ross und Mann hat er ins Meer gestürzt.

Was wir hier haben, ist zunächst der erste biblische Beleg, dass die Anbetung Gottes von Anfang an auch mit Liedern und Musik vonstatten ging. Wenn wir heute also in unseren Gottesdiensten Gott mit Liedern und Musikbegleitung loben, dann stehen wir damit in einer langen biblischen Tradition … Aber darum geht es jetzt weniger. Hören wir noch einmal die erste Strophe von „Moses Lobgesang“:

Ich will dem Herren singen, denn er hat eine herrliche Tat getan, Ross und Mann hat er ins Meer gestürzt.

Wie wir wissen, wurde dieser Psalm unmittelbar nach dem Durchzug des Volkes Israel durch das Schilfmeer geschrieben. Und auf die Ereignisse dieses Durchzuges blickt er natürlich auch zurück: Zum Beispiel auf den jähen Tod der ägyptischen Elite-Soldaten in den zurückflutenden Wassermassen des Schilfmeeres.

Und nun ist interessant, wie dieser Psalm aufgebaut ist. Schauen wir genau hin: Als erstes ist da ein Lobpreisanteil. Er lautet ganz einfach: Ich will dem Herren singen. Und danach folgt eine Begründung für diesen Lobpreis, also ein Begründungsanteil. Und der lautet: Denn (Begründung) er hat eine herrliche Tat getan, Ross und Mann hat er ins Meer gestürzt.

Die Anbetung Gottes ist immer ein Reflex, eine persönlicheAntwort des Menschen auf die großen Taten Gottes

Also: Wir haben in diesem kurzen Anbetungspsalm zwei Anteile: 1. Einen Lobpreisanteil und 2. Einen Begründungsanteil („denn“). Und jetzt ist eines ganz wichtig: Der Begründungsanteil beschreibt eine Tat Gottes: Ross und Mann hat er ins Meer gestürzt. Und wenn wir jetzt fragen: Ja, wie hängen denn die beiden zusammen (Lobpreisanteil und Begründungsanteil), dann lautet die Antwort: Der Begründungsanteil ist das Fundament für den Lobpreisanteil. Das heißt: Mose blickt zurück auf eine Tat Gottes: Ross und Mann hat Gott ins Meer gestürzt. Und an dieser Tat Gottes entzündet sich nun sein Lobpreis: Ich will dem Herren singen. Das heißt: Moses Lobpreis ist ein Reflex, eine Antwort auf eine geschehene Tat Gottes.

Und damit haben wir nun eine ganz wesentliche Besonderheit der Anbetung Gottes entdeckt: Die Anbetung Gottes ist immer ein Reflex, eine persönliche Antwort des Menschen auf die großen Taten Gottes. Anbetung ist also immer so strukturiert, dass sie mit Worten des Lobpreises auf die großen Taten Gottes reagiert. Biblische Anbetung schwingt also nicht irgendwie frei am Trapez! Sie ist immer direkt bezogen auf die großen Taten Gottes. Sie ist die Antwort der Glaubenden auf Gottes Handeln.

Wir wollen das überprüfen. Wir wollen herausfinden, ob sich diese Struktur auch in anderen Anbetungspsalmen der Bibel wiederfinden lässt. Bleiben wir der Einfachheit halber noch einmal bei „Moses Lobgesang“ in 2. Mose 15. Dort heißt es in Vers 2:

Der Herr, ist meine Stärke und mein Lobgesang und ist mein Heil. Das ist mein Gott, ich will ihn preisen, er ist meines Vaters Gott, ich will ihn erheben.

Hier haben wir – ganz eindeutig – wieder einen Lobpreisanteil vor uns. Wenn unsere Analyse korrekt war, müsste nun bald auch wieder ein Bezug auf die großen Taten Gottes zu finden sein. Und tatsächlich, in den Versen 3-5 heißt es:

Der Herr ist der rechte Kriegsmann, Herr ist sein Name. Des Pharaos Wagen und seine Macht warf er ins Meer, seine auserwählten Streiter versanken im Schilfmeer. Die Tiefe hat sie bedeckt, sie sanken auf den Grund wie Steine.

Also, es bestätigt sich: Biblische Anbetung ist immer die Antwort der Glaubenden auf das Handeln Gottes in der Geschichte.

Und jetzt wollen wir weitergehen und uns einige weitere Anbetungspsalmen der Bibel herausgreifen und überprüfen, ob auch sie diese Zweiteilung von Lobpreisanteil und Begründungsanteil aufweisen.

Beginnen wir mit Psalm 9. Dort heißt es so (Ps 9,2):

Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen, und erzähle alle deine Wunder.

Der Lobpreis ist Antwort auf das Handeln Gottes

Wieder findet sich dieselbe Struktur: Da ist ein Lobpreisanteil (Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen) und ein Begründungsanteil (Ich erzähle alle deine Wunder). David, der Verfasser von Psalm 9, will Gott danken. Und die Begründung dafür sind die großen Wunder Gottes, von denen er erzählen will und es dann in Psalm 9 auch ausführlich tut. Auch hier also wieder dieselbe Struktur: Der Lobpreis ist ein Reflex, eine Antwort auf das Handeln Gottes.

Oder Psalm 92, ein weiterer Anbetungspsalm. Auch dort finden wir dieselbe zweigeteilte Struktur vor. Er beginnt mit einem Lobpreis (Ps 92,2-4):

Das ist ein köstlich Ding, dem Herren danken und lobsingen deinem Namen, du Höchster, des Morgens deine Gnade und des Nachts deine Wahrheit verkündigen auf dem Psalter mit zehn Saiten, mit Spielen auf der Harfe.

Und dann, nach dem Lobpreis, die Begründung (Psalm 92,5):

Denn, Herr, du lässest mich fröhlich singen von deinen Werken, und ich rühme die Taten deiner Hände.

Wieder sind die Werke und Taten Gottes der Grund für den Lobpreis der Glaubenden. Der Lobpreis ist Antwort auf das Handeln Gottes.

Noch ein Anbetungspsalm: Psalm 117, ein sehr kurzer Psalm, der nur aus zwei Versen besteht. Dort lesen wir:

Lobet den Herren, alle Heiden! Preiset ihn alle Völker! Denn seine Gnade und Wahrheit walten über uns in Ewigkeit. Halleluja!

Ein wahrlich kurzer Anbetungspsalm. Aber auch er hat die zweigeteilte Struktur: Er beginnt mit einem Lobpreis: Lobet den Herren, alle Heiden! Preiset ihn alle Völker! Und er liefert auch die Begründung dafür: Denn seine Gnade und Wahrheit walten über uns in Ewigkeit. Halleluja! Auch hier antwortet der Lobpreis auf das Handeln Gottes.

Noch ein Beispiel: Psalm 135. Auch hier begegnet uns die inzwischen schon vertraute Anordnung: Erst kommt ein Lobpreis (Verse 1-3):

Halleluja! Lobet den Herrn, lobet, ihr Knechte des Herrn, die ihr steht im Hause des Herrn, in den Vorhöfen am Hause unseres Gottes! Lobet den Herrn, denn der Herr ist freundlich; lobsinget seinem Namen, denn er ist lieblich.

Dann schließt sich die Begründung für den Lobpreis an:

Denn der Herr hat sich Jakob erwählt, Israel zu seinem Eigentum.

Natürlich gibt es in der Bibel noch etliche weitere Anbetungspsalmen. Wir haben jetzt nur einige herausgegriffen. Die Doppelstruktur von Lobpreisanteil und Begründungsanteil aber begegnet uns bei allen immer wieder. Biblische Anbetung ist grundsätzlich auf die Taten Gottes, auf das Handeln Gottes bezogen. Sie hat Antwortcharakter.

Und jetzt können wir aus dieser schlichten Beobachtung eine ziemlich wichtige Schlussfolgerung für die Anbetung heute ziehen. Diese Schlussfolgerung lautet: Wenn die biblische Anbetung unser Maßstab ist, dann muss unsere Anbetung heute auch Antwort sein auf die großen Taten Gottes. Sie muss Antwort sein auf das Handeln Gottes in der Geschichte der Menschheit.

Und jetzt gehen wir sofort noch einen Schritt weiter und fragen: Wo erfahren wir denn etwas über die großen Taten Gottes? Wo bekommen wir denn Informationen über das Handeln Gottes in der Menschheitsgeschichte geliefert? Und da lautet die Antwort nun: Wir bekommen sie im Wort Gottes geliefert, in der Bibel Alten und Neuen Testaments geliefert. Und damit ist klar: Unsere Anbetung heute muss unmittelbar auf das Wort Gottes bezogen sein. Sie muss eine Antwort auf die großen Taten Gottes sein, wie sie in der Bibel berichtet werden. Biblisch fundierte Anbetung ist Antwort auf das Wort Gottes.

Die Doppelstruktur von Lobpreisanteil und Begründungsanteil begegnet uns immer wieder

Um nun nicht missverstanden zu werden: Natürlich gibt es im Leben jedes einzelnen und auch im Leben jeder Gemeinde aktuelle Anlässe zum Lobpreis und zur Anbetung Gottes: Vielleicht hat jemand eine besondere Bewahrung erlebt, oder er ist von langer Krankheit gesund geworden. Oder Gott hat ihn in besonderer Weise gesegnet; oder ein Mensch ist zum Glauben gekommen. Das ist Anlass zum Lobpreis und zur Anbetung Gottes. Und natürlich können und sollen solche Erfahrungen und Ereignisse in der Anbetung Gottes Raum haben. Aber das biblische Wort bleibt dabei immer die Grundlage, an der wir alle Erfahrungen und Ereignisse messen. Das biblische Wort bleibt der Maßstab, an dem wir alle aktuellen Erfahrungen mit Gott messen. Auch der Lobpreis Gottes für ganz aktuelle Ereignisse und Erfahrungen bleibt immer bezogen auf das klare und unfehlbare Wort Gottes.

Ein letzter Schritt bleibt uns noch in diesem zweiten Kapitel. Eine letzte Grundlinie gilt es noch zu entdecken. Und diese Grundlinie versucht nun, die Anbetung Gottes angemessen zu definieren …

2.4 Anbetung als biblischer Begriff.

Wer eine Kurzdefinition von „Anbetung“ sucht, kommt auf keinen Fall am vierten Kapitel des Johannesevangeliums vorbei. Denn dort findet sich die kürzeste und gleichzeitig umfassendste Bestimmung dieses biblischen Begriffs. Im Gespräch mit einer samaritanischen Frau an einem Brunnen der Stadt Sichar hat Jesus diese Begriffsbestimmung gegeben. Hören wir zunächst den Wortlaut dessen, was Jesus damals gesagt hat (Joh 4,21-24):

Jesus spricht zu ihr: Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, wo ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen, denn das Heil kommt von den Juden. Aber die Stunde kommt und ist schon da, wo die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden; denn der Vater sucht solche Anbeter. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.

In nur vier Versen hat Jesus hier alles Wesentliche über die wahre Anbetung Gottes gesagt. Und es lohnt sehr, die einzelnen Punkte noch einmal konzentriert zur Kenntnis zu nehmen. Wir werden manches wiederentdecken, das wir schon miteinander erarbeitet haben.

Wahre Anbetung Gottes ist nicht festgelegt auf äußere Dinge, auf bestimmte Orte, Feiertage, Riten und Gebräuche

Jesus beginnt mit dem Einfachsten und Offensichtlichsten: Wahre Anbetung Gottes ist nicht an bestimmte Orte gebunden: Weder an den Berg Garizim, in dessen unmittelbarer Nähe Jesus sich zu dem Zeitpunkt gerade befand, noch an den Zionsberg in Jerusalem, wo damals der Tempel stand. Wahre Anbetung Gottes ist nicht festgelegt auf äußere Dinge, auf bestimmte Orte, Feiertage, Riten und Gebräuche. Wahre Anbetung Gottes ist eine Sache, die von innen kommt, die ein Mensch mit dem Herzen, mit der Seele und mit allen seinen Kräften tut. So ist es schon im Abschnitt über Anbetung als Lebensstil deutlich geworden. Anbetung, wie Gott sie sucht, besteht nicht in äußeren Dingen, sondern kommt aus dem ganzen Herzen des ganzen Menschen.

Und dann formuliert Jesus das Entscheidende:

Aber die Stunde kommt und ist schon da, wo die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden; … Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.

„Müssen“ steht da. Die Gott anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. Nicht „können“, steht da, nicht „sollten“, auch nicht „dürfen“, sondern müssen. Das heißt: Hier wird keine Option präsentiert, keine bloße Möglichkeit, sondern eine zwingende Notwendigkeit: Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.

Im Geist und in der Wahrheit. Was meint Jesus damit genau? Nehmen wir uns zunächst den Begriff „Geist“ vor: Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist … anbeten.

Die Ausleger sind sich im Wesentlichen einig, dass mit Geist hier der Heilige Geist gemeint ist, nicht der Geist des Menschen. Das kann man daran erkennen, dass Jesus zunächst feststellt, dass Gott Geist ist. Und gleich danach macht er klar, dass Anbetung nur im Geist geschehen kann. Da liegt es nahe, dass in beiden Fällen vom Geist Gottes die Rede ist.

Also, fragen wir: Wie sieht sie aus, die Anbetung Gottes im Heiligen Geist? Und warum ist die Anbetung im Heiligen Geist eine zwingende Notwendigkeit?

Eine erste Antwort erschließt sich, wenn man bedenkt, was Christen eigentlich für Leute sind: Es sind Menschen, die den Geist Gottes bekamen als sie Christen wurden. Sie wurden in dem Augenblick, als sie die Bekehrung zu Jesus vollzogen, neu geboren im Heiligen Geist (Joh 3,5), und sie wurden mit dem Heiligen Geist versiegelt (Eph 4,30). Das heißt, er wurde ein fester Bestandteil ihres Lebens. Und dieser Heilige Geist ist es, der die Verbindung zwischen jedem einzelnen Christen und dem lebendigen Gott herstellt. Der Heilige Geist lässt uns die Bibel verstehen, lässt uns wachsen und reifen im Vertrauen zu Gott und zieht uns immer tiefer hinein in die Gemeinschaft mit dem Vater im Himmel. Er betet sogar an unserer Stelle, wenn wir es aus irgendeinem Grunde nicht können (Röm 8,26).

Und damit ist klar: Wer den Geist Gottes nicht hat, der hat überhaupt keine Verbindung zu Gott. Der kann überhaupt nicht Gott anbeten, so wie es angemessen ist. Und darum ist für die Anbetung Gottes die Gegenwart des Heiligen Geistes in uns zwingend erforderlich. Kein bekennender Muslim, um nur ein Beispiel zu nennen, kann eine Anbetung vollziehen, wie Gott sie will. Er kann es nicht, weil er den Heiligen Geist nicht hat.

Soweit, so gut. Aber es gibt mehr zu entdecken: Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist … anbeten. Das heißt auch: Wer Gott anbeten will, dessen Leben muss unter der Leitung des Heiligen Geistes stehen. Im Römerbrief 8,14 heißt es dazu: Alle, die durch den Geist Gottes geleitet werden, die sind Gottes Kinder.

Zur Anbetung des lebendigen Gottes im Geist gehört es also, dass mein Tun und Lassen dem Willen Gottes entspricht, dass ich den Heiligen Geist nicht durch handfeste Sünde betrübe (Eph 4,30), sondern mein Leben am Wort Gottes und seinen Maßstäben ausrichte. Wer sein Leben als Christ kontinuierlich durch Fehlverhalten und Schuld belastet, kann keine Anbetung vollziehen, wie Gott sie gefällt. Sein Leben steht in krassem Gegensatz zu der Reinheit und Heiligkeit Gottes.

Wer als Christ kontinuierlich in Sünde lebt und nicht bereit ist, mit ihr zu brechen, verbaut sich selbst den Weg zur Anbetung Gottes

Um nun nicht missverstanden zu werden: Wir müssen nicht erst perfekt sein, bevor wir wahre Anbetung vollziehen können. Solange wir auf dieser Erde leben, werden wir nicht perfekt. Aber: Wer als Christ kontinuierlich in Sünde lebt und nicht bereit ist, mit ihr zu brechen und konkrete, schmerzhafte Buße zu tun, der verbaut sich selbst den Weg zur Anbetung Gottes im Heiligen Geist. Diese Thematik klang schon im Kapitel über die Anbetung als Lebensstil an. Hier in den Worten Jesu werden wir neu daran erinnert.

Anbetung im Heiligen Geist hat noch einen weiteren wichtigen Aspekt: Jesus sagt Johannes 16,13-14:

Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, so wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, das wird er reden. … Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er´s nehmen und euch verkündigen.

Der Heilige Geist ist der, der Christen in alle Wahrheit leitet. Und die „Wahrheit“, das ist nun nicht irgendetwas. Die „Wahrheit“ ist das biblische Wort mit Jesus Christus als seiner Mitte. Wenn nun der Heilige Geist in die ganze Wahrheit leitet, und die Wahrheit das biblische Wort ist, was ist dann „Anbetung im Heiligen Geist“? Antwort: Es ist eine Anbetung, die sich verbindlich und gehorsam am biblischen Wort orientiert. Es ist eine Anbetung, die sich immer wieder das Wort Gottes vom Geist Gottes aufschließen lässt und es beherzigt. Es ist eine Wort-Gottes-bezogene Anbetung. Es ist eine Anbetung, die sich vom Wort Gottes her immer wieder anleiten und korrigieren lässt.

Und damit wird jetzt auch klar, was Jesus meint, wenn er sagt, dass diejenigen, die Gott anbeten, ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten müssen. Wahre Anbetung ist gegründet und gebunden in der Wahrheit des Wortes Gottes. Auch dies wurde schon im Abschnitt über die Anbetung als Antwort deutlich. Hier werden wir nur neu daran erinnert.

Anbetung ist die natürlichste und angemessenste Haltung, die wir Menschen Gott gegenüber einnehmen können

Bleibt noch eines, bevor dies Kapitel über die Grundlinien der Anbetung abgeschlossen werden kann. In Joh 4,23 betont Jesus, dass der Vater solche Anbeter sucht, die ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. „Sucht …“ das ist ein sehr starkes Wort, das ein aktives Handeln Gottes beschreibt. Es ist in der Tat so, dass der lebendige Gott Menschen sucht, die Ihn anbeten. Und natürlich könnte man an dieser Stelle fragen: Ja, warum ist das so, dass Gott solche Menschen sucht? Und die Antwort lautet: Einfach, weil es angemessen ist. Es ist angemessen, dass wir Menschen unserem Schöpfer, Erlöser und Erhalter anbetend gegenübertreten. Denn Er ist Gott, und wir sind Menschen. Anbetung ist also die natürlichste und angemessenste Haltung, die wir Menschen Gott gegenüber überhaupt einnehmen können. Es ist schließlich die Bestimmung von uns Menschen. Und darum sucht Gott solche Menschen: Menschen, die nicht gegen Ihn rebellieren, oder ihm mit kalter Gleichgültigkeit gegenüberstehen, sondern ihrer Bestimmung gerecht werden und Ihn anbeten im Geist und in der Wahrheit.

3. Die Praxis der Anbetung.

3. 1. Der Gott, den wir anbeten.

Wer über Anbetung spricht, tut gut daran, von vornherein im Blick zu behalten, wie denn in der Bibel selbst Gott angebetet wird. Welche Schwerpunkte setzen die biblischen Schriften in der konkreten, praktischen Anbetung Gottes? Mit welchen Worten wird in der Bibel selbst Gott angebetet und warum?

Einiges davon haben wir schon kennen gelernt: Wir haben Worte der Anbetung aus dem Alten Testament, aus dem 2. Buch Mose und den Psalmen gehört. Wir haben Worte der Anbetung Gottes aber auch aus dem Neuen Testament, dem Römer-, Epheser- und Philipperbrief wahrgenommen. Und jetzt, wo es um die Praxis der Anbetung geht, soll dasjenige Buch der Bibel zu Wort kommen, das in der Tat viel zu diesem Thema beizutragen hat: Und das ist das Buch der Offenbarung.

Die Offenbarung präsentiert an mindestens vier verschiedenen Stellen Gebete, die im Himmel gebetet werden. Genauer: Es präsentiert konkrete Anbetung Gottes, die von den himmlischen Heerscharen am Thron Gottes gebetet wird. Und wir sind gut beraten, wenn wir diesen Einblick in die Anbetung der himmlischen Welt gut zur Kenntnis nehmen. Er kann uns Hilfe und Orientierung für unsere eigene Anbetung hier auf der Erde sein.

Das Buch der Offenbarung liefert uns mehrere Aspekte der Anbetung Gottes. Drei möchte ich herausgreifen, nämlich die Anbetung Gottes als den Schöpfer, als den Erlöser (das Lamm) und als den König. Alle drei zeigen jene besondere Eigenart der Anbetung, die wir uns vorhin bereits vor Augen geführt haben: Sie sind ein Reflex, eine Antwort auf die großen Taten Gottes.

3. 1. 1. Die Anbetung des Schöpfers.

Hören wir hinein in das vierte Kapitel des Buches der Offenbarung (Offb 4,1-11). Dort heißt es:

Nach diesem schaute ich, und siehe, eine Tür war geöffnet im Himmel; und die erste Stimme, die ich gleich einer Posaune mit mir reden gehört hatte, sprach: Komm hier herauf, und ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen muss!

Und sogleich war ich im Geist; und siehe, ein Thron stand im Himmel, und auf dem Thron saß Einer. Und der darauf saß, war in seinem Aussehen einem Jaspis- und einem Sardisstein gleich; und ein Regenbogen war rings um den Thron, der glich in seinem Aussehen einem Smaragd. Und rings um den Thron waren 24 Throne, und auf den Thronen sah ich 24 Älteste sitzen, die mit weißen Kleidern bekleidet waren und auf ihren Häuptern goldene Kronen hatten.

Und von dem Thron gingen Blitze und Donner und Stimmen aus, und sieben Feuerfackeln brannten vor dem Thron, welche die sieben Geister Gottes sind. Und vor dem Thron war ein gläsernes Meer, gleich Kristall; und in der Mitte des Thrones und rings um den Thron waren vier lebendigen Wesen; voller Augen vorn und hinten. Und das erste lebendige Wesen glich einem Löwen, das zweite lebendige Wesen glich einem jungen Stier, das dritte lebendige Wesen hatte ein Angesicht wie ein Mensch, und das vierte lebendige Wesen glich einem fliegenden Adler. Und jedes einzelne von den vier lebendigen Wesen hatte sechs Flügel; ringsherum und inwendig waren sie voller Augen, und unaufhörlich rufen sie bei Tag und bei Nacht:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr, Gott, der Allmächtige, der war und der ist und der kommt!

Wir sind gut beraten, wenn wir diesen Einblick in die Anbetung der himmlischen Welt gut zur Kenntnis nehmen

Und jedesmal, wenn die lebendigen Wesen Herrlichkeit und Ehre und Dank darbringen dem, der auf dem Thron sitzt, der lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, so fallen die 24 Ältesten nieder vor dem, der auf dem Thron sitzt, und beten den an, der lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie werfen ihre Kronen vor dem Thron nieder und sprechen:

Würdig bist du, o Herr, zu empfangen den Ruhm und die Ehre und die Macht; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen sind sie und wurden sie geschaffen!

In der Anbetung des Lebendigen Gottes treffen wir zunächst auf den heiligen Gott: Heilig, heilig, heilig ist der Herr, beten die lebendigen Wesen in Offb 4,8. Es ist Gott, der Allmächtige, der war und der ist und der kommt!

Am Anfang steht der heilige Gott. Und das ist beileibe kein Zufall. Denn das Wesen Gottes ist zutiefst Licht und Reinheit und Wahrheit. Im 1. Johannesbrief (1Joh 1,5) heißt es: Gott ist Licht, und in ihm ist gar keine Finsternis. Wer in die Anbetung Gottes eintritt, muss damit rechnen, dass er unversehens vor dem heiligen Gott steht, dessen Heiligkeit ihn erschreckt und ihm seine eigene Unwürdigkeit schlagartig bewusst macht.

Auch der Prophet Jesaja hat erlebt, dass er mit in die Anbetung der himmlischen Heerscharen hineingenommen und unversehens mit der Heiligkeit Gottes konfrontiert wurde. Er hat damals einen Schrei ausgestoßen. Ein Schrei des Entsetzens war sein einziger Beitrag zu der im Gang befindlichen Anbetung Gottes. In Buch des Propheten Jesaja (Jes 6,1-5) wird davon berichtet:

Ein Schrei des Entsetzens war sein einziger Beitrag zu der im Gang befindlichen Anbetung Gottes

Im Todesjahr des Königs Ussija sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron, und seine Säume erfüllten den Tempel. Seraphim standen über ihm; jeder von ihnen hatte sechs Flügel: mit zweien bedeckten sie ihr Angesicht, mit zweien bedeckten sie ihre Füße und mit zweien flogen sie. Und einer rief dem andern zu und sprach: „Heilig, heilig, heilig, ist der Herr der Heerscharen; die ganze Erde ist erfüllt von seiner Herrlichkeit.“ Da erbebten die Pfosten der Schwellen von der Stimme des Rufenden, und das Haus wurde mit Rauch erfüllt. Da sprach ich: Wehe mir, ich vergehe! Denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen und wohne unter einem Volk, das unreine Lippen hat; denn meine Augen haben den König, den Herrn der Heerscharen, gesehen.

Die Anbetung Gottes kann bisweilen etwas anders laufen, als wir es geplant haben. Es kann geschehen, dass das biblische Wort uns vor den Herrn der Heerscharen stellt, dessen Wesen Heiligkeit ist. Und dann wäre es gut und angemessen, wenn wir es machten wie Jesaja und unsere eigene Unwürdigkeit und Sündhaftigkeit vor Gott eingestehen würden. Anbetung ist Antwort auf die Taten Gottes und das Wesen Gottes, das sich in seinen Taten zeigt. Und die Antwort auf die Begegnung mit dem heiligen Gott ist Scham und Schulderkenntnis. Und ganz gewiss ist es kein schlechter Beginn der Anbetung, wenn wir sie mit dem Bekenntnis unserer eigenen Unwürdigkeit beginnen.

Psalm 51 unterstreicht diese Erkenntnis. Dort ist auch von der Anbetung Gottes die Rede. Und dort heißt es (Ps 51,17-19):

Herr, tue meine Lippen auf, dass mein Mund deinen Ruhm verkündige. Denn Schlachtopfer willst du nicht, ich wollte sie dir sonst geben, und Brandopfer gefallen dir nicht. Die Opfer, die Gott gefallen sind ein geängsteter Geist. Ein zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten.

Hier haben wir die Grundvoraussetzung der Anbetung Gottes: Ein Herz, das seine eigene Ichhaftigkeit und Sündhaftigkeit erkennt und den Abstand zu dem heiligen Gott empfindet und darum geängstet und zerschlagen ist. Vergessen wir es also nicht: Die erste Voraussetzung biblischer Anbetung ist die Einsicht in die eigene Erlösungsbedürftigkeit.

Nach der Anbetung des heiligen Gottes, die Anbetung des Schöpfers: Würdig bist du, o Herr, heißt es in Offb 4,11, zu empfangen den Ruhm und die Ehre und die Macht; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen sind sie und wurden sie geschaffen!

Es ist schon auffällig: Die Anbetung Gottes, wie sie uns das Buch der Offenbarung präsentiert, beginnt nicht mit der Anbetung des gnädigen, erbarmenden Gottes. Sie beginnt nicht mit der Anbetung des Sohnes Gottes, der sein Leben gab. Sie beginnt mit der Anbetung des Schöpfers. Warum ist das wohl so? Darf man das überhaupt machen? Muss denn nicht das Kreuz am Anfang stehen und alles andere überragen?

Nun, die Anbetung, die im Thronsaal Gottes geschieht, stellt jedenfalls unverkennbar die Anbetung des Schöpfers an den Anfang. Und es ist auch klar, warum: Wer Gott als Schöpfer nicht kennt, wird sich auch nicht nach Gott, dem Erlöser ausstrecken. Wer nicht begriffen hat, dass er als Mensch einen Schöpfer hat, dem er verantwortlich ist, der wird wohl kaum nach dem Retter suchen, der ihn im Gericht Gottes bewahrt.

Der Apostel Paulus hat in seinen Evangelisationspredigten gern als erstes über Gott, den Schöpfer gepredigt. Er wusste: Wer sich selbst als Geschöpf des Schöpfers erkannt hat, versteht, dass Gott eines Tages Bilanz ziehen wird über sein Leben. Und das wird ihn offen machen für die Botschaft des Evangeliums.

Am Anfang der Anbetung steht also der heilige Gott, der Schöpfer und Erhalter der Erde. Und in der Tat, seine Anbetung zieht sich quer durch die Bibel hindurch: Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes und die Ausdehnung verkündigt das Werk seiner Hände, betet Psalm 19,1. Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner, fügt Psalm 24 hinzu (V.1). Und Salomo betete anlässlich der Tempeleinweihung (1Chr 29,14):

Denn was bin ich, und was ist mein Volk, dass wir Kraft haben sollten, in solcher Weise freiwillig zu geben? Denn von dir kommt alles, und aus deiner eigenen Hand haben wir dir gegeben.

Wer Gott als Schöpfer nicht kennt, wird sich auch nicht nach Gott, dem Erlöser ausstrecken

Die Anbetung des Schöpfers haben wir so bitter nötig!

  • Wenn wir den Schöpfer nicht mehr anbeten, dann wächst die Gefahr, dass wir die Erde als unser Eigentum betrachten und ausbeuten und missbrauchen für selbstsüchtige Zwecke. Könnte es sein, dass viele der ökologischen Probleme, mit denen die Menschheit heute zu kämpfen hat, aus einer fehlenden Anbetung des Schöpfers resultiert?
  • Wenn wir den Schöpfer nicht mehr anbeten, wächst die Gefahr, dass wir schludrig und verschwenderisch mit den Dingen und Mitteln umgehen, die Gott uns anvertraut hat.
  • Wenn wir den Schöpfer nicht mehr anbeten, dann vergessen wir, dass der lebendige Gott es ist, der uns alles reichlich zum Genuss darreicht (1. Tim. 6,17).
  • Wenn wir den Schöpfer nicht mehr anbeten, dann schleicht sich leicht eine zynische Einstellung zum Leben ein, die gar nicht mehr sieht, was Gott alles an Gutem tagtäglich in unser Leben füllt.

Und nicht zuletzt: Es ist die vertrauensvolle Hingabe an Gott, den Schöpfer, der uns hilft, auch in Zeiten des Leides nicht zu resignieren, sondern den Glauben zu bewähren. Im 1. Petrusbrief heißt es schließlich:

Daher sollen auch die, welche nach dem Willen Gottes leiden, ihre Seelen ihm, als dem treuen Schöpfer anvertrauen und dabei das Gute tun.

Die Anbetung des Schöpfers – Peter Strauch hat sie in einem sehr schönen Lied einfühlsam in Worte gefasst:

Herr, ich sehe deine Welt, das weite Himmelszelt, die Wunder deiner Schöpfung. / Alles das hast du gemacht, den Tag und auch die Nacht, wir danken dir dafür. / Berge, Flüsse und die Seen, die Täler und die Höh´n sind Zeichen deiner Liebe. / Sonne, Wolken, Sand und Meer, die loben dich so sehr, sie preisen deine Macht.

Darum bete ich dich an, weil ich nicht schweigen kann. / Die Freude füllt mein Singen. / Staunend habe ich erkannt, ich bin in deiner Hand, und du lässt mich nicht los.

Es ist die vertrauensvolle Hingabe an Gott, den Schöpfer, der uns hilft, auch in Zeiten des Leides nicht zu resignieren

Auch die Menschen sind von dir und haben Leben hier / durch deine große Güte. / Fühlen, Wollen und Verstand, sind Werke deiner Hand, entstammen deinem Plan. / Ist der Mensch auch sehr entstellt, weil er die Sünde wählt, du willst ihn nicht zerstören. / Deine Liebe macht ihn frei von aller Tyrannei, wenn er auf dich vertraut.

Darum bete ich dich an, weil ich nicht schweigen kann. / Die Freude füllt mein Singen. / Staunend habe ich erkannt, ich bin in deiner Hand, und du lässt mich nicht los.

3. 1. 2. Die Anbetung des Erlösers.

Das fünfte Kapitel im Buch der Offenbarung führt uns hinein in die Anbetung von Jesus Christus, dem Erlöser. Im biblischen Sprachgebrauch: Es führt uns mitten hinein in die Anbetung des „Lammes“. Im Buch der Offenbarung (Offb 5, 6 – 14) heißt es:

Und ich sah, und siehe, in der Mitte des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten stand ein Lamm, wie geschlachtet; es hatte sieben Hörner und sieben Augen, welche die sieben Geister Gottes sind, die ausgesandt sind über die ganze Erde. Und es kam und nahm das Buch aus der Rechten dessen, der auf dem Thron saß.

Und als es das Buch nahm, fielen die vier lebendigen Wesen und die 24 Ältesten vor dem Lamm nieder, und sie hatten jeder eine Harfe und eine goldene Schale voll Räucherwerk; das sind die Gebete der Heiligen. Und sie sangen ein neues Lied, indem sie sprachen:

Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du bist geschlachtet worden und hast uns für Gott erkauft mit deinem Blut aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen, und hast uns zu Königen und Priestern gemacht für unseren Gott, und wir werden herrschen auf Erden.

Und ich sah, und ich hörte eine Stimme von vielen Engeln rings um den Thron und um die lebendigen Wesen und die Ältesten; und ihre Zahl war zehntausendmal zehntausend und tausendmal tausend; die sprachen mit lauter Stimme: Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Ruhm und Lob!

Und jedes Geschöpf, das im Himmel und auf der Erde und unter der Erde ist, und was auf dem Meer ist, und alles, was in ihnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebührt das Lob und die Ehre und der Ruhm und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!

Und die vier lebendigen Wesen sprachen: Amen! Und die 24 Ältesten fielen nieder und beteten den an, der lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Der bekannte Prediger und Theologe Dr. Martyn Lloyd-Jones hat einmal geschrieben: „Ein Christ ist jemand, der es kaum fassen kann, dass ihm vergeben wurde. Er nimmt diese Vergebung niemals als selbstverständlich hin.“

Und genau darum geht es in der Anbetung von Jesus. Sie steht in nicht enden wollendem Staunen vor der Tatsache, dass der Sohn Gottes bereit war, sein Leben zu geben für eine in Sünde verlorene Welt. Sie steht in nicht enden wollendem ehrfürchtigen Staunen vor der Tatsache, dass es dieses Sühneopfer am Kreuz von Golgatha wirklich gegeben hat, dass es ausreicht für jede noch so tiefe Sünde und dass es für alle Zeiten gültig ist.

Achtundzwanzigmal wird Jesus im Buch der Offenbarung das „Lamm“ genannt. Und schon allein diese Zahl zeigt den Stellenwert, den Jesus, der Gekreuzigte und Auferstandene in der biblischen Offenbarung hat: Er ist die Mitte.

Das wird auch gleich zu Beginn des Textes aus Offb 5 deutlich. Da heißt es (Offb 5,6): Und ich sah, und siehe, in der Mitte des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten stand ein Lamm, wie geschlachtet.

Das Lamm – ein Bild für Jesus, den Erlöser – steht in der Mitte des Thrones. Der Vater sitzt auf dem Thron (Offb 5,1). Das Lamm aber steht in der Mitte des Thrones. Jesus, der Erlöser, ist die Mitte der Anbetung Gottes.

Und jetzt schauen wir gleich weiter, wie das Lamm Gottes im Einzelnen beschrieben wird (Offb 5,6): Es hat sieben Hörner. Sieben ist in der Bibel immer die Zahl der Vollkommenheit. Und so sind sieben Hörner ein Bild für die vollkommene Macht des Lammes. Und dann weiter: Das Lamm hat auch sieben Augen. Sie sind ein Zeichen für seine vollkommene Weisheit. Und es hat sieben Geister: Sie sind ein Zeichen für seine Allgegenwart auf der Erde.

Das Lamm in der Mitte des Thrones ist allmächtig, allwissend und allgegenwärtig

Das Lamm in der Mitte des Thrones ist allmächtig, allwissend und allgegenwärtig. Es ist erhöht über alle Mächte der Erde: Gott hat Christus zu seiner Rechten gesetzt in den himmlischen Regionen, heißt es im Epheserbrief (Eph 1,20-22), hoch über jedes Fürstentum und jede Gewalt, Macht und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird nicht allein in dieser Weltzeit, sondern auch in der zukünftigen; und er hat alles seinen Füßen unterworfen. Und der alleinige, beherrschende Grund für diese einzigartige, herausgehobene Position ist sein Sühnetod am Kreuz auf Golgatha. Offb 5,12 bringt es in Worten der Anbetung auf den Punkt:

Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Ruhm und Lob!

Die Anbetung des Lammes ist das Zentrum der Anbetung Gottes. Denn: Hätte es das Lamm Gottes nicht gegeben, gäbe es heute überhaupt keine Anbetung aus Menschenmund. Es gäbe dann nur Verlorenheit.

Eine Gemeinde, die Jesus als das Lamm Gottes anbetet, zeigt damit vor Gott, dass das Evangelium, die Gute Nachricht von Jesus, bei ihr zum Ziel gekommen ist: Schließlich ist die Anbetung Gottes die Bestimmung unseres Lebens!

Hätte es das Lamm Gottes nicht gegeben, gäbe es heute überhaupt keine Anbetung aus Menschenmund. Es gäbe dann nur Verlorenheit

Eine Gemeinde, die Jesus anbetet als das Lamm Gottes, ist aber gleichzeitig auch eine Gemeinde, in der das Feuer der Evangelisation brennt: Es ist unmöglich, einerseits Jesus Christus als das Lamm Gottes anzubeten und andererseits gleichgültig an den Menschen vorbeizugehen, die noch verloren sind. Eine Gemeinde, die in der Anbetung des Lammes steht, ist darum immer auch eine Gemeinde, die Jesus bekennt vor den Menschen.

Friedrich von Bodelschwingh hat die Anbetung des Jesu, des Mannes von Golgatha unvergleichlich in Worte gefasst. Er schreibt:

Nun gehören unsre Herzen ganz dem Mann von Golgatha, / der in bittren Todesschmerzen das Geheimnis Gottes sah. / Das Geheimnis des Gerichtes über aller Menschen Schuld, / das Geheimnis neuen Lichtes aus des Vaters ew´ger Huld.

Nun in heil´gem Stilleschweigen stehen wir auf Golgatha, / tief und tiefer wir uns neigen vor dem Wunder, das geschah, / als der Freie ward zum Knechte und der Größte ganz gering, / als für Sünder der Gerechte in des Todes Rachen ging.

Doch ob tausend Todesnächte liegen über Golgatha, / ob der Hölle Lügenmächte triumphieren fern und nah: / Dennoch dringt als Überwinder Christus durch des Sterbens Tor, / und die sonst des Todes Kinder, führt zum Lichte er empor.

Schweigen müssen nun die Feinde vor dem Sieg von Golgatha, / die begnadigte Gemeinde sagt zu Christi Wegen Ja! / Ja, wir danken deinen Schmerzen, ja wir preisen deine Treu, / ja, wir dienen dir von Herzen; Ja, du machst einst alles neu.

 


Zum ersten Teil des Artikels „Die Anbetung des lebendigen Gottes“