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100 Jahre Berliner Erklärung: Pharisäischer Hochmut oder geistliche Mahnung?

100 Jahre nach der „Berliner Erklärung“ kennen viele ihren Anlass, Sinn und ihre Zielrichtung nicht mehr und sehen nur ein Hindernis zur Einheit der Christen oder gar einer Erweckung. Nüchterne Aufklärung ist notwendig.

Es ist 100 Jahre her, dass mit dieser Erklärung der letzte Schritt zur Spaltung der damaligen Gemeinschaftsbewegung, denn in ihren Kreisen kam die deutsche Pfingstbewegung auf, vollzogen wurde.

War es ein mutiger Schritt, durch den die Autoren der „Berliner Erklärung“ in geistlicher Verantwortung „warnend ihre Stimme gegen die sogenannte Pfingstbewegung“ erhoben? Oder war es die inquisitorische Äußerung fanatischer Pharisäer, die das neue Wirken des Heiligen Geistes nicht akzeptieren wollten?

Die als „Berliner Erklärung“ bekannt gewordene Stellungnahme hat die geistliche Landschaft Deutschlands im 20. Jahrhundert entscheidend mitgeprägt. Viele reden über sie, ja, verurteilen sie, ohne ihren Inhalt jemals gelesen zu haben. Deshalb ist hier Aufklärung dringend notwendig.

Mit der „Berliner Erklärung“ vom 15. September 1909 wurde ein Damm gegen die damals immer stärker werdende Gefahr eines schwärmerischen Abgleitens großer Teile der Gemeinde Jesu in Deutschland errichtet. Die Initiatoren, die überwiegend aus der Gemeinschaftsbewegung und den mit ihnen verbundenen Kreisen der Evangelischen Allianz kamen, widerstanden mit der „Berliner Erklärung“ nicht nur der seit 1907 aus den USA kommenden Pfingstbewegung, sondern sie korrigierten mit dieser Erklärung auch theologische und seelsorgerliche Fehlentwicklungen,1 die schon Jahrzehnte vor der „Berliner Erklärung“ in der Gemeinschaftsbewegung um sich gegriffen hatten. Durch diese Erklärung wurde, abweichend von vielen anderen Ländern, über lange Zeit die religiöse Schwärmerei aus den evangelistisch arbeitenden Landeskirchlichen Gemeinschaften, Werken und Freikirchen in Deutschland weitgehend heraus gehalten.2

Immer waren Schwärmereien, die oft sogar okkulte Züge trugen, eine Gefährdung der Gemeinde.

Die deutsche Pfingstbewegung ging in ein Ghetto, aus dem heraus sie ihre Schwärmerei nur schwer in die bestehenden Gemeinden und Gemeinschaften einstreuen konnte. Sie spaltete sich, wie überall in der Welt, in unterschiedliche Gruppen und Grüppchen,3 die sich teils gegenseitig bekämpfen und verketzern. Trotzdem gehen alle pfingstlichen Gruppierungen davon aus, dass der Geist der Pfingstbewegung ursprünglich als Erweckung von Gott kam.Die „Berliner Erklärung“ ist auch auf dem kirchengeschichtlichen Hintergrund Deutschlands von Bedeutung. Denn immer waren Schwärmereien eine Gefährdung der Gemeinde.

Vom Mittelalter angefangen über die Reformation, den alten Pietismus und die Zeit der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts bis in die heutige Zeit musste sich die Gemeinde mit Abirrungen und schwärmerischen Tendenzen auseinandersetzen. Oft trugen diese schwärmerischen Bewegungen sogar deutlich okkulte Züge.4 Die „Berliner Erklärung“ nahm darauf Bezug.

Erst seit dem Eindringen der Charismatischen Bewegung in Teile der Evangelischen und Katholischen Kirche ändert sich die Akzeptanz der Pfingstbewegung im kirchlichen Raum Deutsch- lands.5 Durch diese Bewegung drangen pfingstliche Elemente auch in Freikirchen und Gemeinschaften ein.

Die deutsche Pfingstbewegung hatte zwei Wurzeln: Eine in Deutschland besonders gepflegte überzogene Heiligungslehre und die teilweise ekstatischen Frömmigkeitsäußerungen der in den USA entstanden Los Angeles-Bewegung, die die Mutter der weltweiten Pfingstbewegung wurde.

Aufgrund der kirchengeschichtlichen Besonderheiten Deutschlands6 hatte am Anfang vor allem die aus dem Pietismus kommende Gemeinschaftsbewegung Probleme mit der Pfingstbewegung. Die Pfingstbewegung entstand in Deutschland als Abspaltung der im Gnadauer Verband zusammengeschlossenen Landeskirchlichen Gemeinschaften. Deshalb hatte der größte Teil der Akteure auf beiden Seiten einen landeskirchlich-pietistischen Hintergrund.

Vom Anfang an war die „Berliner Erklärung“ den Pfingstlern und ihren geistigen Verwandten ein großes Ärgernis. War man doch davon überzeugt, dass der in den Pfingstgemeinden bestimmende Geist der Träger einer großen endzeitlichen Erweckung sein würde. So wurden die geistlichen Verantwortungsträger, die hinter der „Berliner Erklärung“ standen, von sogenannten Propheten der Pfingstbewegung als „Füchse, Wölfe, giftige Schlangen“ bezeichnet, die der Herr „verwerfen, verbrennen, wegstoßen, verfluchen“ wird. Gleichzeitig machten die Pfingstler die „Berliner Erklärung“ für die größten Verbrechen und Katastrophen des 20. Jahrhunderts wie den 2. Weltkrieg und die Berliner Mauer verantwortlich.7 Auch werden von interessierter Seite seit Jahrzehnten Fehlinformationen über die „Berliner Erklärung“ verbreitet. So z.B. die Behauptung, die „Berliner Erklärung“ besage, dass jedes aktive Mitglied der Pfingstbewegung dämonisch besessen sei.

Durch das Eindringen der Charismatischen Bewegung in die evangelikale Landschaft errang die Pfingst- und die ihr verwandte Charismatische Bewegung, seit den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts auch in Deutschland die Anerkennung, auf die sie lange vergeblich gehofft hatte. Ihre in vielen pfingstlerischen Prophezeiungen immer wieder vorgetragene Vision einer notwendigen feierlichen Rücknahme der „Berliner Erklärung“ blieb zwar bis heute nur ein Wunschtraum, aber indem sie seit 1996 von der Deutschen Evangelischen Allianz und seit 2009 vom Gnadauer Verband nicht mehr als pietistisches Bekenntnis angesehen, sondern zur zeitgebundenen Aussage Einzelner erklärt wurde, ist die „Berliner Erklärung“ für die heutige Arbeit der Evangelikalen relativiert.

Man machte die „Berliner Erklärung“ für die größten Verbrechen und Katastrophen des 20. Jahrhunderts verantwortlich.

Heute wird im Gegensatz zu den Forderungen der „Berliner Erklärung“ auf fast allen Ebenen der evangelikalen Bewegung mit der Pfingstbewegung und der Charismatischen Bewegung zusammengearbeitet. Nicht nur über ihr Liedgut und die in charismatischen Kreisen entstandenen Anbetungsformen, sondern auch über pfingstlerisch-theologische Ansätze beeinflusst der Geist der Pfingstbewegung die Evangelikalen.

100 Jahre nach der „Berliner Erklärung“ ist es sinnvoll, die „Berliner Erklärung“ neu bekannt zu machen sowie einige kaum bewusste Hintergrundinformationen zum Inhalt, zum Zustandekommen und den Motiven der Initiatoren neu ins Bewusstsein zu rufen. Auch ist es von Bedeutung, die heute teilweise nicht mehr so bekannten Persönlichkeiten, die in den damaligen Auseinandersetzungen eine Rolle spielten, etwas näher kennenzulernen.

  • Auf welchem geistlichen Hintergrund kam es zur „Berliner Erklärung“?
  • Wer waren die Initiatoren der „Berliner Erklärung“?
  • War die „Berliner Erklärung“ mit ihren folgerichtigen Konsequenzen eine Notwendigkeit?
  • War die „Berliner Erklärung“ ein Segen oder ein Hindernis für die Gemeinde Jesu in Deutschland?
  • Hat die „Berliner Erklärung“ hilfreiche Funktionen auch für unsere Zeit?

Mangelnde Beugung über eigene Sünde verschließt den Weg zu neuen Segnungen.

Diesen Fragen wollen wir uns aus theologischer, kirchengeschichtlicher und seelsorgerlicher Sicht annähern.

Deshalb soll, bei aller Deutlichkeit, diese Standortbestimmung keine Kampfschrift, sondern eine Information, Erinnerung und Handreichung sein.

 

Die Berliner Erklärung vom 15. September 1909

Die unterzeichnenden Brüder erheben warnend ihre Stimme gegen die sogenannte Pfingstbewegung.

1. Wir sind nach ernster gemeinsamer Prüfung eines umfangreichen und zuverlässigen Materials vor dem Herrn zu folgendem Ergebnis gekommen:

a) Die Bewegung steht in untrennbarem Zusammenhang mit der Bewegung von Los Angeles, Christiana, Hamburg, Kassel, Großalmerode.

Die Versuche, diesen Zusammenhang zu leugnen, scheitern an den vorliegenden Tatsachen.

b) Die sogenannte Pfingstbewegung ist nicht von oben, sondern von unten; sie hat viele Erscheinungen mit dem Spiritismus gemein. Es wirken in ihr Dämonen, welche, vom Satan mit List geleitet, Lüge und Wahrheit vermengen, um die Kinder Gottes zu verführen. In vielen Fällen haben sich die sogenannten „Geistbegabten“ nachträglich als besessen erwiesen.

c) An der Überzeugung, dass diese Bewegung von unten her ist, kann uns die persönliche Treue und Hingebung einzelner führender Geschwister nicht irre machen, auch nicht die Heilungen, Zungen, Weissagungen usw., von denen die Bewegung begleitet ist.

Schon oft sind solche Zeichen mit ähnlichen Bewegungen verbunden gewesen, z.B. mit dem Irvingianismus, ja selbst mit der „christlichen Wissenschaft“ (Christian Science) und dem Spiritismus.

d) Der Geist in dieser Bewegung bringt geistige und körperliche Machtwirkungen hervor, dennoch ist es ein falscher Geist. Er hat sich als solcher entlarvt.

Die hässlichen Erscheinungen wie Hinstürzen, Gesichtszuckungen, Zittern, Schreien, widerliches, lautes Lachen usw. treten auch diesmal in Versammlungen auf. Wir lassen dahingestellt, wie viel davon dämonisch, wie viel hysterisch oder seelisch ist, gottgewirkt sind solche Erscheinungen nicht.

e) Der Geist dieser Bewegung führt sich durch das Wort Gottes ein, drängt es aber in den Hintergrund durch sogenannte „Weissagungen“ (vgl. 2Chr 18,18-22). Überhaupt liegt in diesen Weissagungen eine große Gefahr, nicht nur haben sich in ihnen handgreifliche Widersprüche herausgestellt, sondern sie bringen da und dort Brüder und ihre ganze Arbeit in sklavische Abhängigkeit von diesen „Botschaften“. In der Art ihrer Übermittlung gleichen die letzteren den Botschaften spiritistischer Medien.

Die Übermittler sind meist Frauen. Das hat an verschiedenen Punkten der Bewegung dahin geführt, dass gegen die klaren Weissagungen der Schrift Frauen, sogar junge Mädchen, leitend im Mittelpunkt stehen.

2. Eine derartige Bewegung als von Gott geschenkt anzuerkennen, ist uns unmöglich. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass in den Versammlungen die Verkündigung des Wortes Gottes durch die demselben innewohnende Kraft Früchte bringt. Unerfahrene Geschwister lassen sich durch solche Segnungen des Wortes Gottes täuschen. Diese ändern aber an dem Lügencharakter der ganzen Bewegung nichts (vgl. 2Kor 11, 3.4.14).

3. Die Gemeinde Gottes in Deutschland hat Grund, sich tief zu beugen darüber, dass diese Bewegung Aufnahme finden konnte. Wir alle stellen uns wegen unserer Mängel und Versäumnisse, besonders auch in der Fürbitte, mit unter diese Schuld. Der Mangel an biblischer Erkenntnis und Gründung, an heiligem Ernste und Wachsamkeit, eine oberflächliche Auffassung von Sünde und Gnade, von Bekehrung und Wiedergeburt, eine willkürliche Auslegung der Bibel, die Lust an neuen aufregenden Erscheinungen, die Neigung zu Übertreibungen, vor allem aber auch Selbstüberhebung – das alles hat dieser Bewegung die Wege geebnet.

4. Insonderheit aber ist die unbiblische Lehre vom sogen. „reinen Herzen“ für viele Kreise verhängnisvoll und für die sogenannte Pfingstbewegung förderlich geworden. Es handelt sich dabei um den Irrtum, als sei die „innewohnende Sünde“ in einem begnadigten und geheiligten Christen ausgerottet. Wir halten fest an der Wahrheit, dass der Herr die Seinigen vor jedem Straucheln und Fallen bewahren will und kann (1Thess 5,23; Jud 24.25; Hebr 13,21) und dass dieselben Macht haben, durch den Heiligen Geist über die Sünde zu herrschen. Aber ein „reines Herz“, das darüber hinausgeht, auch bei gottgeschenkter, dauernder Bewahrung mit Paulus demütig sprechen zu müssen: „Ich bin mir selbst nichts bewusst, aber dadurch bin ich nicht gerechtfertigt“, empfängt der Mensch überhaupt auf Erden nicht. Auch der gefördertste Christ hat sich zu beugen vor Gott, der allein Richter ist über den wahren Zustand der Herzen, vgl. 1Kor 4,4.

„Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns“, 1Joh 1,8.

In Wahrheit empfängt der Gläubige in Christo ein fleckenlos gereinigtes Herz, aber die Irrlehre, dass das Herz in sich einen Zustand der Sündlosigkeit erreichen könne, hat schon viele Kinder Gottes unter den Fluch der Unaufrichtigkeit gegenüber der Sünde gebracht, hat sie getäuscht über Sünden, die noch in ihrer Gedankenwelt, in ihren Versäumnissen oder in ihrem Zurückbleiben hinter den hohen Geboten Gottes in ihrem Leben liegen. Es kann nicht genug ermahnt werden, für die Sünde ein Auge sich zu bewahren, welches nicht getrübt ist durch eine menschlich gemachte Heiligung oder durch eine eingebildete Lehre von der Hinwegnahme der Sündennatur.

Mangelnde Beugung über eigene Sünde verschließt den Weg zu neuen Segnungen und bringt unter den Einfluss des Feindes. Traurige Erfahrungen in der Gegenwart zeigen, dass da, wo man einen Zustand von Sündlosigkeit erreicht zu haben behauptet, der Gläubige dahin kommen kann, dass er nicht mehr fähig ist, einen Irrtum zuzugeben, geschweige denn zu bekennen. Eine weitere traurige Folge falscher Heiligungslehre ist die mit ihr verbundene Herabsetzung des biblischen, gottgewollten ehelichen Lebens, indem man mancherorts den ehelichen Verkehr zwischen Mann und Frau als unvereinbar mit wahrer Heiligung hinstellt, vgl. 1Mo 1,28 und Eph 5,31.

5. In der sogenannten „Pfingstbewegung“ steht in Deutschland Pastor Paul als Führer vor der Öffentlichkeit. Er ist zugleich der Hauptvertreter der vorstehend abgewiesenen unbiblischen Lehren. Wir lieben ihn als Bruder und wünschen ihm und der Schar seiner Anhänger in Wahrheit zu dienen. Es ist uns ein Schmerz, gegen ihn Stellung nehmen zu müssen. An Aussprachen mit ihm und an Ermahnungen im engeren und weiteren Brüderkreis hat es nicht gefehlt. Nachdem alles vergeblich war, müssen wir nun um seinet- und der Sache Gottes willen hiermit aussprechen: Wir, die unterzeichnenden Brüder, können ihn als Führer und Lehrer in der Gemeinde Jesu nicht mehr anerkennen. Wir befehlen ihn in Liebe, Glaube und Hoffnung der zurechtbringenden Gnade des Herrn.

6. Wir glauben, dass es nur ein Pfingsten gegeben hat, Apg 2. Wir glauben an den Heiligen Geist, welcher in der Gemeinde Jesu bleiben wird in Ewigkeit, vgl. Joh 14,16. Wir sind darüber klar, dass die Gemeinde Gottes immer wieder erneute Gnadenheimsuchungen des Heiligen Geistes erhalten hat und bedarf. Jedem Einzelnen gilt die Mahnung des Apostels: „Werdet voll Geistes!“ Eph 5,18. Der Weg dazu ist und bleibt völlige Gemeinschaft mit dem gekreuzigten, auferstandenen und erhöhten Herrn. In ihm wohnt die Fülle des Geistes leibhaftig, aus der wir nehmen Gnade um Gnade.

Wir erwarten nicht ein neues Pfingsten; wir warten auf den wiederkommenden Herrn.

Wir bitten hiermit alle unsere Geschwister um des Herrn und seiner Sache willen, welche Satan verderben will: Haltet euch von dieser Bewegung fern!

Wer aber von euch unter die Macht dieses Geistes geraten ist, der sage sich los und bitte Gott um Vergebung und Befreiung. Verzaget nicht in den Kämpfen, durch welche dann vielleicht mancher hindurchgehen wird. Satan wird seine Herrschaft nicht leichten Kaufes aufgeben. Aber seid gewiss:

Der Herr trägt hindurch! Er hat schon manchen frei gemacht und will euch die wahre Geistesausrüstung geben.

Unsere feste Zuversicht in dieser schweren Zeit ist diese: Gottes Volk wird aus diesen Kämpfen gesegnet hervorgehen!

Das dürft auch ihr, liebe Geschwister euch sagen, die ihr erschüttert vor den Tatsachen steht, vor welche unsere Worte euch stellen. Der Herr wird den Einfältigen und Demütigen Licht geben und sie stärken und bewahren.

Wir verlassen uns auf Jesum, den Erzhirten. Wenn jeder dem Herrn und seinem Worte den Platz einräumt, der ihm gebührt, so wird er das Werk seines Geistes, das er in Deutschland so gnadenreich angefangen hat, zu seinem herrlichen, gottgewollten Ziele durchführen.

Wir verlassen uns auf ihn, der da spricht: „Meine Kinder und das Werk meiner Hände lasset mir anbefohlen sein!“ Jes 45,11.

Berlin, den 15. September 1909

Bähren, Hannover; Bartsch, Charlottenburg; Blecher, Friedrichshagen; Broda, Gelsenkirchen; A.Dallmeyer, Leipzig; Dolmann, Wandsbek; Engel, Neurode; Evers, Rixdorf; Frank, Hamburg; Grote, Oberfischbach; Hermann, Berlin; Heydorn, Frankfurt a. Oder; Huhn, Freienwalde a. Oder; Ihloff, Neumünster; Jörn, Berlin; Kmitta, Preuss.-Bahnau; Knippel, Duisburg; Köhler, Berlin; Graf Korff, Hannover; Kühn, Gr. Lichterfelde;  Lammert, Berlin; Lohe, Breslau; K. Mascher, Steglitz; Fr. Mascher, Lehe i. Hannover; Meister, Waldenburg i. Schlesien; Merten, Elberfeld; Michaelis, Bielefeld; Freiherr v. Patow, Zinnitz; Rohrbach, Charlottenburg; von Rothkirch, Berlin; Rudersdorf, Düsseldorf; Ruprecht, Herischdorf; Sartorius, Sterbfritz; Scharwächter, Leipzig; Schiefer, Neukirchen; Schopf, Witten a. d. Ruhr; Schrenk, Barmen; Schütz, Berlin; Schütz, Rawitsch; Seitz, Teichwolframsdorf; Simoleit, Berlin; Stockmayer, Hauptweil; Freiherr von Thiele-Winckler,  Rothenmoor; Thiemann, Marklissa; von Treskkow, Camenz i. Schlesien; Freiherr von Thümmler, Selka; M. Urban, Kattowitz; Urbschat, Hela; Vasel, Königsberg; von Viebahn, Stettin; Wächter, Frankfurt a. Main; Wallraff, Berlin; Warns, Berlin; Wittekindt, Wernigerode a. Harz; Wüsten, Görlitz; von Zastrow, Gr. Breesen.

Nachschrift

Zustimmung zu vorstehender Erklärung sind erbeten an Pastor Wittekindt, Wernigerode am Harz, Papental 15.

Der Beitrag ist die Einleitung zu einem Buch des Verfassers.


  1. Seit 1874 verbreitete sich eine perfektionistische Heiligungslehre unter den Erweckten in Deutschland. Ihr Hauptvertreter im deutschsprachigen Raum, der pietistische Theologe Pfarrer Jellinghaus, hat sich schon 1906, drei Jahre vor der „Berliner Erklärung“ von ihr distanziert. 

  2. Hermann Schöpwinkel, erklärte: „Wäre, menschlich gesprochen, die Berliner Erklärung nicht gekommen, so wäre die durch Gottes Gnade und Heiligen Geist entstandene Deutsche Gemeinschaftsbewegung samt der Evangelischen Allianz in einem Sumpf der Hölle geendet.“ 

  3. Spaltung wurde zu einem typischen Kennzeichen dieser Bewegung. 

  4. Z. B. der Irvingianismus, der seit 1810 auch in Deutschland an Einfluss gewann. Über die Neuapostolische Kirche, die in Deutschland entstand, bekam er großen Einfluss. 

  5. Hier ist u.a. der amerikanische lutherische Pfarrer Larry Christenson eine Schlüsselfigur. Im Gegensatz zur Pfingstbewegung versucht die Charismatische Bewegung, keine neuen Kirchen zu gründen, sondern vorhandene Kirchen mit ihren Gedanken zu durchdringen. 1967 tauchte sie erstmals in Deutschland auf. Christenson hielt auf Einladung von Pfarrer Arnold Bittlinger einen ersten Vortrag in der Evangelischen Akademie der Pfalz in Enkenbach. 

  6. Es gab fast das ganze Volk erfassende Landeskirchen. Die Obrigkeit setzte deren Monopol mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln durch. Freikirchen konnten sich erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bilden. So sammelten sich die Erweckten weitgehend in Landeskirchlichen Gemeinschaften, die mehr oder weniger mit den Kirchen verbunden waren. 

  7. So äußerte sich zum Beispiel Albert Goetz, ein unabhängiger Pfingstprediger, in der Pfingstlerzeitschrift „Mehr Licht“ 1957 Nr. 6. Goetz leitete den Mehr-Licht-Verlag. Die Zeitschrift „Mehr Licht“ erreichte eine Auflage von bis zu 200.000 Exemplaren. Was die Mauer und den Krieg angeht, findet sich die Quelle im seinerzeit sehr populären Buch von Ernst Giese, „… und flicken die Netze“, Metzingen: Ernst Franz: 1983 (1976), S. 135. Ich verweise auch noch auf die neuere Veröffentlichung „Freikirchen und Juden im Dritten Reich“ (V&R 2011) S. 127-128, wo Loren Cunningham ähnlich zitiert wird.